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Interview: Dertour – Renaissance der Reisebüros nach Corona

Frankfurt, 09. Mrz – Reisebüros haben aus Sicht des Reiseveranstalters Dertour in der Pandemie-Krise nicht an Bedeutung eingebüßt. „Wir stellen eine große Renaissance fest bei den Reisebüros“, sagte Ingo Burmester, Zentraleuropa-Chef von DER Touristik, in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. „Ich bin überzeugt, dass die Beratung in Reisebüros weiterhin gefragt ist und sie ein wesentlicher Bestandteil der Touristik sind.“ Das zunächst befürchtete große Reisebüro-Sterben in der Corona-Krise blieb aus, auch dank staatlicher Corona-Finanzhilfen. Der zweitgrößte Reiseveranstalter Europas nach TUI hat rund 1800 Reisebüros und assoziierte Vertriebsstellen in Deutschland. Der Deutsche Reiseverband schätzt, dass die Zahl der Büros in Deutschland während der Pandemie um rund zehn Prozent auf etwa 10.000 gesunken ist. 

Ein Erfolgsrezept ist Burmester zufolge die Kombination von Online-Auftritt und persönlicher Beratung vor Ort. „Sich online inspirieren lassen und dann die Beratung von Experten nutzen, das bringt das beste Resultat“, sagte der Manager am Rande der internationalen Reisemesse ITB. Dertour habe ein Netzwerk von über 1800 Reiseexperten in Deutschland, die sich für bestimmte Zielgebiete und Reisearten wie etwa Golfreisen oder Tauch-Urlaub qualifizieren und in den Büros beraten. Der Trend zu individuell zusammengestellten Reisen sei ungebrochen und gerade eine Stärke von Reisebüros. 

Die Vertriebskanäle Online und Offline werden von Konkurrenten zu Partnern, wie das kürzlich bekannt gegebene Bündnis von Dertour mit der globalen Online-Plattform Booking.com zeigt. Als erster großer Reiseveranstalter macht Dertour über seine Websites mehr als eine halbe Million Unterkünfte, die bei Booking gelistet sind, buchbar. Neben Pauschalreisen bietet der Reisekonzern so eine größere Vielfalt von Unterkünften an – Ferienhäuser und Appartments, Baumhäuser, Iglus oder Fincas. „Als Reiseveranstalter konzentrieren wir uns auf ‚Sun & Beach‘ und Fernreisen, aber die ganze Vielfalt an Unterkünften können wir nicht abbilden“, sagte Burmester. In Kooperation mit Booking, Hotelpartnern und Agenturen ließen sich so individuelle Rundreisen zusammenstellen. „Es gab früher eine Bewegung, die Pauschalreise im Gegensatz zu individuellen Bedürfnissen zu sehen. Aber wir decken beides ab.“

Während die traditionellen Reiseveranstalter online gingen, näherte sich der digitale Marktplatz Booking.com deren Geschäft mit verschiedenen Reisediensten an. Das Unternehmen habe schon seit 2015 sein Angebot über das Hauptgeschäft mit der Unterkunft-Vermittlung hinaus erweitert. „Der Reisende will alles einfach haben, der möchte nicht verschiedene Webseiten suchen und da den Flug, da das Hotel, hier den Mietwagen, dort die Attraktion buchen“, sagte Nadine Stachel, Regionalchefin für Deutschland/Österreich/Schweiz bei Booking. Die Nachfrage nach den Reisebausteinen steige stark. 

UNGETRÜBTE REISELUST 

Dertour und Booking.com blicken wie die gesamte Reisebranche optimistisch auf das laufende Jahr. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Geschäftsverlauf – sowohl im letzten Jahr als auch mit der Entwicklung in diesem Jahr“, sagte Burmester. Nach schwarzen Zahlen 2022 sei der Reiseriese zuversichtlich, sowohl im Hinblick auf Umsatz als auch auf das Ergebnis 2023. Der Januar sei der erfolgreichste Buchungsmonat der Firmengeschichte gewesen. „Die kumulierten Buchungsumsätze für den Sommer lagen im Februar 70 Prozent über dem Vorjahr und auch oberhalb dessen, was wir 2019 zur gleichen Zeit hatten.“

Das vergangene Jahr sei für Booking.com mit 900 Millionen verkauften Übernachtungen global ein Rekordjahr gewesen, erklärte Stachel. Der Umsatz habe den von 2019, dem letzten Jahr vor Ausbruch der Corona-Pandemie, übertroffen, der Gewinn noch unter Vorkrisenniveau gelegen. „Im Januar haben wir enormes Wachstum an Übernachtungen – 61 Prozent mehr als im Januar 2019“, ergänzte sie. Dass Sorgen über einen Nachfragedämpfer durch den Ukraine-Krieg, Energiekrise und Inflation unbegründet waren, habe auch eine Studie ergeben. „Die Krisen und die wirtschaftliche Lage beeinträchtigen das Reisen nicht – es hat weiter Priorität.“

Interview: Dertour – Renaissance der Reisebüros nach Corona

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von Pexels auf Pixabay

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