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BoE will Kriseneinsatz am Rentenmarkt bald beenden – Renditen steigen

London, 12. Okt – Die britische Zentralbank ist Spekulationen über einen längeren Kriseneinsatz am Anleihenmarkt entgegengetreten. „Wie die Notenbank von Anfang an klargestellt hat, werden ihre vorübergehenden und gezielten Käufe von Anleihen am 14. Oktober enden“, erklärte ein Sprecher der Bank of England (BoE) am Mittwoch. Er verwies darauf, dass Notenbankchef Andrew Bailey diese Position am Dienstag bestätigt habe. Diese Haltung sei im Kontakt mit den Banken auf höchster Ebene „absolut deutlich“ gemacht worden. Die „Financial Times“ hatte zuvor berichtet, die BoE habe den Kreditgebern signalisiert, dass sie zu einer Verlängerung ihres Notkaufprogramms für Anleihen bereitstehe.

Nach dem Dementi der Notenbank stiegen die Kapitalkosten des Staates am Markt: Die 20- und 30-jährigen Schuldtitel rentierten wieder über der Marke von fünf Prozent und erreichten damit ihre Höchststände von Ende September, als Premierministerin Liz Truss mit ihren Plänen für schuldenfinanzierte Steuersenkungen Turbulenzen an den Anleihemärkten ausgelöst hatte.

Seitdem sind sie nicht mehr zur Ruhe gekommen. Daher hatte die britische Notenbank erst am Dienstag den Kauf inflationsgeschützter Papiere angekündigt. Diese werden in der Regel von Pensionsfonds gehalten. BoE-Chef Bailey signalisierte am Dienstag, diese Fonds und andere Investoren hätten nur noch diese Woche Zeit, um ihre Probleme zu lösen. „Wir haben mitgeteilt, dass wir bis zum Ende der Woche aussteigen wollen. Wir denken, dass die Rebalancierung sein muss.“ 

Auch die Renditen für inflationsgebundene Anleihen legten am Mittwoch nach dem Machtwort der Notenbank zu den Spekulationen über eine Verlängerung des Kriseneinsatzes zu. Unter Investoren geht die Sorge um, dass das Ende der Notmaßnahmen für einige Pensionsfonds zu früh kommen könnte. „Unabhängig davon, ob die Bank of England weiterhin ein Sicherheitsnetz für den Anleihemarkt bietet oder nicht, dürften die Anleger vorsichtig bleiben“, sagte Ricardo Evangelista, Analyst beim Handelshaus ActiveTrades. „Die Pläne der britischen Regierung für eine ungedeckte fiskalische Expansion werden von den meisten als unorthodoxer und riskanter Schritt angesehen.“

RÜCKENDECKUNG FÜR BAILEY

Der neue britische Finanzminister Kwasi Kwarteng hatte jüngst mit Plänen für schuldenfinanzierte Steuersenkungen Zweifel an der Finanzierbarkeit dieser Entlastungen geschürt. Milliardenschwere Geldspritzen der BoE beruhigten die Lage nur kurzfristig. In mehreren Wellen kam es immer wieder zu einem Ausverkauf am Anleihenmarkt – auch jüngst. Laut der Notenbank entstand dadurch eine „materielle Gefahr“ für die Finanzstabilität, der sie mit den zusätzlichen Notmaßnahmen begegnen will.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) erneuerte seine Kritik am Vorgehen der Regierung, die mit ihren Steuer- und Ausgabenplänen der BoE bei der Inflationsbekämpfung in die Quere komme. Der IWF-Chefökonom Pierre-Olivier Gourinchas sagte, die Zentralbank versuche die Geldpolitik zu straffen, während die Regierung die Gesamtnachfrage ankurbeln wolle.

Der britische Wirtschaftsminister Jacob Rees-Mogg sprach Notenbankchef Bailey unterdessen seinen Respekt aus. Er habe volles Vertrauen in den Chef der unabhängigen Zentralbank, betonte er. Zugleich sieht er trotz der derzeitigen Turbulenzen kein systemisches Problem bei Pensionsfonds.

BoE will Kriseneinsatz am Rentenmarkt bald beenden – Renditen steigen

Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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