Frankfurt, 01. Mrz (Reuters) – Nach der Invasion Russlands in die Ukraine decken sich immer mehr Anleger mit Bitcoin ein. Am Dienstag verteuerte sich die Kryptowährung um bis zu sieben Prozent auf 44.546 Dollar.
Die Cyber-Devise legte damit seit dem Einmarsch Russlands in das Nachbarland am vergangenen Donnerstag um 13 Prozent zu. Vor allem in Russland und der Ukraine ist der Bitcoin-Handel sprunghaft angestiegen. Experten zufolge treiben der Krieg und die westlichen Sanktionen mehr Geld in den anonymen und dezentralen Kryptosektor.
„Bitcoin könnte ein möglicher sicherer Hafen für russische Oligarchen sein, um Sanktionen zu vermeiden, da es im Bitcoin-Netzwerk und bei Kryptowährungsgeschäften keinen Zensor gibt“, sagte Ipek Ozkardeskaya, Analystin bei der Swissquote Bank. „Kryptowährungen könnten als wichtige Wertanlage für einen großen Teil der Bestände dienen, die nicht liquide sein müssen.“
Der Bitcoin-Handel in russischen Rubel zog mit Beginn der Invasion vergangenen Donnerstag sprunghaft an. Daten der Plattform CryptoCompare zufolge kletterte das tägliche Handelsvolumen um rund 260 Prozent auf umgerechnet rund 13 Millionen Dollar. In der Ukraine verdreifachte die Kryptobörse Kuna ihr tägliches Handelsvolumen auf umgerechnet fünf Millionen Dollar.
Der Krieg und die westlichen Sanktionen hätten dazu geführt, dass Bitcoin zum Transfer von Werten verwendet werde, sagte Bea O’Carroll, Geschäftsführerin von Radkl, einer Investmentfirma für digitale Anlagen. „Eine Währung, die nicht von der Regierung kontrolliert wird, die nicht von Notstandsgesetzen betroffen ist, ist wirklich interessant.“
ZWEISCHNEIDIGES SCHWERT
Der Einsatz von Kryptodevisen zur Umgehung von Sanktionen ist aber ein zweischneidiges Schwert. „Sollte es Russland gelingen, mithilfe von Krypto Assets trotz eines möglichen Swift-Ausschlusses am wirtschaftlichen Leben teilzunehmen, droht ein globaler Regulierungsschock“, konstatierte Analyst Timo Emden vom gleichnamigen Analysedienst. „Es dürfte nicht lange dauern, bis die bereits angelegten Daumenschrauben festgezogen werden.“
Die westlichen Staaten hatten am Wochenende beschlossen, einige russische Banken aus dem internationalen Zahlungssystem Swift auszuschließen. Die russische Währung Rubel hat deshalb massiv an Wert verloren.
„Es könnte zu Verordnungen von Nato-Ländern gegen die Verwendung von Kryptowährungen führen, aber die Kehrseite ist, dass es eine breitere Akzeptanz in Ländern mit geopolitischen Unruhen geben könnte“, konstatierte Katie Talati, Forschungsleiterin beim Vermögensverwalter Arca.
Auch die Ukraine hat die Anonymität und Reichweite der Krypto-Welt schnell als Chance erkannt. Vize-Premierminister Mychajlo Fedorow twitterte die Wallet-Adressen von Bitcoin und Ether zusammen mit einem Appell: „Steht an der Seite der Menschen in der Ukraine. Wir nehmen jetzt Spenden in Kryptowährung an.“
Bitcoin im Aufwind – Sicherer Hafen für russische Oligarchen?
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Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.