Freitag, November 22, 2024
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China 2023: keine Abkopplung in Sicht 

Als sich 2018 zunehmend ein Handelskrieg zwischen China und den USA abzeichnete, hat das die Märkte und das Argument für Investments in Asien stark erschüttert. Insbesondere Beschränkungen im Bereich Technologietransfers, aber auch andere Handelshemmnisse sorgten für Unsicherheit und stellen bis heute ein Hindernis für Investitionen in Asien dar. Immerhin stellen Elektronik und andere technische Produkte ein Drittel der Exporte des asiatischen Markts dar. Die Covid-Pandemie hat die Besorgnis auf das gesamte verarbeitende Gewerbe ausgedehnt. Die vorübergehenden Unterbrechungen der globalen Lieferketten haben zu Engpässen in nahezu allen Bereichen geführt, von Baumaterialien über Autoteile bis hin zu Halbleitern – und haben die Globalisierung in Frage gestellt.

Handel und Investitionen wesentlich gestiegen

Zwar haben diese Entwicklungen einige große Unternehmen dazu veranlasst, ihre Beschaffungs- oder Produktionsaktivitäten in Asien zu reduzieren und in andere Länder abzuwandern. Eine weitreichende Abkopplung von der Region und insbesondere von China ist jedoch nicht zu beobachten. Ganz im Gegenteil: Trotz Pandemie und Handelskrieg hat sich das Handelsvolumen zwischen den USA und China in den vergangenen vier Jahren wesentlich erhöht – von 620 Mrd. USD auf Jahresbasis im Juni 2018 auf 801 Mrd.

USD im August 2022. Das lag vor allem an der deutlichen Zunahme von US-Lieferungen nach China, eine Folge des im Januar 2020 unterzeichneten Phase-One-Abkommens. Ähnliche Entwicklungen der Handelsvolumina und Investments sind zudem auch bei den Ländern der ASEAN-Region1 zu beobachten, da US-Importeure ihre Aktivitäten auf Südostasien ausgedehnt haben. Und auch die ausländischen Direktinvestitionen (ADI) in China zeigen in den vergangenen sechs Jahren ein deutliches Wachstum. 

Asiens Lieferketten verschieben sich 

Dennoch lässt sich im asiatischen Raum eine Verschiebung erkennen. Es bildet sich gerade ein neues Importmuster: die China + 1-Strategie. Dabei produzieren Unternehmen weiterhin in China für den lokalen Markt, verlagern jedoch einen Teil ihrer Kapazitäten in die ASEAN-Staaten. Mehr aus den ASEAN-Staaten zu importieren, bedeutet jedoch nicht, weniger von China zu kaufen oder sich gar komplett von dem Land abzukoppeln. Vielmehr ist die Verlagerung ein Mittel, um zukünftig Unterbrechungen der Lieferkette aufgrund wirtschaftlicher und politischer Ereignisse zu vermeiden – und damit die Schwachstellen zu schließen, die die Corona-Pandemie aufgedeckt hat.

Dies ist eine Entwicklung, die sich auch in der Zunahme ausländischer Direktinvestitionen in die ASEAN-Länder widerspiegelt. Interessant dabei ist, dass ein Großteil dieser Investitionen aus China selbst kommt. 40 Prozent der Gesamtinvestitionen in die südostasiatischen Staaten entfallen auf das Reich der Mitte – vor einigen Jahren waren es nur 10 Prozent. Dies treibt die Integration der Lieferketten zwischen ASEAN und China weiter voran. Früher wurden die Komponenten von den ASEAN-Staaten nach China verschifft und von dort an die Märkte weltweit verkauft. Jetzt scheint sich der Prozess umzukehren: China beliefert die ASEAN-Staaten, die mit den Produkten ihre Exporte in die Welt ankurbeln.

Inflationsangst im Westen macht Kostenvorteile in Asien interessant

Die Verlagerung der asiatischen Lieferkette spiegelt auch die chinesische Politik des „Doppelten Wirtschaftskreislaufs“ wider. Peking nutzt seine internen Wachstums­impulse nicht nur, um sein Binnenwachstum zu fördern, sondern auch, um das regionale Wachstum voranzutreiben. Für Anleger schafft dies eine gute Grundlage, um langfristig in den asiatischen Schwellenländern und in China zu investieren. Aus makroökonomischer Sicht kann diese Entwicklung zu starken intraregionalen Wirtschaftsverflechtungen führen, die dem Trend zur Deglobalisierung entgegenwirken. Hinzu kommen die weiter anhaltenden Inflationssorgen, insbesondere in den USA und Europa, die auch über den Großteil des Jahres 2023 weiter fortbestehen dürften. Der höhere Druck auf die Inputpreise hebt die Kostenvorteile, die der asiatische Markt bietet, noch deutlicher hervor.

Es sind subtile Verschiebungen, die Asien zu einer aufstrebenden und zunehmend vielschichtigen Produktionsstätte für die Weltmärkte machen. China bleibt auch in Zukunft ihr Anker und Mittelpunkt. Investoren sollten diese Entwicklungen bei ihren Investitionsentscheidungen in Asien im Blick behalten und als Chancen nutzen.

1) Zu den Mitgliedstaaten der Vereinigung Südostasiatischer Nationen (Association of Southeast Asian Nations = ASEAN) gehören Brunei, Kambodscha, Indonesien, Laos, Malaysia, Myanmar, die Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam

Bild Foto Chi Lo, Senior Market Strategist Asia Pacific bei BNP Paribas Asset Management 

Quelle redRobin. Strategic Public Relations GmbH

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