Frankfurt, 09. Mrz (Reuters) – Die Hoffnung auf eine Waffenruhe im Ukraine-Krieg setzt der Talfahrt der europäischen Börsen ein vorläufiges Ende. Gleichzeitig entspannte sich die Lage an den Rohstoffmärkten, wobei die Kursturbulenzen bei Nickel weitergingen.
Dax und EuroStoxx50 stiegen am Mittwoch um jeweils knapp sechs Prozent auf 13.588 beziehungsweise 3702 Punkte, so stark wie zuletzt vor etwa eineinhalb Jahren. „Das ist eine ‚Bärenmarkt-Rally‘ bei einer nahenden Stagflation“, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Als Bärenmarkt-Rally bezeichnen Experten eine Zwischenerholung in einem längerfristigen Abwärtstrend. Wegen der durch die hohen Rohstoffpreise befeuerte Inflation befürchten sie zudem eine stagnierende Wirtschaft, im Fachjargon Stagflation genannt.
GOLD UND DOLLAR AUF TALFAHRT – EZB-SITZUNG IM BLICK
Dennoch zogen sich die Optimisten aus „sicheren Häfen“ zurück. Gold erbilligte sich um drei Prozent auf 1993 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) und der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, gab 0,8 Prozent nach. Im Gegenzug stieg der Euro auf 1,1006 Dollar.
Dieser habe seine Talsohle aber noch nicht durchschritten, warnte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. Es sei unklar, ob die Europäische Zentralbank (EZB) bei ihrer Ratssitzung am Donnerstag an ihrer geplanten Drosselung der Wertpapierkäufe festhalten werde. „Oder ob sie nicht die möglichen wirtschaftlichen Risiken, die aus dem Energiepreisschock resultieren können, stärker gewichtet, als die Preisgefahren, die sich daraus ergeben dürften.“
GEWINNMITNAHMEN BEI ÖL UND PALLADIUM – NICKEL-KURSSPRUNG
Bei vielen Rohstoffen nutzten Investoren die jüngsten Preissteigerungen für Gewinnmitnahmen. So verbilligte sich Palladium um 5,5 Prozent auf 3005 Dollar je Feinunze und Kupfer m 1,7 Prozent auf 10.039 Dollar je Tonne. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee büßte vier Prozent auf 122,80 Dollar je Barrel (159 Liter) ein.
Hier reife die Erkenntnis, dass der US-Importstopp für russisches Erdöl den Angebotsengpass nicht verschlimmern werde, sagte Analyst Tamas Varga vom Brokerhaus PVM. Darüber hinaus stellte die Internationale Energieagentur IEA eine Freigabe zusätzlicher Ölreserven in Aussicht.
Da wegen der jüngsten Kurskapriolen der Nickel-Handel an der Londoner Börse LME ausgesetzt blieb, rissen sich Investoren in Shanghai um dieses zur Stahl-Herstellung benötigte Metall. Dort stieg der Future um die maximal möglichen 17 Prozent auf ein Rekordhoch von 267.700 Yuan (38.527 Dollar) je Tonne, bevor auch in Shanghai der Handel ausgesetzt wurde.
FIRMENBILANZEN HEBEN STIMMUNG
Unterdessen gaben ermutigende Firmenbilanzen den europäischen Aktienmärkten zusätzlichen Rückenwind. Die enttäuschenden Quartalsergebnisse von Adidas würden von einem optimistischen Ausblick überstrahlt, der auf starke Geschäfte für die gesamte Sportartikel-Branche hindeute, kommentierte Analyst James Grzinic von der Investmentbank Jefferies.
Adidas-Aktien steuerten mit einem Plus von zeitweise zwölf Prozent auf den größten Tagesgewinn seit mehr als 13 Jahren zu. In ihrem Windschatten rückte Erzrivale Puma neun Prozent vor. Die US-Konkurrenten Nike und Under Armour legten vorbörslich jeweils vier Prozent zu.
Stark gefragt waren auch die Papiere der Deutschen Post. Sie legten in der Spitze mehr als neun Prozent zu, so stark wie zuletzt vor zwei Jahren. Die Zahlen des Brief- und Paketzustellers hätten leicht über den Erwartungen gelegen, lobte DZ Bank-Analyst Dirk Schlamp. Positiv sei auch der geplante Aktienrückkauf. Die US-Rivalen der Post, FedEx und UPS, stiegen vorbörslich um jeweils knapp zwei Prozent.
„Bärenmarkt-Rally“ bei Aktien – Waffenruhe in Ukraine erhofft
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