Kiew/Nahe Bachmut, 11. Jan – Um die ostukrainische Kleinstadt Soledar tobt ein erbitterter Kampf zwischen der russischen Söldner-Einheit Wagner und ukrainischen Soldaten. Bei eisigen Temperaturen lieferten sich beide Seiten heftige Gefechte im Zentrum der nahe Bachmut gelegenen Stadt. Die Lage war am Mittwochvormittag unklar. Der Gründer der Söldner-Organisation, der russische Unternehmer Jewgeni Prigoschin, hatte bereits am Dienstagabend die Einnahme des Ortes gemeldet, aber zugleich erklärt, im Zentrum werde weiter gekämpft.
Die ukrainische Regierung teilte am Abend mit, ihre Soldaten leisteten weiterhin Widerstand. Im Lagebericht des ukrainischen Militärs vom Mittwochmorgen wurde Soledar als eine der Ortschaften in der Region Donezk genannt, die beschossen werde. Das Präsidialamt in Moskau teilte am Mittwoch mit, rings um Soledar mache das russische Militär Fortschritte. Eine unabhängige Bestätigung des Kampfgeschehens war Reuters nicht möglich.
Es gebe eine „positive Dynamik“ in der militärischen Lage rings um Soledar, teilte das russische Präsidialamt mit. Die russischen Kämpfer machten Fortschritte. Details wurden zunächst nicht genannt. Eine Einnahme Soledars hätte für die russische Seite in militärischer, symbolischer und wirtschaftlicher Hinsicht erhebliche Bedeutung – nach etlichen militärischen Rückschlägen in den vergangenen Monaten. Soledar in der ostukrainischen Industrieregion Donbass liegt nur wenige Kilometer von der strategisch wichtigen Stadt Bachmut entfernt. Auch dort liefern sich ukrainische und russische Truppen seit längerem heftige Kämpfe. Eine Einnahme Soledars wäre ein wichtiger Schritt für die Eroberung Bachmuts. Deshalb haben russische Kommandeure seine Eroberung zu einem Hauptziel im Kampf um Bachmut erklärt.
Prigoschin hat den Vorstoß seiner Söldner auf Bachmut erst kürzlich damit begründet, dass es dort riesige Tunnelsysteme gebe, in denen Truppen und Panzer Unterschlupf finden könnten. Auch von den immensen Salzminen um Soledar könnte die russische Seite profitieren, sobald die Region unter ihrer Kontrolle ist. In der US-Regierung gibt es Mutmaßungen, dass Prigoschin möglicherweise die persönliche Kontrolle über die Minen in der Umgebung erringen und sie ausbeuten will.
PRIGOSCHIN MELDET EINNAHME SOLEDARS UND WEITERE KÄMPFE
„Wagner-Einheiten haben das gesamte Territorium von Soledar unter ihre Kontrolle gebracht“, erklärte Prigoschin am späten Dienstagabend russischen Nachrichtenagenturen zufolge. Im Zentrum der Stadt habe sich ein Kessel gebildet, in dem gekämpft werde. „Die Zahl der Gefangenen wird morgen bekanntgegeben“, fügte Prigoschin am Dienstag hinzu, nannte aber keine Details. Prigoschins Äußerung, dass im Zentrum weiter gekämpft werde, deutete darauf hin, dass Soledar nicht vollständig unter russische Kontrolle gefallen ist.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und das Militärkommando erwähnten die angebliche russische Kontrolle über Soledar am Dienstagabend nicht. Selenskyj sagte in seiner abendlichen Ansprache, Bachmut und Soledar würden weiter verteidigt. Er bekräftigte seine Forderung nach mehr westlichen Waffen und sagte, Russland bündele seine Kräfte, um seinen Feldzug zu intensivieren. Einzelheiten nannte er nicht.
Das ukrainische Verteidigungsministerium twitterte am späten Dienstag: „Selbst nach kolossalen Verlusten versucht Russland immer noch wie wahnsinnig, Soledar zu erobern – die Heimat der größten Salzmine Europas.“ Die stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Maliar erklärte, der Kampf um Soledar tobe noch immer. Der Feind ignoriere die schweren Verluste seiner Einheiten und stürme weiter. „Die Zugänge zu unseren Stellungen sind übersät mit den Leichen feindlicher Kämpfer. Unsere Soldaten halten tapfer die Stellung.“
Erbitterter Kampf um Soledar – Wagner-Söldner melden Einnahme
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Mickey Estes auf Pixabay
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