Donnerstag, Dezember 19, 2024
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Bitcoin-City in El Salvador

El Salvador, ein kleines Land in Mittelamerika, setzt seit einigen Monaten auf die Kryptowährung Bitcoin. Seit Anfang September ist sie dort in den Status eines offiziellen Zahlungsmittels erhoben. Jetzt soll in El Salvador sogar eine Bitcoin-City entstehen. Der Mikrostaat setzt auf Bitcoin-City und ist dabei einen Schritt schneller, um das Mining auszubauen. Der Experte Christian Brom erklärt gerne in folgendem Interview die Zusammenhänge.

Christian Brom ist Experte im Bereich Blockchain und Kryptowährungen. Er bringt die Nutzerfreundlichkeit in die Blockchain Technologie und ist der erste Ansprechpartner im DACH Raum für Blockchain und Kryptowährungen.

Herr Brom, welches Fazit ziehen Sie nach den ersten paar Monaten, in denen Bitcoin in El Salvador ein offizielles Zahlungsmittel geworden ist?

Ich denke, man kann hier auf jeden Fall ein positives Fazit ziehen. Der Schritt von El Salvadors Präsident Nayib Bukele schien für viele zwar etwas gewagt, doch ich fand ihn richtig. Zum einen ging es ja darum, die Finanzpolitik des Staates unabhängig vom US-Dollar zu machen.

Ein weiteres Argument für die Einführung von Bitcoin als offiziellem Zahlungsmittel ist die finanzielle Inklusion. Das gilt natürlich nicht nur für El Salvador, sondern auch für viele andere Länder auf der Welt. Für uns hier in Europa ist der Zugang zu einem Bankkonto samt Kreditkarten eine Selbstverständlichkeit. Dabei vergessen wir oft, dass es in weiten Teilen Mittel- und Südamerikas ganz anders aussieht. Ich denke sogar, dass sich an El Salvador noch viele andere Staaten ein Beispiel nehmen werden.

Es war allerdings auch zu lesen, dass ein Großteil der Bevölkerung mit dem neuen Bitcoin-Gesetz überhaupt nicht einverstanden war und dass es teils heftige Proteste gab?

In der Tat haben einige Umfragen gezeigt, dass die Bevölkerung dem neuen Gesetz eher skeptisch gegenüberstand. Viele Menschen haben ja ohnehin Angst vor Veränderungen. Im Falle von El Salvador kam noch hinzu, dass die Kenntnisse der Bürger über Bitcoin aber schlicht nicht ausreichten, um die Tragweite des neuen Gesetzes überhaupt abschätzen zu können. Etwas übertrieben könnte man jetzt sagen, sie haben etwas abgelehnt, dass sie noch gar nicht kannten. Gerade ältere Menschen hatten Angst vor ihrer Rente, da der Bitcoin-Kurs ja bekanntlich mitunter sehr stark schwankt.

Aber dazu muss man wissen, dass sie ja keineswegs dazu gezwungen sind, ihr Rentenkonto auf Bitcoin umzustellen, genauso wenig wie das Bezahlen mit Bitcoin in El Salvador verpflichtend geworden ist. Auch Gewerbetreibende in El Salvador können in der Chivo App den Zahlungseingang in USD wählen, trotzdem der Kunde mit Bitcoin bezahlt, somit sind Geschäftstreibende nicht zwangsläufig der hohen Volatilität ausgesetzt. Es stellt eher eine zusätzliche vorteilhafte Option dar, die meiner Meinung nach sogar einen effizienten Schutz vor Inflation bietet.

Schon wenn Sie den Bitcoin-Kurs mit der Inflation des US-Dollar verglichen, werden Sie zu diesem Ergebnis gelangen. Umfragen in El Salvador ergaben auch, dass sich beinahe alle jungen Einwohner sehr intensiv mit dem Thema beschäftigen und es nutzen. Ältere Einwohner, die teilweise nicht mal ein Smartphone bedienen können, sind überzeugt, dass der Bitcoin und die Blockchain Technologie etwas für die neuen Generationen sei und damit auch eine große Chance für die Zukunft ist, auch wenn der ältere Teil der Bevölkerung noch nicht wirklich zurecht kommt mit Blockchain basierten Zahlungssystemen.

Wie sieht es nun mit der Klimabilanz von Bitcoin aus? In China wurde das sogenannte Bitcoin-Mining aufgrund der hohen CO-Emissionen von der Regierung faktisch verboten.

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass das Bitcoin-Mining eine energieintensive Angelegenheit ist. Allerdings hängen die Emissionen natürlich nur von der Art der Energieerzeugung ab. So wie ich es sehe, ist El Salvadors Präsident Bukele ein großer Freund der erneuerbaren Energien. Es ist das einzige Land auf der Welt, das mit Vulkanenergie Bitcoin-Mining betreibt. Die Technik steht zwar erst noch am Anfang, ist aber ausbaufähig. In El Salvador gibt es 25 Vulkane, von denen derzeit aber nur zwei geothermisch genutzt werden.

Also Mining muss nicht unbedingt schlecht für das Klima sein, auch in den USA gibt es viele Initiativen, die sich für „grünes“ Mining einsetzen. Denn anders als beim Haushalts- oder Industriestrom kann die Energie fürs Mining rund um die Uhr sinnvoll eingesetzt werden. Zudem ist allgemein hinzuzufügen, dass lediglich Blockchains, welche auf das Proof of Work Konsens Mechanismus basieren, von hohen Rechenleistungen Gebrauch machen müssen, wie etwa der Bitcoin. Es gibt bereits unzählige Konsens Mechanismen, die viel energieeffizienter und skalierbarer sind. Die Masse beginnt erst jetzt den Bitcoin zu verstehen, doch die Technologie ist bereits viel weiter.   

Und was hat es mit der sagenumwobenen Bitcoin-City auf sich?

Bitcoin City wird die weltweit erste Stadt ihrer Art sein, die mit den Einnahmen aus neuen Bitcoin-Bonds gebaut werde, so die Pläne von Präsident Bukele. Er möchte sie in der östlichen Region La Union entstehen lassen und dafür die geothermische Energie eines Vulkans nutzen, von der ich gerade gesprochen habe. Private Investoren sollen in Bitcoin-City dann Büros, Einkaufszentren und Wohnungen errichten können. In der geplanten Sonderwirtschaftszone wird es außer der Mehrwertsteuer keine weiteren Steuern geben.

Diese Entwicklung kann ich nur begrüßen, denn sie zeigt, dass das Bild eines Investors in unserer Gesellschaft stark veraltet ist. Viele stellen sich unter einem Investor eine Person im höheren Alter, mit Anzug und Krawatte vor, der Unsummen an Geldern bewegt. Das ist nicht mehr so, bereits mit kleinem Geld kann man mit guten Strategien und dem richtigen Wissen nachhaltig investieren und auch ziemlich hohe Profite einfahren.

Heute hat mittlerweile auch dank Bitcoin jeder die Möglichkeit, sich als Investor zu bezeichnen. Vor allem die jüngere Generation, die mit moderner Technologie täglich hantiert, hat sogar bessere Voraussetzungen. Auch wenn Bukele in mancherlei Hinsicht ein sicherlich ein streitbarer Politiker ist, muss man ihm auf jeden Fall zugute halten, das Potenzial von Bitcoin erkannt zu haben. 

Fazit

An Kryptowährungen führt mittlerweile für zukunftsorientierte Investoren kein Weg mehr vorbei. Die Bitcoin-City in El Salvador ist mehr als ein lohnenswerter Modellversuch und kann der Bevölkerung viele Vorteile bringen. Auch wenn das Bitcoin-Mining energieintensiv ist, können Emissionen durch Verwendung regenerativer Energien verhindert werden. Allgemein werden wir beobachten, wie gut entwickelte Länder in Europa und Amerika, dem Bitcoin und der Technologie etwas skeptischer gegenüberstehen.

In wirtschaftlich ärmeren Ländern Asiens, Afrikas und Südamerika etc. bietet diese Technologie eine große Chance für Wachstum und mehr Wohlstand. Ärmere Länder sind dadurch viel offener für solche Chancen, weil sie einen Ausweg finden müssen. Nicht so bei gut entwickelten und wohlhabenden Ländern. 

Autor

Christian Brom ist Gründer und Geschäftsführer der Limytd AG und Experte im Bereich Blockchain und Kryptowährungen. In seiner Blockchain Akademie vermitteln er und sein Team Wissen rund um diese Themen.

Website: www.limytd.com

Bild pixabay

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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