Berlin, 30. Apr (Reuters) – Der Arbeitgeberverband BDA hat die Forderungen nach einer Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich zurückgewiesen. „Deutlich weniger Arbeit bei vollem Lohnausgleich – wirtschaftlich ist das eine Milchmädchenrechnung“, sagte BDA-Hauptgeschäftsführer Steffen Kampeter der Bild am Sonntag. Er habe aber nichts gegen individuelle Lösungen in den Betrieben. Der BDA plädiere sehr für eine Flexibilisierung des Arbeitszeitrechts, dennoch sei eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit „ein falsches Signal in unserer Lage“. Auch Mercedes-Vorstandschef Ola Källenius lehnte die Forderungen nach einer Vier-Tage-Woche ab. „Wenn unsere erste Priorität ist, bei vollem Lohnausgleich weniger zu arbeiten, gewinnen wir international kein Spiel mehr“, sagte Källenius der Zeitung. Die Industrie befände sich in einer Jahrhundert-Transformation und da müsse man die Ärmel hochkrempeln.
Der Vorsitzende der IG Metall, Jörg Hofmann, hingegen verteidigte den Vorschlag seiner Gewerkschaft. Er rechne damit, dass mit der Vier-Tage-Woche das Arbeitsvolumen insgesamt gesteigert werde. „Elf Millionen Beschäftigte, meist Frauen, arbeiten in Teilzeit. Das sind fast 30 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, das ist mit der höchste Anteil in Europa“, erklärte Hofmann dem Blatt.
Die Beschäftigtenbefragungen der IG Metall hätten ergeben, dass bei einer Vier-Tage-Woche mit 32 Stunden mehr Frauen bereit wären, in Vollzeit zurückzukehren, weil das Modell auch mit Familie funktioniere. „Würden nur zehn Prozent der Frauen in Teilzeit auf die Vier-Tage-Vollzeit gehen, würde das Arbeitsvolumen stärker steigen als durch die von der Regierung angestrebte Fachkräfteeinwanderung von 400.000 Menschen pro Jahr“, so Hofmann weiter. Der Arbeitsmarkt habe sich gewandelt und bei jungen Leuten stünde heute Arbeitszeit statt Verdienst ganz oben auf der Prioritätenliste.
Arbeitgeberverband – Vier-Tage-Woche ist wirtschaftliche Milchmädchenrechnung
Quelle: Reuters
Titelfoto: Bild von Gerd Altmann auf Pixabay
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