Frankfurt, 25. Aug – Europas Aktienanleger haben sich am Donnerstag kaum vorangewagt. „An den Finanzmärkten herrscht eine hohe Nervosität, da die Investoren mit Inflationsbedenken, Sorgen vor einer weiteren Straffung der US-Geldpolitik und Rezessionsängsten zu kämpfen haben“, sagte Konstantin Oldenburger, Marktanalyst von CMC Markets. Der Dax kletterte bis zum Nachmittag um 0,3 Prozent auf 13.266 Zähler, der EuroStoxx50 trat bei 3667 Punkten auf der Stelle. Angesichts des Notenbankertreffens in Jackson Hole blieben die Investoren an der Wall Street ebenfalls auf der Hut. Die US-Futures lagen vorbörslich leicht im Plus.
Wie Verbraucher und Unternehmen hierzulande unter der Gaskrise leiden, zeigte der Ifo-Geschäftsklimaindex, der im August um 0,2 auf 88,5 Punkte fiel. Das sei zwar ein überraschend geringer Rückgang, „allerdings liegt dieser wichtige Konjunkturindikator bereits im Rezessionsbereich“, sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.
BANGER BLICK AUF NOTENBANKEN
Trotz der Rezessionsgefahren gehen Investoren davon aus, dass im September ein kräftiger Zinsschritt der Europäischen Zentralbank vor der Tür steht. Nur einige Währungshüter der EZB haben auf der Zinssitzung im Juli für eine eher schwache Zinserhöhung argumentiert, wie aus den am Donnerstag veröffentlichten Sitzungsprotokollen hervorgeht. Der Euro notierte leicht höher bei 0,9971 Dollar, nachdem er zu Wochenbeginn mit 0,9899 Dollar auf den niedrigsten Wert seit 20 Jahren gefallen war.
Auch die Fed steht im Kampf gegen die Inflation vor weiteren Zinsanhebungen. Mit Spannung warteten die Anleger deswegen vor allem auf die Rede in Jackson Hole von Fed-Chef Jerome Powell am Freitagnachmittag (MESZ). „Die Frage dürfte sein, wie die Notenbanken, vorneweg die Federal Reserve, es schaffen wollen, die Teuerungsrate in die Knie zu zwingen, ohne jedoch die Wirtschaft in eine große Rezession zu schicken“, sagte Christian Henke vom Broker IG.
GASPREISE WEITER IM AUFWIND
Keine Entspannung gab es am Gasmarkt. Der europäische Future nahm Kurs auf sein März-Rekordhoch und stieg um bis zu 10,3 Prozent auf 330,80 Euro je Megawattstunde. Bangen Blickes schauen die Anleger auf die nächste Woche, da der russische Exporteur Gazprom angekündigt hat, zum Monatsende erneut vorübergehend den Betrieb der Pipeline Nord Stream 1 wegen Wartungsarbeiten zu unterbrechen.
Öl der Nordsee-Sorte Brent verteuerte sich um 0,5 Prozent auf 101,77 Dollar je Fass. Einem Bericht des „Wall Street Journal“ zufolge zeigt sich die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) offen für weitere Produktionskürzungen.
ENERGESEKTOR ZIEHT AN – UNIPER IM ABSEITS
Von dem höheren Ölpreis profitierten Energiewerte. Der europäische Sektorindex zog um 1,4 Prozent an. Für Uniper ging es hingegen rund drei Prozent abwärts. Händlern zufolge belasteten eine Verkaufsempfehlung der Citigroup sowie Spekulationen, dass die Staatsbank KfW zu einem noch stärkeren Engagement beim angeschlagenen Energiekonzern gezwungen sein könnte.
Mehr als sieben Prozent abwärts ging es für Norwegian Air Shuttle. Zwar schaffte es die Ariline im zweiten Quartal dank der Rücknahme einer Wertminderung netto zurück in die Gewinnzone. Das operative Ergebnis sei allerdings weit hinter den Erwartungen der Anleger zurückgeblieben, sagte Analyst Per Hansen von Nordnet.
Börsen vor Powell-Rede ohne Schwung – Energiesektor stützt
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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