Hamburg/Berlin, 09. Mrz – Nach kritischen Berichten über die Menschenrechtssituation in der chinesischen Uiguren-Region Xinjiang ziehen sich Investoren von Volkswagen zurück. Die Fondsgesellschaft Deka Investment hat einem Medienbericht zufolge nach einer kritischen Einschätzung durch die US-Ratingagentur MSCI alle VW-Aktien aus ihren Anlageprodukten mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit herausgeworfen. „Volkswagen ist aus unserer Sicht nicht mehr investierbar, wenn es um nachhaltige Finanzprodukte geht“, zitierte die „Wirtschafts-Woche“ Deka-Nachhaltigkeitschef Ingo Speich. MSCI habe in einem Report vom 4. November dargelegt, dass es „Anschuldigungen wegen Zwangsarbeit in der Geschäftstätigkeit“ von Volkswagen gebe. MSCI bestätigte den Bericht.
Ein Deka-Sprecher stellte am Donnerstag klar, dass man VW-Aktien bereits vor dem Porsche-Börsengang Ende September aus den Nachhaltigkeitsfonds genommen habe. Grund seien Governance-Bedenken wegen der Doppelrolle von Konzernchef Oliver Blume, der zugleich Chef der Porsche AG ist. Der MSCI-Bericht habe diese Einschätzung verstärkt.
In dem Bericht erhielt Volkswagen in der Kategorie „Soziales“ die maximale Abwertung (Red Flag). Innerhalb dieser Kategorie bekamen auch die Unterrubriken „Arbeitnehmerrechte und Lieferkette“ sowie „Arbeitsbeziehungen“ die Red Flag. Es gehe bei dem MSCI-Report um mögliche Verstöße gegen den „Global Compact“, sagte Speich dem Magazin, also gegen Nachhaltigkeitsregeln der Vereinten Nationen. Manager von Deka-eigenen Nachhaltigkeitsfonds dürften nun nicht mehr in VW-Aktien investieren.
Wenn sich andere Fondsgesellschaften dem anschließen, könnte dies die Bedingungen erschweren, zu denen sich der Wolfsburger Auto-Konzern finanzieren kann. Anleger weltweit legen zunehmend Wert darauf, dass sogenannte ESG-Kriterien beherzigt werden, also Prinzipien für ökologische wie soziale Nachhaltigkeit und für „Governance“, als gute Unternehmensführung.
Volkswagen hatte den MSCI-Bericht vom 4. November 2022 in einer Stellungnahme als sachlich falsch und möglicherweise irreführend kritisiert. Keine der darin zitierten Quellen stütze die Schlussfolgerung, dass es sich um Zwangsarbeit handele. Bis heute habe auch keine andere Quelle diese Behauptung aufgestellt. Volkswagens China-Vorstand Ralf Brandstätter hatte nach einem Besuch in der Region Xinjiang Ende Februar erklärt, er habe keine Anhaltspunkte für Menschenrechtsverstöße in der Fabrik gefunden, die Volkswagen dort betreibt. Er habe ausführlich mit sieben Mitarbeitern gesprochen, darunter Angehörigen der muslimischen Minderheit der Uiguren, die in China unterdrückt wird.
Die Fondsgesellschaft Deka Investment ist Musterklägerin in dem milliardenschweren Anlegerverfahren vor dem Oberlandesgericht Braunschweig gegen Volkswagen und die Familienholding Porsche SE.
Deka-Fonds geht nach kritischem Bericht auf Distanz zu VW
Quelle: Reuters
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