Frankfurt, 13. Okt – Die Aussicht auf ein anhaltend strammes Zinserhöhungstempo der Notenbank Fed hat die Wall Street am Donnerstag nur kurz auf Talfahrt geschickt. Der US-Standardwerteindex Dow Jones drehte rasch ins Plus und gewann 2,2 Prozent auf 29.686 Punkte. Gleiches galt für den breit gefasste S&P 500 und den technologielastige Nasdaq, die jeweils etwa 1,5 Prozent gewannen.
Der anfängliche Ausverkauf sei etwas übertrieben gewesen, sagte Shawn Cruz, Chef-Anlagestratege beim Brokerhaus TD Ameritrade. Er halte es für ein gutes Zeichen, dass es keine Anschluss-Verkäufe gebe. Craig Erlam, Marktanalyst des Brokerhauses Oanda, warnte aber davor, eine Trendwende auszurufen. „Das ist wirklich kein Inflationsbericht, den man sehen will.“
Die US-Teuerungsrate ging im September weniger stark zurück als erwartet. Gleichzeitig zog die Kernrate, bei der die stark schwankenden Preise für Lebensmittel und Energie herausgerechnet sind, an. „Nach diesen Inflationsdaten gibt es wohl niemanden mehr, der glaubt, dass die Fed den Leitzins bei ihrer November-Sitzung um weniger als 0,75 Prozentpunkte anheben kann“, sagte Seema Shah, Chef-Anlagestrategin des Vermögensverwalters Principal Global. Sollte der Preisdruck weiter so hoch bleiben, müsse für Dezember mit der fünften Schritt in diese Größenordnung in Folge gerechnet werden.
BOND-RENDITEN STEIGEN – GOLD IM MINUS
Daher flogen bereits gehandelte, niedriger verzinste US-Staatsanleihen aus den Depots. Im Gegenzug stieg die Rendite der zehnjährigen Bonds auf 3,954 Prozent.
Am Rohstoffmarkt trennten sich die Anleger von Gold. Das Edelmetall verbilligte sich um 0,3 Prozent auf 1667 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Bei steigenden Zinsen würden Anleihen zu einem immer größeren Konkurrenten für Investoren auf der Suche nach sicheren Anlagen, sagten Börsianer. Im Sog des Preisverfalls bei Gold büßten Edelmetall-Förderer an Glanz ein. Die Titel von Barrick, Newmont und Gold Fields fielen um bis zu 3,5 Prozent.
FIRMENBILANZEN HELLEN STIMMUNG AUF
Als weiteren Grund für die Erholung der Wall Street nannte TD-Experte Cruz ermutigende Zahlen von Domino’s Pizza und Walgreens Boots Alliance. Sie seien ein gutes Omen für den Konsum in den USA. Die Kauflaune der US-Verbraucher gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft.
Domino’s steigerte seinen Quartalsabsatz stärker als erwartet. Auch der Gewinn habe positiv überrascht, lobte Analyst Sean Dunlop vom Research-Haus Morningstar. Enttäuschend sei dagegen der erneute Rückgang der Gewinnmarge. Die Aktien des Pizza-Dienstes verbuchten dennoch mit einem Plus von zeitweise fast elf Prozent den größten Kurssprung seit mehr als einem Jahr.
Die Drogeriekette Walgreens legte ebenfalls ein Quartalsergebnis über Markterwartungen vor. Das Unternehmen machte den Angaben zufolge eine Gewinn von 0,80 Dollar je Aktie. Für das Gesamtjahr peilt es einen Überschuss von 4,45 bis 4,65 Dollar je Aktie an. Dieser Ausblick sei „deutlich besser als befürchtet“, kommentierte Analystin Elizabeth Anderson von der Investmentbank Evercore ISI. Walgreens-Papieren winkte mit einem Plus von bis zu 6,4 Prozent das größte Tagesplus seit einem Jahr.
Anleger überwinden Schreck über hohe US-Inflation
Quelle: Reuters
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