Der richtige Umgang mit Geld will gelernt sein. Das gilt sowohl für den Alltag als auch für Investments. Denn unsere in Kindheit und Jugend gemachten Erfahrungen und antrainierten Gewohnheiten beeinflussen uns mehr, als uns lieb ist.
Bevor du mit dem Investieren anfängst, solltest du herausfinden, wie gut du dich und deinen Umgang mit Geld kennst. Dabei geht es auch darum, die eigenen Gewohnheiten zu hinterfragen und diese gegebenenfalls zu ändern.
Was sind Gewohnheiten?
Unter Gewohnheiten werden automatisierte Verhaltensmuster, die wir durch Erfahrung und permanentes Wiederholen erlernt haben, verstanden. In unserem Hirn gibt es zwei Regionen, die für die Entscheidungen, ob wir unbewusst und damit automatisiert oder bewusst, aktiv und selbstbestimmt handeln. Das sind die Basalganglien und der präfrontale Kortex.
Die automatisierten Gewohnheiten – quasi unser Autopilot – sitzen in den Basalganglien. Der präfrontale Kortex befähigt uns hingegen dazu, bewusst Entscheidungen zu treffen und steuert das langfristige Abwägen. Das Ärgerliche dabei: Der präfrontale Kortex ermüdet ziemlich schnell. Und das führt wiederum dazu, dass insbesondere in Stresssituationen oder wenn es uns nicht gut geht, die Basalganglien das Steuer wieder übernehmen.
Um langfristig schlechte Gewohnheiten abzutrainieren und neue, gesunde Gewohnheiten zu etablieren, musst du zuerst deine finanziellen Fehler identifizieren. Ist das geschafft, kannst du jeden Tag kleine Schritte unternehmen, um diese loszuwerden. Fabit, dein Coach für den besseren Umgang mit Geld, hilft dir dabei. Die Fabit-App unterstützt dich mit wöchentlichen Challenges, dir nachhaltig ein gesünderes finanzielles Verhalten anzueignen. Langfristig verbesserst du so deine finanziellen Gewohnheiten.
Was bedeutet das jetzt für dich und deine Finanzen? Wenn du in Stresssituationen eher zu Impulshandlungen neigst, wird sich das auch aufs Investieren auswirken. Ein Beispiel: Du hast dein Geld an der Börse in Aktien investiert. Plötzlich sackt der Kurs ab und in dir wächst die Angst, dass du dein komplettes Geld verlieren könntest. Also verkaufst du lieber, um zu retten, was noch zu retten ist. Kurzfristiges Handeln und blinder Aktionismus sind allerdings Gift für dein Investment. Aber keine Sorge, du bist nicht allen. Vielen Privatanlegern fehlt oftmals die Ruhe und Gelassenheit, ihre Unternehmensanteile auch bei einem fallenden Aktienkurs zu halten.
Wie gut kennst du dich selbst?
Wenn du für dich selbst den Plan gefasst hast, dein Geld an der Börse zu investieren und dir die notwendigen Grundkenntnisse angeeignet hast, ist das ein guter erster Schritt. Doch bevor es richtig losgeht und du dir dein Investmentportfolio zusammenstellst, solltest du deine Gewohnheiten und Risikopräferenzen noch mal umfassend hinterfragen. Das ist wichtig, da du darauf aufbauend deine Anlagestrategie entwickelst und passende Investmentprodukte auswählst.
Nachfolgend zwei Beispiele, die dir zeigen, wie sich deine Gewohnheiten auf dein Börseninvestment auswirken können.
Neigst du zu Impulshandlungen?
Bei impulsiven Handlungen geht es vor allem um Emotionen und Ängste. Du kannst beispielsweise Impulskäufe reduzieren, indem du für dich selbst Regeln aufstellst. Warte lieber mit der Entscheidung, ob du etwas kaufst. Dabei spielt es keine Rolle, wie lang diese Bedenkzeit ist. Wichtig ist, dass du dir Gedanken über deine Entscheidung machst.
Impulshandlungen an der Börse können dazu führen, dass du bares Geld liegen lässt. Privatanleger neigen nämlich dazu, nach einem Kursanstieg über dem Einstiegskurs die gewinnbringende Aktie zu früh zu verkaufen. Der Grund: Anleger freuen sich über die ersten 1.000 Euro Zugewinn mehr als über die zweiten 1.000 Euro. Dazu kommt: Liegt die Aktie im Gewinnbereich, werden wir risikoscheu und verkaufen die Aktie tendenziell zu früh, um das Risiko zu senken.
Steckst du lieber den Kopf in den Sand?
Kümmerst du dich aktiv um deine Finanzen oder gehörst du eher zu den Menschen, die einfach alles laufen lassen? Letztere tendieren gern bei negativen Entwicklungen dazu, lieber nichts zu machen und auf ein Wunder zu hoffen. Ganz nach dem Motto: Wird schon wieder alles werden.
So eine Einstellung kann dich beim Investieren in eine echte Bredouille bringen. Denn wenn der Kurs einer Aktie nach dem Kauf gesunken und ein finanzieller Verlust eingetreten ist, neigen Anleger mit solchen Gewohnheiten dazu, zu lange mit dem Verkauf zu warten. Das kuriose: Während wir bei gewinnbringenden Investments eher risikoscheu werden, tendieren wir bei Verlusten eher zu mehr Risikofreude. Heißt: Die Aktie wird eher zu lang gehalten, in der Hoffnung, dass sie wieder steigt.
Tipp: Um dich vor größeren Verlusten zu schützen, kannst du einen sogenannten “Stoppkurs” einrichten. Unterschreitet der Aktienwert einen vorher festgelegter Kurs, werden die Wertpapiere automatisch verkauft. Achte aber darauf, denn Stoppkurs anzupassen, wenn die Aktie an Wert gewinnt.
Risiko oder kein Risiko, das ist hier die Frage
Bei Börseninvestments sollte dir immer bewusst sein, das du immer ein gewisses Risiko eingehst. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, welcher Risikotyp du bist, solltest du dir diese fünf Fragen beantworten.
Frage 1: Wie wichtig ist dir der Erhalt deiner Kapitalanlage?
Frage 2: Ist dir eine zuverlässige Rendite wichtiger als Risiken einzugehen, um deinen Ertrag zu
erhöhen?
Frage 3: Machen dich bereits kleine Verluste nervös?
Frage 4: Reizen dich finanzielle Risiken?
Frage 5: Würdest du den Verlust deines Vermögens in Kauf nehmen, wenn du gleichzeitig die
Chance hast, deine Gewinne zu erhöhen?
In der Regel wird zwischen konservativen, risikoscheuen, risikobereiten, spekulativen und hochspekulativen Anlegern unterschieden. Zu den unterschiedlichen Anlegertypen passen auch unterschiedliche Wertpapiere, wobei es natürlich auch Überschneidungen gibt.
Ein Beispiel: Für konservative Anleger eignen sich beispielsweise Immobilienfonds und festverzinsliche Geldanlagen. Sie zeichnen sich durch ein geringes Risiko aus, bringen dafür aber auch nicht so viel Rendite. Hochspekulative Anlagen sind hingegen Einzelaktien und Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum und Co. Kryptowährungen sind besonders risikoreich, da sie unter anderem sehr volatil sind. Unvorhergesehene Änderungen in der Marktstimmung können zu starken und plötzlichen Kursbewegungen führen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass der Wert von Kryptowährungen schnell um Hunderte, wenn nicht Tausende von Euros fällt. Wenn dich das nervös macht, sind Kryptowährungen nichts für dich.
Grundsätzlich gilt: Diversifizierung ist wichtig! Diversifizierung von Investitionen bedeutet, dass in mehrere Anlagen aus verschiedenen Branchen mit unterschiedlichen Risikoeinstufungen und Merkmalen investiert wird. Das Ziel dieser Strategie ist es, bei einem eventuellen Einbruch einer Anlage weniger davon betroffen zu sein. Mit anderen Worten: Du versuchst, dein Risiko so klein wie möglich zu halten.
Es wird Zeit, den Autopiloten umzuprogrammieren
Schon Warren Buffett wusste: „Die Ketten der Gewohnheit sind zu leicht, um sie zu spüren, bis sie zu schwer sind, um gebrochen zu werden.“
Das Gute ist aber: Wir sind unseren Gewohnheiten nicht hilflos ausgeliefert. Wir können unsere Selbststeuerung zurückerlangen, indem wir schlechte Angewohnheiten reflektieren und hinterfragen. Mit Motivation, konkreten Zielen und Willenskraft können wir unseren Autopiloten – die Basalganglien – umprogrammieren.
Wenn sich deine alltäglichen Finanzgewohnheiten ändern, ändert sich auch deine finanzielle Gesamtsituation und das wiederum motiviert dich, weiterzumachen. Gesunde alltägliche Geldgewohnheiten sind eine tolle Grundlage für dein Investment an der Börse.
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Illustrationen: Fabit