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Allianz kämpft gegen zunehmenden Versicherungsbetrug

München, 29. Sep – Versicherungsbetrug nimmt in Deutschland seit der Corona-Krise nach Erkenntnissen der Allianz deutlich zu. „In Krisen steigen häufig die Betrugsversuche, das haben wir auch 2008/09 gesehen“, sagte Schadenvorstand Jochen Haug von der Allianz Versicherungs-AG der Nachrichtenagentur Reuters. 2020 seien die inn betrügerischer Absicht geltend gemachten Forderungen um zehn Prozent gestiegen, 2021 sogar um 23 Prozent. „In diesem Jahr stehen wir bisher bei einem Plus von 35 Prozent. Ich bin sicher, dass sich der Trend noch verschärfen wird“, prognostiziert Haug. Dass die Zahlen steigen, habe aber auch damit zu tun, „dass wir durch unsere verbesserte Betrugsabwehr einfach mehr entdecken als früher“.

Die Allianz habe viel in die Aufdeckung von Betrugsfällen investiert. „Wir machen das nicht aus Misstrauen, sondern zum Schutz der ehrlichen Kunden. Die müssen sonst für die schwarzen Schafe mitzahlen“, sagte Haug. „Wir sparen durch Betrugsabwehr jedes Jahr einen kleineren dreistelligen Millionenbetrag ein“ – bei einem Schadenaufwand von insgesamt 8,2 Milliarden Euro.

Bei rund 50.000 Schadenforderungen im Jahr – von insgesamt 2,3 Millionen in der Sachversicherung – sagt der Münchner Versicherungsriese nein, weil er Betrug im Spiel sieht. Das kann die „heiße Sanierung“ eines Warenlagers oder einer leerstehenden Halle sein, wenn es dem Unternehmen schlechtgeht, aber auch die kaputte Frontscheibe, die nach dem Schaden am Heck des Autos gleich mitrepariert werden soll, oder Banden, die Autodiebstähle oder -unfälle in Serie fingieren. Dabei dürfte die Dunkelziffer immer noch hoch sein: Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) geht laut Allianz davon aus, dass etwa jeder zehnte gemeldete Schadenfall ein Betrugsversuch ist. Im Ausland sei das ähnlich, sagt Haug.

Um die Aufklärungsquote zu steigern, sieht der Allianz-Vorstand das Zusammenspiel eigener Experten und Künstlicher Intelligenz (KI) als Schlüssel zum Erfolg. Seit knapp einem Jahr werden einfachere Vollkasko-Schadenfälle vollständig auf Basis von KI bearbeitet. Die Software geht wie ein Rechen durch die eingereichten Schadenmeldungen und erkennt auffällige Muster, merkwürdige Zufälle oder manipulierte Fotos. „Aber bei uns entscheidet letztlich immer noch ein echter Mensch“, sagt Haug. 150 Allianz-Mitarbeiter kümmern sich inzwischen hauptberuflich um die Aufdeckung von Betrügereien. „Erfahrung und Bauchgefühl lassen sich nicht durch Technik ersetzen.“

Doch das seltsame Gefühl, das die Experten bei dubiosen Schadenmeldungen oft beschleicht, reicht allein nicht aus. „Wir versuchen jeden Fall gründlich und umfassend auszuermitteln“, sagt Haug. „Aber Versicherungsbetrug lässt sich nicht in jedem Fall belastbar nachweisen.“ Doch auch wenn der Betrugsversuch kein Fall für den Staatsanwalt wird, sieht sich der Versicherer oft bestätigt: „Interessant ist: Wenn wir bei Betrug Forderungen ablehnen, kommen so gut wie keine Beschwerden…“

Allianz kämpft gegen zunehmenden Versicherungsbetrug

Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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