Nürnberg, 03. Jan – Der Arbeitsmarkt wird sich nach Einschätzung der Bundesagentur für Arbeit (BA) auch im neuen Jahr als Stabilitätsanker in einer von Krisen geprägten Zeit erweisen. „Wir rechnen im Jahre 2023 weiter mit einer robusten Entwicklung, sodass der deutsche Arbeitsmarkt stabilisierend wirkt auf die mögliche Abschwächung der Wirtschaft“, sagte BA-Chefin Andrea Nahles am Dienstag in Nürnberg. Die Fachkräftegewinnung bleibe ein zentrales Thema. Trotz des Ukraine-Krieges mit seinen Auswirkungen auf die hohe Inflation, Energiepreise und Lieferketten gehe die BA von einer weiteren Zunahme der Beschäftigung um 300.000 Personen aus.
Mit einem nur leichten Anstieg der Arbeitslosenzahl zeigte sich der Arbeitsmarkt auch zum Jahresende 2022 robust. Die BA verzeichnete im Dezember einen Anstieg um 20.000 auf 2,454 Millionen Erwerbslose. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,1 Punkte auf 5,4 Prozent. „Die Arbeitslosigkeit hat im Dezember wie in diesem Monat üblich mit Beginn der Winterpause zugenommen“, sagte Nahles. Bereinigt um jahreszeitliche Einflüsse sei die Erwerbslosenzahl aber um 13.000 gesunken. Im Vergleich zum Dezember 2021 lag die unbereinigte Arbeitslosenzahl um 124.000 höher. Dies gehe aber auf die Erfassung ukrainischer Geflüchteter in den Jobcentern zurück, sagte Nahles. Ohne Schutzsuchende aus der Ukraine hätte es einen Rückgang gegeben.
RÜCKGANG DER ARBEITSLOSIGKEIT TROTZ UKRAINE-KRIEGES
Für das zurückliegende Jahr zog die BA eine positive Bilanz. Die Folgen des russischen Krieges gegen die Ukraine hätten durchaus Spuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen, erklärte Nahles. Diese seien angesichts des Ausmaßes der Belastungen aber moderat ausgefallen. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung seien trotz des Ukraine-Krieges deutlich gesunken. Im Jahresdurchschnitt verzeichnete die BA einen Rückgang der Arbeitslosenzahl im Vergleich zum Vorjahr um 195.000 auf 2,418 Millionen. Die Zahl der Kurzarbeitenden sei 2022 voraussichtlich auf rund 430.000 gesunken, nach rund 1,85 Millionen 2021.
Die Zahl der sozialabgabenpflichtig Beschäftigten stieg im Oktober nach ersten Berechnungen der BA weiter auf rund 34,9 Millionen. Im Vorjahresvergleich legte ihre Zahl im Jahr 2022 laut BA um 643.000 auf 34,45 Millionen zu. Das seien 1,04 Millionen mehr als im Vor-Coronajahr Juni 2019.
Finanziell hofft die BA für 2023 laut Nahles auf eine Rückkehr zur Normalität, also ein Jahr ohne Verluste. Die hohe Beschäftigtenzahl und eine Anhebung des Beitragssatzes zur Arbeitslosenversicherung um 0,2 Punkte auf 2,6 Prozent des Bruttolohns seit Jahresbeginn spülen mehr Geld in die Kasse der BA. Nahles hofft daher auf einen Überschuss von etwa einer Milliarde Euro am Jahresende.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil nannte es besonders erfreulich, dass die Erwerbstätigkeit den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung 1990 erreicht habe: „Trotzdem bleibt die Fachkräftesicherung eine zentrale Aufgabe für das anstehende Jahr.“ Der Präsident der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände, Rainer Dulger, erklärte, „nicht mehr Arbeitslosigkeit, sondern Fach- und Arbeitskräftemangel sowie Kompetenzanpassungen für Beschäftigte sind die aktuellen Herausforderungen“.
BA-Chefin Nahles sieht Arbeitsmarkt als Stabilisator
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von succo auf Pixabay
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