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Britische Inflationsrate bei 10,1 Prozent – BoE vor großem Zinsschritt

London, 19. Okt – Der stärkste Anstieg der Lebensmittelpreise seit 1980 befeuert die Inflation in Großbritannien. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich im September um 10,1 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt am Mittwoch in London mitteilte. Damit wurde das bereits im Juli markierte 40-Jahres-Hoch erneut erreicht. Im August hatte sich die Teuerungsrate auf 9,9 Prozent abgeschwächt. Von Reuters befragte Ökonomen hatten für September nur einen Anstieg auf 10,0 Prozent erwartet.

Das Pfund fiel nach den Daten um 0,5 Prozent auf 1,1260 Dollar ab. Anleger warfen zudem britische Staatsanleihen aus den Depots. Im Gegenzug stieg die Rendite der zehnjährigen Papiere um neun Basispunkte auf 4,03 Prozent. Im September seien die Preise in Großbritannien zwar wieder prozentual zweistellig im Jahresvergleich gestiegen, sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst des Online-Brokers CMC Markets. „Aber immerhin wurde der bereits im Juli erreichte Hochpunkt der Inflation von 10,1 Prozent nicht überschritten.“ Die Zahlen seien damit zwar „kein wirklicher Stimmungsaufheller“. Dennoch bleibe die Hoffnung, dass die dynamischen Anstiege in den Teuerungsraten erst einmal vorbei seien.

KRÄFTIGE ZINSERHÖHUNG NAHT

Die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke waren im September neben Energie ein starker Inflationstreiber. Sie erhöhten sich um 14,5 Prozent zum Vorjahresmonat und damit so stark wie seit April 1980 nicht mehr. „Die heutige Veröffentlichung unterstreicht die Gefahr, dass die zugrundeliegende Inflation stark bleibt, auch wenn sich die Konjunktur abschwächt“, sagte Ökonom Paul Dales vom Beratungsunternehmen Capital Economics.

Die britische Notenbank versucht, mit Zinserhöhungen die Inflationswelle in Großbritannien zu brechen. Für die am 3. November anstehende Sitzung taxieren die Finanzmärkten die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung um einen vollen Prozentpunkt auf 65 Prozent. Derzeit liegt der geldpolitische Schlüsselsatz bei 2,25 Prozent.Flankierend plant die Bank of England als weitere Straffungsmaßnahme, mit dem aktiven Abschmelzen ihrer Staatsanleihenbestände in Höhe von derzeit 838 Milliarden Pfund (umgerechnet 963,7 Milliarden Euro) zu beginnen. 

Der Startschuss soll am 1. November fallen. Allerdings sollen 2022 keine Papiere mit einer Laufzeit von mehr als 20 Jahren aus dem Bestand der BoE abgestoßen werden. Zunächst war der 6. Oktober und dann der 31. Oktober als Starttermin für den Anleihen-Verkauf vorgesehen, bevor die Turbulenzen am Markt den Währungshütern einen Strich durch die Rechnung machten.

Die Notenbank musste dann in eine andere Richtung steuern und mit vorübergehenden Notankäufen von Anleihen die Lage am Markt stabilisieren, da insbesondere auch langlaufende Papiere unter Verkaufsdruck geraten waren. Zuvor hatten die Wirtschafts- und Steuer-Pläne der konservativen Premierministerin Liz Truss zu einem dramatischen Vertrauensverlust unter Anlegern geführt, die an der Tragfähigkeit der zunächst erwogenen schuldenfinanzierten Finanzplanung zweifelten.

Der neue Finanzminister Jeremy Hunt hat die umstrittenen Steuerpläne fast vollständig wieder einkassiert. Das hat an den Märkten zumindest für etwas Entspannung gesorgt, Truss aber geschwächt. Sie hat Fehler in ihrem Wirtschaftskonzept eingeräumt, hält aber an ihrem Amt fest. Die Finanzierungskosten des Staates haben sich durch die ursprünglichen Truss-Pläne deutlich verteuert, Banken ließen Hypothekenfinanzierungen platzen und Pensionsfonds drohten in Schieflage zu geraten. Hunt hat den Märkten nun versprochen, für Stabilität zu sorgen.

Britische Inflationsrate bei 10,1 Prozent – BoE vor großem Zinsschritt

Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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