Berlin, 31. Aug – BMW geht mit dem Bau von Brennstoffzellen-Autos einen Sonderweg in der deutschen Autobranche. Noch in diesem Jahr sollen die ersten Autos mit Wasserstoff-Antrieb in einer Kleinserie auf die Straßen kommen, die Flotte soll zunächst Test- und Demonstrationszwecken dienen. Die dafür nötigen Brennstoffzellen baut BMW nun in München selbst. Als vielseitiger Energieträger spiele Wasserstoff eine Schlüsselrolle auf dem Weg zur Klimaneutralität, sagte BMW-Chef Oliver Zipse am Mittwoch beim Produktionsstart. „Für uns sind wasserstoffbetriebene Fahrzeuge die ideale Technologie, um batterieelektrische Fahrzeuge sinnvoll zu ergänzen und die Elektromobilität zu komplettieren.“
Die Münchner haben damit unter den deutschen Autobauern eine Sonderrolle inne: Mercedes-Benz und Volkswagen setzen bei künftigen Auto-Antrieben auf batteriebetriebene Fahrzeuge, Mercedes legte sein Brennstoffzellen-Autoprojekt 2020 auf Eis. Wasserstoff-Autos haben derzeit nur die asiatischen Hersteller Toyota, Nissan, Honda und Hyundai im Angebot. Die Stückzahlen sind jedoch bei weitem niedriger als die von reinen Stromern.
Dabei werden auch Brennstoffzellen-Autos letztlich mit Strom betrieben: In der Brennstoffzelle reagieren Wasserstoff und Sauerstoff aus der Luft zu Wasser, dabei wird neben Wärme elektrische Energie freigesetzt. Ein Elektromotor bewegt das Auto. Auch eine Batterie enthalten die Brennstoffzellen-Autos, allerdings ist diese deutlich kleiner als die von reinen Stromern. Der Technologie werden vor allem für den Lkw-Schwerlastverkehr Chancen eingeräumt: Hyundai hat zuletzt sein Modell Xcient Fuel Cell in Europa auf den Markt gebracht, 47 Exemplare befinden sich in der Schweiz im Einsatz.
Experten verweisen allerdings auf den deutlich geringeren Wirkungsgrad von Brennstoffzellen im Vergleich zu Batterien: Sowohl bei der Produktion des Wasserstoffs als auch bei Transport und Einsatz in der Brennstoffzelle geht Energie als Abwärme verloren. Letztlich kommt nach Berechnungen des Think Tanks ICCT nur etwa ein Drittel der Ausgangsenergie in der Fortbewegung an – verglichen mit 79 Prozent bei batteriebetriebenen Fahrzeugen.
ERSTES BMW-BRENNSTOFFZELLEN-AUTO WIRD EIN SUV
Zudem ist grüner Wasserstoff knapp. Die Bundesregierung hat zwar zuletzt mit mehreren Ländern Partnerschaften abgeschlossen, und ein erstes Schiff mit der entsprechenden Ladung soll nach Auskunft von Wirtschaftsminister Robert Habeck noch in diesem Jahr ankommen. Doch bis größere Mengen verfügbar sind, dürfte es Jahre dauern. Auch fehlt es an Tankstellen. Die VW-Nutzfahrzeugetochter Traton8TRA.DEbegründet ihre Strategie, auf Batterie-Schwerlaster zu setzen, auch damit, dass der knappe Wasserstoff zuerst für die Industrie verwendet werden soll, wo es keine Alternativen zu Erdgas gibt – etwa für Stahlwerke.
BMW sieht vor allem bei größeren Geländewagen Einsatzmöglichkeiten für Wasserstoff. Die Brennstoffzellen-Testserie mit dem Namen iX5 Hydrogen basiert auf dem X5, einem größeren Stadt-Geländewagen. Die Münchner haben seit Jahrzehnten Erfahrung mit dem Einsatz von Wasserstoff. Bereits Anfang der 2000er Jahre baute BMW die ersten Wasserstoff-Fahrzeuge, damals noch mit Verbrennungsmotoren. Bei Brennstoffzellen arbeitet BMW mit Toyota zusammen. Zudem nutzt BMW Wasserstoff auch in seinen Werken. So werden im Werk in Leipzig Gabelstapler und Schlepper mit Wasserstoff betrieben. Perspektivisch sollen in der Produktion dort fossile Energieträger vollständig mit Wasserstoff ersetzt werden.
BMW geht mit Brennstoffzellen-Autos Sonderweg
Quelle: Reuters
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