Donnerstag, November 14, 2024
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Bundesbank-Präsident für „entschlossenes“ Vorgehen gegen hohe Inflation

Frankfurt, 30. Aug – Auch Bundesbank-Präsident Joachim Nagel macht sich angesichts des außergewöhnlichen Inflationsschubs im Euro-Raum für eine kräftige Zinsanhebung stark. „Die Geldpolitik muss entschlossen reagieren, um die Glaubwürdigkeit des Inflationsziels zu bewahren“, sagte Nagel in einer Rede in Berlin bei der European School of Management and Technology (ESMT) laut Manuskript. Ansonsten verlören Unternehmen, private Haushalte und Tarifparteien womöglich den Glauben an das mittelfristige Inflationsziel. „Die Inflationsraten kehren nicht von allein zum Inflationsziel der Notenbank zurück“, sagte er.

Im Juli erreichte die Inflation in der Euro-Zone einen neuen Rekordwert von 8,9 Prozent. Die Rate ist damit viermal so hoch wie das Inflationsziel der EZB, die zwei Prozent als optimalen Wert für die Wirtschaft ansteuert. Wie sich die Verbraucherpreise im August entwickelt haben, dürfte an diesem Mittwoch klarwerden. Dann legt das europäische Statistikamt Eurostat seine erste Schätzung vor. Volkswirte erwarten einen Anstieg auf 9,0 Prozent. Angesichts des Preisschubs bei Energie infolge des Ukraine-Kriegs werden für den Herbst auch zweistellige Raten nicht ausgeschlossen.

Wie der Bundesbank-Präsident ausführte, zeigen Daten aus einer Reihe von Ländern, dass ein Vorziehen von Zinsschritten – Notenbanker sprechen hierbei von „front-loading“ – das Risiko eines Konjunktureinbruchs verringert. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte im Juli wegen der ausufernden Inflation die Zinswende eingeleitet und die Zinsen anders als in Aussicht gestellt um kräftige 0,50 Prozentpunkte angehoben. Es war die erste Zinserhöhung seit 2011. Der Leitzins liegt nun bei 0,50 Prozent. Für die nächste Zinssitzung am 8. September wird ebenfalls ein kräftiger Zinsschritt erwartet. Inzwischen haben sich mehrere Euro-Notenbanker dafür ausgesprochen, dann auch eine noch größere Anhebung um 0,75 Prozentpunkte zu diskutieren.

Wie groß aus seiner Sicht der nächste Zinsschritt ausfallen sollte, sagte Nagel in der Rede nicht. Er merkte aber an, dass er die kräftige Zinserhöhung im Juli unterstützt hat. „Denn aus meiner Sicht verringert ein größerer Zinsschritt die Gefahr einer Loslösung der Inflationserwartungen“, sagte er. Zudem verringere dies das Risiko, dass die EZB später zu drastisch erhöhen müsse. „Auch weitere Zinsschritte sollten wir aus Furcht vor einer möglichen Rezession nicht hinauszögern.“ Bei einer anhaltend hohen Inflation müsse die Notenbank beherzter vorgehen. „Also auf eine Abweichung der Inflationsrate von der Zielinflationsrate stärker reagieren,“ fügte er hinzu.

Auf welches Niveau die Notenbank die Schlüsselzinsen schließlich anheben wird, kann Nagel zufolge derzeit nicht abgeschätzt werden. „Wie hoch die Leitzinsen steigen werden, lässt sich meines Erachtens angesichts der großen Unsicherheit noch nicht absehen“, führte er aus. In welchen Stufen und wie weit die EZB die Zinsen erhöhe, hängt Nagel zufolge davon ab, wie sich die Einschätzung der Inflationsaussichten entwickelt.

Bundesbank-Präsident für „entschlossenes“ Vorgehen gegen hohe Inflation

Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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