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Berlin, 16. Nov (Reuters) – Die Verhandlungen über Entschädigungen klimabedingter Schäden für ärmere Staaten drohen ins Stocken zu geraten. „Zu einer substanziellen Vereinbarung liegt noch ein schwieriger Weg vor uns, die Vorstellungen liegen teils noch weit auseinander“, sagte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock am Mittwoch vor ihrer Abreise zur Weltklimakonferenz in Scharm el-Scheich. Vor allem China und Saudi Arabien blockieren aus Sicht der ehemaligen Präsidentin Irlands, Mary Robinson, die Gespräche. Dennoch könnte das Bekenntnis der Staats- und Regierungschefs der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) zum 1,5-Grad-Ziel laut Beobachtern die Verhandlungen in der ägyptischen Küstenstadt anschieben.
Bislang gebe es keine Einigung auf einen Entschädigungsfonds für ärmere Länder, sagte Robinson, die eine Gruppe prominenter ehemaliger Staats- und Regierungschefs leitet. „China und Saudi-Arabien – und ich nenne Namen – versuchen, die technische Hilfe für die am meisten gefährdeten Länder zu blockieren.“ Die saudische Delegation wollte die Aussagen vorerst nicht kommentieren. Auch die USA, die zu den größten Emittenten der Welt gehören, haben sich bislang gegen einen Schutzschirm für klimabedingte Zerstörungen etwa durch Dürren und Überschwemmungen gewandt. Um eine Lösung für die nach den Worten von Baerbock schwierigen Verhandlungen zu finden, müsse man bereit sein, neue Wege zu gehen. Dies erwarte Deutschland auch von anderen Staaten. Die Frage von Entschädigungen, die Industriestaaten wegen der Folgen des Klimawandels an ärmere Länder zahlen sollten, ist bei der noch bis Freitag laufenden Konferenz in Ägypten einer der größten Streitpunkte.
Die G20-Länder drängten in einer einstimmigen Abschlusserklärung auf Fortschritte bei den Verhandlungen. Entwicklungsländer müssten eine deutlich höhere Unterstützung erhalten. Diesen Ländern wurde bereits zugesagt, dass reichere Staaten pro Jahr 100 Milliarden Dollar zur Anpassung an den Klimawandel zur Verfügung stellen. Das Ziel wurde bislang nicht erreicht. „Wir erinnern die Industrieländer an ihre Zusagen“, so die G20.
Die ägyptische Leitung der Weltklimakonferenz begrüßte das klare Bekenntnis der G20-Staaten zur Einhaltung des 1,5-Grad-Ziel. Erwartet werde, dass alle G20-Länder ihre Anstrengungen in diesem oder nächsten Jahr dann auch erhöhen, sagte der ghanaische Delegierte Henry Kokofu. Nur so könnten die Ziele eingehalten werden. Im 2015 vereinbarten Pariser Klimaschutzabkommen wurde vorgegeben, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
Auch die erste Auslandsreise des neugewählten brasilianischen Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva könnte die Verhandlungen laut Beobachtern voranbringen. „Ich bin hier, um Ihnen allen zu sagen, dass Brasilien zurück ist“, sagte er mit Blick auf die Politik seines Vorgängers Jair Bolsonaro, der den Umweltschutz abgeschwächt hatte. Geplant seien unter anderem Gespräche mit EU-Vize-Kommissionspräsident Frans Timmermans und UN-Generalsekretär Antonio Guterres.
Zudem wird erwartet, dass die ägyptische Leitung am Mittwoch einen Entwurf zum natürlichen Klimaschutz vorstellen wird. Deutschland unterstütze diesen Vorschlag und werde den Ko-Vorsitz der Initiative übernehmen, sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke auf der Klimakonferenz. Im September hatte Bundeskanzler Olaf Scholz angekündigt, Deutschland werde bis 2025 die Mittel zur Finanzierung der globalen biologischen Vielfalt auf 1,5 Milliarden Euro jährlich erhöhen.
Baerbock – Verhandlungen über Klimaentschädigungen für arme Länder sind schwierig
Quelle: Reuters
Foto: © gruene.de https://annalena-baerbock.de/lebenslauf/
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