Donnerstag, Dezember 19, 2024
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Bankenaufseher sehen Branche mit zunehmenden Risiken konfrontiert

Frankfurt, 08. Nov (Reuters) – Führende Bankenaufseher aus dem Euro-Raum sehen die Branche mit zunehmenden Gefahren konfrontiert. Zwar profitieren die Geldhäuser laut EZB-Chefbankenaufseher Andrea Enria und Bundesbank-Vorstand Joachim Wuermeling von steigenden Zinsen im Kreditgeschäft, wie sie auf einer Bundesbank-Konferenz zu Aufsichtsthemen am Dienstag in Frankfurt sagten. Die positiven Erwartungen für ihre Zinserträge stünden aber in starkem Kontrast zur aktuellen Risikolage, sagte Enria. „Das ist ein heikler Zeitpunkt und Fehler der Vergangenheit müssen vermieden werden,“ sagt er. Steigende Zinsen seien lediglich ein Teil des Bildes, warnte auch Bundesbank-Vorstand Wuermeling. Das Gesamtbild sei vielmehr recht düster. „Risiken sind definitiv gestiegen: Inflation, Energieknappheit, drohende Rezession,“ führte er aus.

Die meisten Banken würden davon profitieren, sollten die Zinsen noch weiter steigen, sagte Enria. Für manche Segmente werde die Lage aber schwieriger eingeschätzt, etwa bei Instituten, die sich stark aufdas Verbrauchergeschäft konzentrierten. Enria zufolge deutet zwar alles darauf hin, dass die Mehrzahl der Banken mehr Gewinne erzielen werden, sollten dasZinsniveau um zwei Prozentpunkte steigen – selbst bei einer sich abschwächenden Konjunktur. Die Kapitalpolster würden sich dann nur geringfügig verschlechtern. Doch dies gelte nicht für alle. „Bei bestimmten Geschäftsmodellen wie Verbraucherkreditgebern und Förder- und Entwicklungsbanken wäre der Kapitalverzehr höher“, führte Enria aus. Bei etwa einem Viertel der Privatkundenbanken würde das mehr als 200 Basispunkte an hartem Kernkapital (CET 1) kosten.

Die EZB hat im Kampf gegen die ausufernde Inflation die Schlüsselzinsen zuletzt in rascher Abfolge mehrmals angehoben. Inzwischen liegt der Leitzins im Euro-Raum, zu dem sich Banken Geld bei der EZB leihen bei 2,0 Prozent. Der an den Finanzmärkten maßgebliche Einlagenzins, den Banken für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, steht mittlerweile bei 1,5 Prozent.

WUERMELING – KEINE KREDITKLEMME ZU ERWARTEN

Die deutschen Banken sieht Bundesbank-Vorstand Wuermeling insgesamt robust aufgestellt – rotz aller Risiken. „Dennoch gehe ich Stand heute davon aus, dass wir im kommenden Jahr keine Kreditklemme oder gar eine allgemeine Bankenkrise sehen werden“, merkte er an. Die Branche stehe dank komfortabler Kapitalpolster alles in allem stabil da. Kleine Institute könnten aber bei ihren Wertpapierbeständen durch die steigenden Zinsen belastet werden – insbesondere, wenn sie diese in ihren Bilanzen nicht abgesichert hätten, sagte er. „Was wir sehen, ist, dass die deutschen Banken ihre stillen Reserven für Wertpapiere zunehmend auflösen.“ Sollten die Kurse an den Börsen weiter fallen, könne das zunehmend relevant für die Gewinn- und Verlustrechnung werden.

Eine Gefahrenquelle sieht Wuermeling in Immobilienkrediten. „Auch Kredite an Unternehmen könnten zunehmend zu einem Risiko werden“, merkte er an. Bisher seien Kreditausfälle allerdings die Ausnahme. Die Quote notleidender Kredite in den Bankbilanzen sei weiterhin niedrig. „Das aber lässt sich nicht einfach in die Zukunft fortschreiben“, warnte er. Alle Frühindikatoren müssten daher sehr intensiv beobachtet werden. Aus einem Stresstest für rund 1300 kleinere deutsche Banken war zuletzt hervorgegangen, das die angenommenen Krisen für die meisten Institute beherrschbar sind.

Bankenaufseher sehen Branche mit zunehmenden Risiken konfrontiert

Quelle: Reuters

Titelfoto: Bild von Daniel Nebreda auf Pixabay

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