In den letzten Wochen haben kleinere und größere Banken, darunter die Silicon Valley Bank, aufgrund von Zusammenbrüchen und Schwierigkeiten die Finanzmärkte beherrscht. Da Anleger nach solchen Vorfällen oft das Vertrauen in traditionelle Bankinstitutionen verlieren, werden Kryptowährungen in turbulenten Zeiten beliebter, da sie nicht direkt mit dem traditionellen Finanzsystem verbunden sind. Allerdings gab es auch einige Anbieter digitaler Assets, die bei betroffenen Banken Einlagen hatten und unter Einstürzen litten. Warum aber sind die Kurse nun wieder oben und bleiben sie im Aufwärtstrend?
Verschiedene Länder, verschiedene Banken – und das gleiche Endresultat. Der Absturz der Silicon Valley Bank in den USA riss mehrere regionale US-Banken mit in den Abwärtsstrudel und ließ Anleger weltweit bei bereits kleineren Unruhen hellhörig werden. Galt die Schweizer Credit Suisse einst als stabil und eines der wichtigsten Geldhäuser Europas, verlor sie in den letzten Jahren an Vertrauen – der Zusammenbruch der SVB brachte sie schlussendlich ins Taumeln.
Die Kurse diverser Bankaktien brachen als Folge ein. Auch einige Kryptowährungen verzeichneten kurzzeitig Verluste – sogar Stablecoins wie der USDC, welcher sonst als verhältnismäßig stabil gilt, weil er 1:1 den Wert eines einzelnen US-Dollars widerspiegeln soll, fiel auf 92 Cent ab. Bereits nach wenigen Tagen stieg der Großteil der Kryptokurse jedoch wieder signifikant an. Werden digitale Währungen auch weiterhin an Fahrt aufnehmen?
Bankenkollaps sorgt für steigendes Interesse an Kryptowährungen
In unsicheren Zeiten tendieren Anleger dazu, weniger Risiken einzugehen, was dazu führt, dass sie aus risikoreichen Anlagen wie Kryptowährungen flüchten. Doch langfristig wird der Bankenzusammenbruch das Misstrauen in traditionelle Banken bestärken und Investoren dazu bewegen, nach alternativen Anlageformen zu suchen, darunter auch digitale Währungen. Seit Beginn des Jahres hat der Bitcoin-Kurs einen Aufwärtstrend verzeichnet.
Dieses Interesse an Kryptowährungen wird auch durch Maßnahmen der Fed unterstützt, die Liquiditätsbedenken einiger Anleger mildern konnten. Zudem sinken die Renditen von US-Staatsanleihen, was Anleger auf der Suche nach Alternativen dazu veranlasst, wieder vermehrt in risikoreiche Anlagen wie Aktien und Kryptowährungen zu investieren. Diese Faktoren zusammen haben ein günstiges Umfeld für Bitcoin und Co. geschaffen.
Kryptokurse und die Rolle der Regulierung
Trotz anhaltender Aufwärtsspirale kann der Bankenkollaps wohl nicht spurlos an digitalen Währungen vorüberziehen. Kryptokurse sind von einer Reihe an Faktoren sowohl innerhalb als auch außerhalb des Kryptowährungsmarktes abhängig. Denn zwischen Bankkrise und Inflation stand diese kürzlich vor der schweren Entscheidung, eine Zinspause zugunsten der angespannten Stimmung im Bankensektor einzulegen oder ihren Kurs zwecks Bekämpfung der Teuerung mit einer erneuten Zinserhöhung fortzusetzen – was sich wiederum auch auf das Anlageverhalten der Investoren auswirken kann.
Zumal es eine Frage des eigenen Risikotyps ist, ob jemand Krypto als Investition in eine risikoreiche Anlageklasse betrachtet, oder als wahre Alternative zur Bank, bei der man sein Geld dezentral und potenziell sicherer anlegen kann – worauf der jüngste Kursanstieg von Bitcoin teilweise hindeutet. Vor allem regulatorische Faktoren werden in den kommenden Wochen und Monaten eine wichtige Rolle bei der Orientierung des Kryptowährungsmarktes spielen.
Solch ein Faktor, den es im Auge zu behalten gilt, ist die US Securities and Exchanges Commission (SEC), die aktiv gegen betrügerische Initial Coin Offerings vorgeht und Kryptobörsen unter die Lupe nimmt. Jede neue Regulierung oder Durchsetzungsmaßnahme der SEC könnte das Vertrauen der Anleger beeinträchtigen und möglicherweise wieder zu Kursschwankungen führen.
Unsicherheit auch bei Stablecoins
Weil digitale Währungen immer wieder solchen Schwankungen unterliegen und nach wie vor einer höheren Risikoklasse zuzuordnen sind, bevorzugen einige Anleger die sogenannten Stablecoins. Die Idee hinter Stablecoins wie USDC liegt darin, dass sie die Vorteile von Digitalwährungen wie einer schnellen und billigen Transaktion bieten, aber dabei die Volatilität vermeiden, die ja für viele anderen Kryptos typisch ist. Die jüngste „Entkoppelung“ aufgrund der Unruhe am Bankensektor war zwar nur kurzzeitig und relativ gering, doch ließ sie Zweifel an der Stabilität aufkommen und zog womöglich auch größere Kreise.
Denn hatte USDC 3,3 Milliarden Dollar Einlagen bei der SVB, die zu Beginn der Pleite eingefroren wurden, kam es zum Dominoeffekt: Nachdem der Coinwert auf unter einen US-Dollar gesunken war, setzen die Kryptobörsen Binance und Coinbase die Konvertierung von USDC in Binance USD (den eigenen Stablecoin von Binance) beziehungsweise in Dollar aus. Anleger versuchten zeitgleich ihre Verluste zu begrenzen und tauschten ihre USDC gegen andere Staiblecoins wie Tether, dessen Kurs dadurch um zehn Prozent in die Höhe schoss.
Entwarnung liegt in der Luft
Wenn man sich als Kleinanleger an langfristigen Zielen orientiert, dann sollte der Konkurs der SVB eher eine kurzfristige Angelegenheit sein. Die Krise scheint auf kleinere Banken beschränkt und kein systematisches Problem zu sein. Der Finanzsektor und der Markt als Ganzes werden in nächster Zeit wahrscheinlich volatil sein, aber es gibt keine signifikanten Spillover-Effekte auf das Bankensystem oder die Weltwirtschaft. Denn sowohl Kryptowährungen als auch der Banksektor seien in den letzten Jahren regelmäßigen Stresstests unterzogen worden sein, die zum Teil gut gemeistert werden konnten. Wichtig ist es demnach, nicht auf eine Diversifikation des Portfolios zu vergessen.
Bildquelle Fullstop PR GmbH
Autor:
Shanna Strauss-Frank ist Deputy Sales Director bei der Investmentgesellschaft Freedom Finance Europe, dem einzige EU-basierte Investmentbroker dessen Holding am NASDAQ gelistet wird.
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