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StartWirtschaftHintergründe: So trotzte die deutsche Wirtschaft 2022 dem Konjunktur-Gegenwind

Hintergründe: So trotzte die deutsche Wirtschaft 2022 dem Konjunktur-Gegenwind

Berlin, 13. Jan – Trotz Inflation, Ukraine-Krieg und anhaltender Lieferprobleme ist die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt stieg um 1,9 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Damit übertraf die Wirtschaft erstmals wieder das Niveau von vor der Corona-Krise und lag 0,7 Prozent darüber. Im Folgenden die Entwicklung wichtiger Kennziffern:

BRUTTOINLANDSPRODUKT

Mit 1,9 Prozent Wachstum konnte die Wirtschaft allerdings nicht an das Jahr 2021 anknüpfen, als es konjunkturell um 2,6 Prozent nach oben ging. „Die gesamtwirtschaftliche Lage in Deutschland war im Jahr 2022 vor allem geprägt von den Folgen des Kriegs in der Ukraine, zu denen extreme Energiepreiserhöhungen zählten“, sagte die Präsidentin des Statistischen Bundesamts, Ruth Brand. 

DEUTSCHLAND IM INTERNATIONALEN VERGLEICH

Im internationalen Vergleich hinkt das deutsche Wachstum fast allen anderen europäischen Staaten hinterher. „Allerdings war die Wirtschaftsleistung in den meisten Staaten während der Corona-Krise auch deutlich stärker eingebrochen als in Deutschland“, betonte die Statistikamts-Präsidentin. Das Vorkrisenniveau sei sowohl in der EU insgesamt als auch in den meisten großen Mitgliedstaaten überschritten.

WACHSTUMSSTÜTZEN

Für Impulse sorgten vor allem die Verbraucherinnen und Verbraucher, die 4,6 Prozent mehr ausgaben als im Vorjahr. Zudem investierten Firmen 2,5 Prozent mehr in Ausrüstungen wie Maschinen und Fahrzeuge, erläuterte Brand. Einige Dienstleister profitierten nach dem Wegfall fast aller Corona-Schutzmaßnahmen von Nachholeffekten. Besonders stark zulegen konnten 2022 die sonstigen Service-Firmen, zu denen die Kreativ- und Unterhaltungsbranche zählt. Ihre Bruttowertschöpfung kletterte um 6,3 Prozent. Auch den Bereichen Verkehr, Gastgewerbe und Handel kamen die Lockerungen zugute. Die Sparte Information und Kommunikation knüpfte an ihre „langjährige, nur im ersten Corona-Jahr 2020 gebremste Wachstumsgeschichte an“, hieß es beim Amt. Derweil sorgten die hohen Energiepreise und anhaltenden Lieferengpässe dafür, dass die Industrie kaum vom Fleck kam. 

WACHSTUMSBREMSEN

Am Bau, der vergleichsweise gut durch die Corona-Krise gekommen war, belasteten Material- und Fachkräftemangel, hohe Baukosten und zunehmend schlechtere Finanzierungsbedingungen wegen steigender Zinsen. Dies führte zu einem deutlichen Rückgang der Bruttowertschöpfung von 2,3 Prozent. Die Exporte von Waren und Dienstleistungen stiegen zwar 2022 um 3,2 Prozent. Da aber die Importe mit 6,7 Prozent deutlich stärker zulegten, bremste der Außenhandel unterm Strich das Wirtschaftswachstum. 

INFLATION

Die Verbraucherpreise stiegen 2022 um 7,9 Prozent und damit so stark wie noch nie seit Bestehen der Bundesrepublik. „Maßgeblich verantwortlich für diese historisch hohe Inflation im Jahresdurchschnitt waren die extremen Preisanstiege bei Energie und Nahrungsmitteln infolge des Kriegs in der Ukraine und Lieferengpässen in der Produktion“, sagte Brand. Preisschübe auf vorgelagerten Wirtschaftsstufen waren noch stärker als auf Verbraucherebene. Im Schnitt kletterten die Bruttolöhne und -gehälter um 5,9 Prozent und die Nettolöhne und -gehälter um 5,7 Prozent. Wegen der hohen Inflation ergaben sich demnach im Durchschnitt „klare Reallohnverluste“ der Beschäftigten. 

ARBEITSMARKT

Der Arbeitsmarkt erholte sich trotz Fachkräftemangel von der Corona-Krise und zeigte sich im weiter schwierigen Umfeld sehr robust. Die Zahl der Erwerbstätigen mit Arbeitsort in Deutschland stieg um 1,3 Prozent und erreichte mit durchschnittlich 45,6 Millionen Erwerbstätigen einen Rekord.

STAATSDEFIZIT

Der deutsche Staatshaushalt rutschte 2022 das dritte Jahr in Folge in die roten Zahlen. Die Ausgaben von Bund, Ländern, Kommunen und Sozialversicherung überstiegen die Einnahmen um 101,6 Milliarden Euro. „Das waren knapp 33 Milliarden Euro weniger als im Jahr 2021.“ Das entspricht einem Defizit von 2,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Es fällt niedriger aus als in den beiden Vorjahren, die von hohen Kosten infolge der Corona-Krise geprägt waren: 2021 lag das Defizit bei 3,7 Prozent, 2020 bei 4,3 Prozent. „Die Entlastungen des Staatshaushalts durch die auslaufenden Corona-Maßnahmen wurden von neuen Belastungen durch die Energiekrise infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine überlagert“, erklärten die Statistiker.

Hintergründe: So trotzte die deutsche Wirtschaft 2022 dem Konjunktur-Gegenwind

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von Hands off my tags! Michael Gaida auf Pixabay

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