Hamburg, 14. Dez – Vor der außerordentlichen Aktionärsversammlung formiert sich Opposition gegen die geplante Sonderdividende von Volkswagen. Die an dem Wolfsburger Autobauer beteiligte Fondsgesellschaft Deka Investment kritisierte die im Zuge des erfolgreichen Börsengangs der VW-Tochter Porsche AG vereinbarte Ausschüttung von 19 Euro je Aktie als unangemessen hoch und will den Vorschlag ablehnen. Das Sparkassen-Institut riet VW, das Geld anders einzusetzen. Außerdem würden die Vorzugsaktionäre nicht ausreichend entgolten.
„VW fliegt gerade im Blindflug in die Elektrowelt und wirft dabei unnötigerweise Kapital über Bord“, erklärte Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance der Deka Investment. Die echten Kosten für die Transformation könnten nicht prognostiziert werden, die finale Strategie des neuen Chefs Oliver Blume stehe noch in den Sternen. Ob das Geld ausreiche, bleibe abzuwarten. Die Sonderdividende in der vorgeschlagenen Höhe von 19,06 Euro je Aktie nannte er überzogen, sie sei auch nicht im Interesse der Aktionäre. Der Cashflow werde in den nächsten Jahren massiven Gegenwind bekommen. Hinzu komme ein schärferer Wettbewerb, so dass auch die Margen der Elektrofahrzeuge unter Druck gerieten. Zudem erhöhten sich die Kosten für Energie, Personal und Batterien.
„FAULER KOMPROMISS“
Speich nahm auch die unterschiedlichen Interessen der Hauptaktionäre von VW aufs Korn: Während die Familienholding Porsche SE die Ausschüttung noch in diesem Jahr benötige, um ihren Anteilskauf an der Porsche AG zu stemmen, wolle das Land Niedersachsen als zweitgrößter VW-Eigner hingegen eine Auszahlung für die Haushaltsplanung im nächsten Jahr. „Alles in allem ist die Sonderdividende ein fauler Kompromiss, denn der Dividendenabschlag erfolgt 2022 mit Zahlung im Jahr 2023.“ Gegen die Ausschüttung erst im Januar richtet sich auch ein Antrag der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK).
Die Anteilseigner sollen die Sonderdividene auf ihrer außerordentlichen Hauptversammlung am Freitag in Berlin beschließen. Der Konzern reicht damit wie versprochen knapp die Hälfte der Einnahmen aus dem Börsengang der Porsche AG weiter. Allein die Familien Porsche und Piech, die über die Holding Porsche SE 53,3 Prozent an Europas größtem Autokonzern halten, können mit drei Milliarden Euro rechnen, die sie umgehend in weitere Stammaktien der Porsche AG stecken wollen.
Ingesamt bringen der Börsengang von Porsche – der größte in Deutschland seit mehr als 25 Jahren – und der Verkauf von Aktien an die Familienholding Volkswagen mehr als 19 Milliarden Euro ein, die der Konzern in den Umbau zum Mobilitätsanbieter stecken will. Wegen der Mehrheitsverhältnisse gilt der Beschluss für die Sonderdividende als Formsache: Lediglich rund 7,3 Prozent der stimmberechtigten Aktien liegen im Streubesitz, der Rest ist in Händen der Familien, des Landes Niedersachsen und des Emirats Katar. Deka Investment hält nach eigenen Angaben 0,4 Prozent der Stammaktien.
Deka Investment kritisiert Sonderdividende von Volkswagen scharf
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von F. Muhammad auf Pixabay
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