Freitag, November 15, 2024
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Bertelsmanns Verlagsfusion in USA vor dem Aus – Neuer Dämpfer für Rabe

Berlin/Washington, 01. Nov – Die geplante Milliarden-Übernahme des US-Verlags Simon & Schuster durch die Bertelsmann-Tochter Penguin Random House droht zu scheitern. Ein US-Bezirksgericht in Washington urteilte, dass der geplante Zusammenschluss den Wettbewerb auf dem Markt für die Verlagsrechte an den meistverkauften Büchern in den USA erheblich einschränken würde. Der Medien-, Dienstleistungs- und Bildungskonzern aus Gütersloh kündigte am Dienstag an, im Eilverfahren dagegen Berufung einzulegen. „Ein Zusammenschluss wäre im Sinne des Wettbewerbs“, sagte Bertelsmann-Chef Thomas Rabe. Für ihn wäre es eine weitere Schlappe, sollte der Deal über knapp 2,2 Milliarden Dollar scheitern. 

Das US-Gericht folgte aber der Position des US-Justizministeriums. Dieses hatte im November 2021 eine Klage gegen die Verlagsfusion eingereicht, der das US-Gericht nun stattgab. Der Deal könne den Wettbewerb „auf dem Markt für die US-Veröffentlichungsrechte an den meistverkauften Büchern“ erheblich einschränken, erklärte Richterin Florence Pan. In Anhörungen im August argumentierte die Regierung, dass die fünf größten Verlage 90 Prozent des Marktes kontrollierten. Zudem würde ein Zusammenschluss von Penguin Random House und Simon & Schuster fast die Hälfte des Marktes für Verlagsrechte an sogenannten Blockbuster-Büchern umspannen. 

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Im Gegensatz zu den meisten Fusionen, die sich auf die Kosten für die Verbraucher konzentrieren, geht es in diesem Fall um die Einnahmen der Autoren. Die Regierung argumentierte, dass das Geschäft gestoppt werden sollte, weil es zu weniger Wettbewerb um Blockbuster-Bücher und geringeren Vorschüssen für Autoren führen würde, die 250.000 Dollar oder mehr verdienen. Penguin Random House ist der größte Publikumsverlag der Welt mit vielen Starautoren und Nobelpreisträgern.

Bestseller waren zuletzt etwa Bücher des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama (Ein verheißenes Land“) und seiner Frau Michelle („Becoming“, „Das Licht in uns“). Horror-Autor Stephen King vom Verlag Simon & Schuster, der sich auch vor Gericht gegen die Fusion starkgemacht hatte, zeigte sich auf Twitter über das Urteil erfreut. Es sei nie um Leser und Autoren gegangen, sondern darum, den Marktanteil von Penguin Ramdon House erhalten und auszubauen – „Mit anderen Worten: $$$“.

Bertelsmann erklärte, man teile die Einschätzung des Gerichts genauso wenig wie die Haltung des US-Justizministeriums. Beide beruhten auf falschen Grundannahmen, etwa auf einer unzutreffenden Marktdefinition, sagte Rabe. „Wir sind unverändert davon überzeugt, dass Bertelsmann und Penguin Random House für Simon & Schuster das beste kreative Zuhause wären – mit einer Vielfalt von Verlagen, die unabhängig voneinander unter einem Dach agieren könnten.“ Im November 2020 hatten Bertelsmann und Simon & Schuster-Eigentümer Viacom CBS (heute Paramount Global) den Plan für eine Zusammenlegung ihrer weltweiten Buchgeschäfte bekannt gegeben. Die britische Kartellbehörde CMA hatte den Deal im Mai 2021 genehmigt.

Für Rabe, seit 2012 und noch bis 2026 Bertelsmann-Chef, ist es bereits der dritte Dämpfer in jüngster Zeit im Geschäft mit Zukäufen und Fusionen. Im September platze die milliardenschwere Fusion in der Call-Center-Branche: Die Eigentümer der luxemburgischen Majorel, darunter Bertelsmann, brachen die Gespräche über einen Zusammenschluss mit dem doppelt so großen Konkurrenten Sitel ab. Wegen drohender Kartellauflagen gab im September auch die Bertelsmann-Tochter RTL den Plan auf, ihre Sendergruppe M6 in Frankreich mit TF1 zu fusionieren. Rabe, der auch RTL-Chef ist, blies dann – trotz mehrerer Interessenten – den Verkauf von M6 ab.

Bertelsmanns Verlagsfusion in USA vor dem Aus – Neuer Dämpfer für Rabe

Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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