London, 01. Aug (Reuters) – Im Kampf gegen die ausufernde Inflation steht die britische Notenbank nach Ansicht von Ökonomen vor dem größten Zinsschritt ihrer jüngeren Geschichte. Eine am Montag veröffentlichte Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters unter 65 Volkswirten ergab, dass mehr als 70 Prozent der Teilnehmer für Donnerstag mit einer Anhebung von einem halben Prozentpunkt (50 Basispunkte) auf dann 1,75 Prozent rechnen. Die Umfrage lief vom 27. Juli bis zum 1. August.
In einer nur wenige Tage zuvor erhobenen Befragung hatte die Mehrheit der Ökonomen nur eine weitere kleine Erhöhung um einen Viertelprozentpunkt erwartet. Der geldpolitische Ausschuss (MPC) der Bank of England (BoE) hat seit der 1997 erlangten Unabhängigkeit der Notenbank von der Politik den Zinssatz noch nie um einem halben Punkt erhöht.
BoE-Chef Andrew Bailey hatte jüngst erklärt, ein solche Erhöhung sei nun allerdings „auf dem Tisch“. An den Finanzmärkten wird die Wahrscheinlichkeit dafür auf fast 90 Prozent taxiert. „Wir erwarten, dass der MPC das Straffungstempo auf 50 Basispunkte erhöht“, so Experte Fabrice Montagne von der Bank Barclays. Die Notenbank müsse angesichts der immer weiter steigenden Inflation Entschlossenheit demonstrierten.
Angetrieben von explodierenden Energiekosten und Lieferkettenproblemen sind die Verbraucherpreise auf der Insel zuletzt um 9,4 Prozent gestiegen – ein 40-Jahreshoch. Die BoE hat längst die Zinswende eingeläutet und die Kreditkosten seit Dezember bereits fünfmal erhöht. Damit soll verhindert werden, dass sich der Inflationsanstieg in der Wirtschaft festsetzt. Wegen der anhaltend hohen Teuerung in den Vereinigten Staaten hat die US-Notenbank Fed den Leitzins zuletzt sogar zwei Mal in Folge um 0,75 Prozentpunkte nach oben gesetzt.
Bank of England vor großem Zinsschritt
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