Frankfurt, 17. Feb (Reuters) – Die Stimmung an den europäischen Aktienmärkten bleibt angeschlagen. „Im Moment kehrt an den Börsen einfach keine Ruhe ein“, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. „Der Risiko-Cocktail aus Zinswende und Russland-Konflikt ist weiterhin präsent.“ Etwas Unterstützung bekamen die Indizes am Donnerstag durch solide Firmenergebnisse. Dennoch kamen Dax und EuroStoxx50 am Vormittag kaum vom Fleck und pendelten mit 15.348 und 4135 Punkten mehr oder weniger um ihre Vortagesstände.
Anleger zweifelten angesichts widersprüchlicher Aussagen an dem von Moskau angekündigten Truppenabzug aus dem Gebiet nahe der Grenze zur Ukraine. Nach Darstellung der OSZE-Beobachter vor Ort kam es am Donnerstag zu Gefechten. „Angesichts der aktuellen Risikosituation gibt es im Moment kaum Anlegerinnen und Anleger, die bereit sind, Aktien zu kaufen und dann langfristig zu halten“, sagte Altmann. „Diejenigen, die in die Rückschläge hinein kaufen, nehmen in Erholungen schnell Gewinne mit.“ Auch der russische Rubel geriet unter Druck. Im Gegenzug stieg der Dollar um rund ein Prozent auf 75,96 Rubel.
KURS AUF SICHERE HÄFEN – ZINSWENDE BLEIBT THEMA
Auch die Mitschriften der vergangenen US-Notenbanksitzung konnten nicht nachhaltig für Beruhigung an den Börsen sorgen. Wie daraus hervorging, sind sich die US-Währungshüter einig, dass es bald angebracht sein wird, die Zinsen zu erhöhen. Doch dabei wollen sie von Sitzung zu Sitzung über den angemessenen Kurs entscheiden und somit quasi auf Sicht fahren. Sichere Anlagehäfen waren gefragt. Der Goldpreis schwang sich auf ein Acht-Monats-Hoch von 1890 Dollar je Feinunze. Auch die Kurse von Staatsanleihen zogen an, im Gegenzug fiel die Rendite der US-Treasuries um mehr als zwei Basispunkte.
Rohstoff-Anleger befürchteten, dass ein Krieg zu Sanktionen gegen russisches Öl führen und die weltweite Versorgung mit dem Rohstoff einschränken würde, sagte Konstantin Oldenburger, Marktanalyst bei CMC Markets. „Das könnte zu einem weiteren Anstieg der Ölpreise führen und die Verbraucher dort treffen, wo sie es am meisten spüren – bei den Energiekosten und damit im Portemonnaie.“ Positive Signale von den Verhandlungen über das Atomabkommen mit dem Iran schürten indes die Spekulationen auf ein bald wieder höheres Angebot an den Ölmärkten. Die Nordseesorte Brent verbilligte sich um 1,1 Prozent auf 93,76 Dollar je Fass.
COBA MACHT WIEDER GEWINN
Mit einer Rückkehr in die schwarzen Zahlen im Jahr 2021 erfreute die Commerzbank ihre Anleger. Die Papiere stachen mit einem Kursplus von 6,9 Prozent hervor. Mit 9,17 Euro waren sie so teuer wie seit knapp dreieinhalb Jahren nicht mehr. Der Ausblick sei besser als erwartet ausgefallen, sagte ein Händler. Für 2022 werden ein Konzernergebnis von mehr als einer Milliarde Euro und eine Dividendenzahlung angestrebt. „Die richtigen Schritte sind eingeleitet, und in naher Zukunft steigende Zinsen könnten die Ertragsaussichten weiter aufhellen“, sagte Marktanalyst Oldenburger. „Den Sprint hat die Bank unter schmerzlichen Einschnitten also gemeistert, aber es bleibt ein langer Marathon zurück zum alten Glanz.“
Für Schwung sorgte auch ein Bericht des „Manager Magazins“, wonach der Autozulieferer Continental in vier Teilbereiche aufgespalten werden soll. Das vor zwei Jahren von Strategen erdachte Szenario sehe vor, das Reifengeschäft, den Lösungsanbieter Conti-Tech, das autonome Fahren und das restliche Autozuliefergeschäft einzeln zu verkaufen oder in Teilen an die Börse zu bringen. Ein Sprecher wollte das nicht kommentieren. Die Aktien zogen in der Spitze um 5,3 Prozent auf 91,96 Euro an und standen zeitweise an der Dax-Spitze.
Europas Anleger bleiben alarmiert – Ukraine und Inflation belasten
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