Frankfurt/Berlin, 19. Okt – Die Bundesregierung hat den Ausbau des Ladestellennetzes für Elektroautos auf den Weg gebracht. Das Kabinett verabschiedete am Mittwoch den Masterplan Ladeinfrastruktur. „Die Infrastruktur müsse fit werden für klimafreundliche Mobilität“, erklärte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP). „Wir wissen, dass der Hochlauf der Elektromobilität rasant wird, deshalb müssen wir schnell sein.“ Laden müsse so einfach wie Tanken werden. Der Plan sei die Grundlage für flächendeckendes und nutzerfreundliches Stromtankstellen.
Die Bundesregierung will dafür sorgen, dass bis 2030 mindestens 15 Millionen E-Autos und damit etwa zehn Mal so viele wie heute auf den Straßen sind, für die eine Million öffentliche Ladepunkte neben privat betriebenen zur Verfügung stehen sollen.Derzeit gibt es rund 68.000 öffentliche Ladestellen, davon 11.000 Schnellladestellen. Bis 2025 stellt der Bund dafür 6,3 Milliarden Euro zur Verfügung.
LÜCKEN SCHLIESSEN
Der Plan umfasst knapp 70 Maßnahmen – etwa zur Koordination des Ausbaus, Konzepte für Förderprogramme, den Abbau bürokratischer Hemmnisse oder die Beteiligung der Energie- und Automobilwirtschaft. Rund 80 Akteure, unter anderem Länder und Kommunen sowie Verbände und Unternehmen hätten sich an dem Konzept beteiligt. An der Planung beteiligt ist die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur (NLL). „Die Ladeinfrastruktur muss aus Nutzersicht gedacht werden“, betonte deren Sprecher Johannes Pallasch. Es dürfe keine Lücken und keine Friktionen geben. Genehmigungen zum Errichten von Ladepunkten müssten schneller erteilt werden, Ladestellen ins Stromnetz integriert und das Gesamtsystem digitalisiert werden.
Geplant ist zum Beispiel ein Förderprogramm für private Ladestellen, die von eigener Photovoltaik gespeist und als Stromspeicher genutzt werden können. Ins Auge gefasst wird auch eine Finanzierung privater Ladestellen in Wohngebieten für Nutzer ohne privaten Stellplatz. Der Staat will vor allem da unterstützen, wo sich Ladestellen für einen privaten Betreiber nicht rechnen. Nächstes Jahr soll der Aufbau eines speziellen, besonders leistungsstarken Ladenetzes für E-LKW ausgeschrieben werden. Wer die geringsten Subventionen verlangt, erhält den Zuschlag für den Aufbau der Ladestationen. Ähnlich geht die Regierung bei Schnelllade-Säulen für PKW vor.
KRITIK DER ENERGIEWIRTSCHAFT
Bei den Wirtschaftsverbänden stieß der Plan auf Lob und Kritik. Der Verband der Automobilwirtschaft (VDA) begrüßte ihn als bedeutenden Schritt auf dem Weg zu einer leistungsstarken Ladeinfrastruktur. Entscheidend sei Tempo bei der Umsetzung, erklärten der VDA und auch der Autoimporteursverband VDIK. Die Autoindustrie kritisiert schon länger, dass der Ausbau nicht mit dem Hochlauf von Elektroautos in Deutschland Schritt hält. Bei Lademöglichkeiten für Lkw müsse es schneller gehen als geplant, monierte der VDA. Die Autoindustrie werde ihren Beitrag leisten. Das Ziel eines Aufbaus von 15.000 öffentlichen Ladepunkten bis Jahresende werde erreicht.
Der Verband der Energiewirtschaft BDEW verwarf den Masterplan als „teure Schaufensterpolitik“. Bremsklötze der öffentlichen Verwaltung würden nicht beseitigt und nur noch mehr Bürokratie aufgebaut, erklärte BDEW-Chefin Kerstin Andreae. „Wie das immer noch nicht abgeschlossene Ausschreibungsverfahren des für 2023 angekündigten ‚Deutschlandnetzes‘ zeigt, macht der Staat den Ausbau des Ladeangebots nicht schneller, besser oder günstiger.“ Der privatwirtschaftliche Ausbau der Ladestellen laufe und sei auf dem richtigen Weg. Nach einer Umfrage des Verbandes sei nicht das Laden, sondern das Fahrzeugangebot der wesentliche Engpass.
Bundesregierung will eine Million Ladestellen für E-Autos schaffen
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
Hier findet ihr den aktuellen Livestream zum Thema Web3 NFT Metaverse Talk