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Gerry Weber muss wieder durch Sanierung – Filialen auf Prüfstand

München, 19. Apr – Vier Jahre nach der Insolvenz steht der Damenmodekonzern Gerry Weber erneut vor einer tiefgreifenden Sanierung. Für die börsennotierte Konzern-Holding will der Vorstand noch am Mittwoch ein vorinsolvenzliches Sanierungsverfahren einleiten, mit dem die Schuldenlast deutlich reduziert und frisches Kapital aufgenommen werden soll, wie Gerry Weber in Halle in Westfalen mitteilte. Die erst 2019 eingestiegenen Finanzinvestoren Robus, Whitebox und JPMorgan verlieren ebenso ihren Einsatz wie die Kleinaktionäre, das Unternehmen verlässt die Börse.

Für das in der Tochterfirma Gerry Weber Retail gebündelte Filialnetz in Deutschland meldet der Vorstand beim Amtsgericht Bielefeld Insolvenz am. Filialschließungen stehen schon in den nächsten drei Monaten bevor.

„Das Sanierungsvorhaben ist eine notwendige Reaktion auf die äußeren Umstände“, sagte Vorstandschefin Angelika Schindler-Obenhaus. Dazu gehörten die Ladenschließungen in der Pandemie und das veränderte Kundenverhalten. Der Einzelhandel müsse neu ausgerichtet werden. „Hierfür wollen wir das Filialnetz der Zukunft bauen. Gleichzeitig müssen wir heute jeden Quadratmeter Fläche auf den Prüfstand stellen.“ Gerry Weber müsse sich auf den gesunden Kern konzentrieren, den Großhandel und das Auslandsgeschäft stärken. Als Sanierer für das Filialgeschäft nimmt Gerry Weber den erfahrenen Insolvenzverwalter Christian Gerloff an Bord.

Die Verhandlungen mit den wesentlichen Gläubigern liefen, erklärte Gerry Weber. Ziel sei es, die Finanzierung bis 2026 abzusichern. Gerry Weber nutzt für die Holding das vor zwei Jahren in Deutschland eingeführte StaRUG-Verfahren, mit dem Unternehmen außerhalb der Insolvenz entschuldet werden können. Zuletzt hatte der Autozulieferer Leoni als eines der ersten und bisher größtes Unternehmen das StaRUG genutzt. Auch dort verlieren die Aktionäre ihr Geld.

Gerry Weber beschäftigt weltweit 2100 Mitarbeiter. 2018 war das Unternehmen – damals noch mit einer Belegschaft von 3600 Mitarbeitern – nach einer jahrelangen rasanten Erweiterung des Filialnetzes und der Übernahme der Damenmodekette Hallhuber in die Pleite geschlittert. Damals waren die Gläubiger um Robus (39,5 Prozent) und Whitebox (38,5 Prozent) zu Eigentümern geworden. Aber schon vor einem Jahr hatten die Verluste in der Corona-Krise das Eigenkapital zur Hälfte aufgezehrt.

Gerry Weber muss wieder durch Sanierung – Filialen auf Prüfstand

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von F. Muhammad auf Pixabay

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