UPDATE Berlin, 03. Jan – Die Klagen der deutschen Industrie über fehlende Materialien haben im Dezember den dritten Monat in Folge abgenommen – und das deutlich. 50,7 Prozent der Unternehmen litten noch darunter, nach 59,3 Prozent im November, wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag zu seiner Umfrage mitteilte. „Eine Auflösung der Engpässe scheint sich nun in vielen Branchen abzuzeichnen“, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. „Dies wird die Konjunktur in den kommenden Monaten stützen.“ Abhängig von der Entwicklung der Corona-Lage in China könne es aber auch wieder zu Rückschlägen kommen. Die deutsche Wirtschaft bezieht aus der Volksrepublik so viele Waren wie aus keinem anderen Land.
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) hofft auf eine Belebung der Produktion, sitzt doch die Wirtschaft auf vollen Auftragsbüchern. Die Bestellungen könnten bei einem Ende der Engpässe nun abgearbeitet werden. „Erfreulicherweise lösen sich die Staus im internationalen Frachtverkehr langsam auf, deswegen beginnt sich die Liefersituation schrittweise zu normalisieren“, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Das liege zum Teil auch an der nachlassenden Nachfrage weltweit. Allerdings werde es noch einige Zeit brauchen, bis der Warenverkehr wieder reibungslos laufe. „Die hohen Coronazahlen in China und damit verbundene Produktionsausfälle bergen jedoch das Risiko, dass der internationale Lieferverkehr wieder stärker aus dem Gleichgewicht gerät“, warnte Wansleben.
MASCHINEN- UND AUTOBAUER NOCH STARK BETROFFEN
In nahezu allen Branchen der Industrie ist den Ifo-Angaben zufolge die Anzahl der Firmen mit Materialengpässen gesunken. Die aktuellen Werte liegen jedoch teilweise noch immer deutlich über ihrem langfristigen Mittel. Am stärksten sind weiterhin der Maschinenbau und die Automobilbranche betroffen: Hier berichten jeweils rund 75 Prozent von Problemen. In der Elektroindustrie sind es noch rund 63 Prozent. Das Papiergewerbe ist mit 11,3 Prozent gegenwärtig am wenigsten betroffen.
Mikrochips, Kunststoffe, Verpackungen: Fehlende Vorprodukte aus dem Ausland sind der deutschen Industrie einer Studie zufolge teuer zu stehen gekommen. Von Anfang 2021 bis Mitte 2022 konnten wegen Lieferengpässen Güter im Wert von knapp 64 Milliarden Euro nicht hergestellt werden, wie das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in einer Studie berichtete.
Die deutschen Exporteure hoffen darauf, dass der Handel mit den abnehmenden Engpässen wieder in Schwung kommt. „Viele Unternehmen haben recht große Auftragsbestände, die in den vergangenen Monaten wegen Materialengpässen nicht abgearbeitet werden konnten“, sagte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura. „Da sich die Materialengpässe abschwächen, dürfte es hier Nachholeffekte geben.“ Das stütze den Außenhandel im neuen Jahr.
Auflösung von Materialengpässen zeichnet sich in vielen Branchen ab
Quelle: Reuters
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