Frankfurt, 14. Nov – Die Aussicht auf behutsamere Zinserhöhungen in den USA und eine Lockerung der Pandemie-Beschränkungen in China lockt weitere Anleger an die europäischen Aktienmärkte. Dax und EuroStoxx50 zogen am Montag um jeweils ein halbes Prozent auf 14.296 und 3886 Punkte an. Ein Stimmungsaufheller sei zudem die Aussicht auf weitere Konjunkturhilfen der Regierung in Peking, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. „Das sind die Signale, auf die Anlegerinnen und Anleger so lange und so sehnlich gewartet haben.“
Hoffnungen knüpften Börsianer auch an das erste Treffen zwischen US-Präsident Joe Biden und seinem chinesischen Kollegen Xi Jinping vor dem Gipfel der Staats- und Regierungschefs der 20 größten Industriestaaten und Schwellenländer (G20), sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst des Online-Brokers CMC Markets. „Alles, was in den angeschlagenen Beziehungen zwischen den beiden Wirtschaftsmächten für positive Impulse sorgen kann, ist am Markt willkommen.“
NUR EIN STROHFEUER?
Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade, bezeichnete die jüngsten Kursgewinne allerdings als „Bärenmarkt-Rally“, also ein Zwischenhoch in einem längerfristigen Abwärtstrend. Zwar sei die US-Inflation zuletzt überraschend deutlich zurückgegangen. Die Wirtschaft steuere allerdings auf einen größeren Abschwung zu.
An den US-Börsen kehrte nach der vorangegangenen Rally unterdessen etwas Ernüchterung ein. Dafür sorgte am Wochenende Fed-Gouverneur Christopher Waller, der Börsianer aufforderte, stärker auf den „Endpunkt“ der Zinserhöhungen zu achten, als auf das Tempo der einzelnen Schritte. Den Endpunkt sieht der US-Währungshüter erst „in weiter Ferne“. Damit dämpfte Waller etwas die Euphorie, die der stärker als erwartete Rückgang der Verbraucherpreise in den USA vergangene Woche ausgelöst hatte. Die US-Futures gaben leicht nach und deuteten auf einen verhaltenen Handelsstart hin.
Vor diesem Hintergrund stabilisierte sich auch der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, bei 106,85 Punkten. Ende vergangener Woche hatte er als Reaktion auf die US-Inflationsdaten 3,6 Prozent verloren, so stark wie zuletzt vor 13-1/2 Jahren.
ROCHE-ALZHEIMERMITTEL FLOPPT – KURSKOLLAPS BEI MORPHOSYS
Bei den Aktienwerten rückte RocheROG.S ins Rampenlicht, nachdem ein Alzheimer-Medikament des Pharmakonzerns bei Tests enttäuscht hatte. Roche-Papiere fielen daraufhin in Zürich um bis zu 5,7 Prozent, so stark wie zuletzt vor einem halben Jahr.
Noch härter traf es Morphosys, auf dessen Technologie das Mittel basiert. Die Titel der deutschen Biotech-Firma brachen zeitweise um rund 32 Prozent ein und steuerten auf den größten Tagesverlust der Firmengeschichte zu. Mit 14,29 Euro waren sie so billig wie zuletzt vor mehr als zwölf Jahren. „Die letzte Hoffnung für Morphosys ist zerstört“, kommentierte ein Börsianer die Test-Ergebnisse.
Angehobene Gesamtjahresziele trieben dagegen Informa an. Die Aktien des Seminar-Veranstalters stiegen in London um mehr als sechs Prozent. Dank einer anziehenden Nachfrage hob das Unternehmen sowohl die Ziele für den operativen Gewinn als auch den Umsatz an. Die Analysten der Credit Suisse erwarteten zudem für 2023 Anhebungen der Seminargebühren.
Die geplante Übernahme durch den Rivalen Indivior bescherte unterdessen Opiant den größten Kurssprung seit zehn Jahren. Die Aktien der Pharmafirma stiegen im vorbörslichen US-Geschäft um 117 Prozent auf 20,62 Dollar. Der Spezialist für Medikamente gegen Drogen-Abhängigkeit bietet den Angaben zufolge für den Anbieter eines Mittels zur Behandlung von Patienten mit einer Überdosis bis zu 28 Dollar je Aktie.
Anleger in Europa greifen weiter zu – Morphosys stürzt ab
Quelle: Reuters
Titelfoto: Bild von Hands off my tags! Michael Gaida auf Pixabay
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