Frankfurt, 26. Jul (Reuters) – Der Warnstreik des Lufthansa-Bodenpersonals im Streit um höhere Löhne trifft am Mittwoch vor allem die Flughäfen Frankfurt und München. „Lufthansa muss an den Drehkreuzen in Frankfurt und München für Mittwoch nahezu das gesamte Flugprogramm absagen“, teilte die Airline am Dienstag mit. Der von der Gewerkschaft Verdi angekündigte Warnstreik habe in der Hauptreisezeit massive Auswirkungen. An den beiden Flughäfen fallen demnach gut 1000 Flüge aus, einige schon am Dienstag. Einzelne Flugausfälle und Verspätungen seien auch am Donnerstag und Freitag noch möglich.
Von dem Ausstand, der von 3.45 Uhr bis Donnerstag 6.00 Uhr dauern soll, sind auch die Lufthansa-Töchter Swiss und Austrian Airlines (AUA) betroffen. Swiss annullierte einer Sprecherin zufolge ein Dutzend Flüge auf den Strecken Genf-Frankfurt sowie Zürich-Düsseldorf. AUA nahm am Mittwoch 18 Flüge zwischen Wien und Frankfurt aus dem System und versucht, rund 2100 Passagiere auf Alternativen umzubuchen. Bei Brussels Airlines trifft es eine Hand voll Deutschland-Flüge.
Abgesehen von den beiden größten deutschen Lufthansa-Standorten rechnete nur der Flughafen Düsseldorf mit gravierenden Störungen, da eine Lufthansa-Gesellschaft dort einen großen Teil der Flugzeuge aus Parkpositionen in Richtung Startbahn schleppt. Die Lufthansa-Tochter Eurowings wäre davon auch betroffen, hat sich aber Ersatzkapazitäten bei anderen Dienstleistern gesichert. Eurowings gehe trotz des Warnstreiks von weitgehend normalem Flugbetrieb im gesamten Netz aus, erklärte der Ferienflieger.
KAPAZITÄTEN ZUM UMBUCHEN SEHR BEGRENZT
Von den Ausfällen in Frankfurt und München seien voraussichtlich rund 134.000 Passagiere betroffen, erklärte die Lufthansa. Sie würden nach Möglichkeit auf alternative Flüge umgebucht. „Allerdings sind die dafür verfügbaren Kapazitäten sehr begrenzt.“ Da im Luftverkehr an allen Ecken und Enden Personal fehlt, musste die Airline bisher schon rund 6000 Flüge im Sommer streichen und Hunderttausende Passagiere umbuchen.
Verdi hatte den Warnstreik mit einem unzureichenden Angebot des Arbeitgebers begründet. Die Gewerkschaft fordert für die rund 20.000 Bodenbeschäftigten der Lufthansa 9,5 Prozent mehr Lohn oder mindestens 350 Euro mehr im Monat. Begründet hat sie das mit den Einbußen während der Corona-Pandemie, der hohen Inflationsrate und der extremen Arbeitsbelastung aufgrund des Personalmangels. Die Lufthansa hatte eingeräumt, es mit Einsparungen in der Pandemie stellenweise übertrieben zu haben. Ihr Angebot summiert sich nach Angaben von Verdi auf ein Plus von 5,5 Prozent. Das reichte der Gewerkschaft angesichts einer Inflationsrate von sieben Prozent nicht.
„Die frühe Eskalation nach nur zwei Verhandlungstagen in einer bislang konstruktiv verlaufenden Tarifrunde richtet enorme Schäden an“, erklärte Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann. Auf dem Tisch liege ein Angebot, mit dem der Bruttolohn bis 3000 Euro monatlich um mehr als zehn Prozent steige, bei 6500 Euro seien es auf die nächsten zwölf Monate gesehen sechs Prozent. Angesichts dieses hohen Angebots sei der Warnstreik mitten in der Hauptreisezeit nicht mehr verhältnismäßig, kritisierte Niggemann. Die dritte Runde der Tarifverhandlungen ist für 3. August in Frankfurt vereinbart.
Bodenpersonal-Streik legt Lufthansa an Drehkreuzen lahm
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