Lissabon, 01. Sep – Portugals Notenbankchef Mario Centeno warnt vor übereilten Maßnahmen zur Bekämpfung der anhaltend hohen Inflation. Denn es sei zu erwarten, dass sich die Teuerung mit der Zeit wieder abschwäche und sich dem Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) annähere, sagte das EZB-Ratsmitglied am Donnerstag. „Wir sollten – als Verbraucher und Entscheidungsträger – besorgt sein und handeln angesichts der Inflationszahlen, die wir sehen“, sagte er. Centeno wies aber auch auf eine Notwendigkeit hin, bei diesen Entwicklungen eine längere Sichtweise zu beachten. „Und wir sollten von Geduld geleitet sein“, fügte er hinzu.
„Eine prozyklische Politik ist alles, was wir vermeiden sollten“, sagte der Notenbanker. Darunter werden unter Volkswirten Maßnahmen verstanden, die den jeweils aktuellen Konjunkturtrend noch verstärken. Eine größere Koordination der jeweils nationalen Politik sei erforderlich. Dies gelte auch auf europäischer Ebene, fügte Centeno hinzu.
Die EZB entscheidet am kommenden Donnerstag auf ihrer Zinssitzung, wie sie auf den jüngsten Anstieg der Inflation auf mehr als neun Prozent im Euro-Raum reagieren soll. An den Börsen gilt eine Zinserhöhung um mindestens 0,50 Prozentpunkte bereits als ausgemachte Sache. Mehrere Euro-Notenbanker hatten sich in den vergangenen Tagen allerdings dafür ausgesprochen, auch eine noch stärkere Anhebung um 0,75 Prozentpunkten auf der Sitzung zu diskutieren. Die Inflation im Euro-Raum war im August auf ein Niveau von 9,1 Prozent gestiegen – der bislang höchste Wert seit Einführung der Gemeinschaftswährung. Das ist mehr als vier mal so hoch wie das Ziel der EZB, die zwei Prozent Inflation für die Wirtschaft anstrebt.
Centeno (EZB) warnt vor vorschnellen Entscheidungen zur Inflation
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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