UPDATE: Powell signalisiert Finanzmärkten weniger aggressive Zinserhöhung
Washington, 30. Nov (Reuters) – US-Notenbankchef Jerome Powell hat die Finanzmärkte vor der letzten Fed-Sitzung im laufenden Jahr auf eine weniger aggressive Gangart bei den Zinsen eingestimmt. „Bereits im Dezember“ könne die Zeit gekommen sein, Tempo bei den Zinsanhebungen herauszunehmen, sagte der Chef der Federal Reserve (Fed) am Mittwoch bei einer Veranstaltung der Denkfabrik Brookings Institution in Washington. Die Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt in Höhe von 0,50 Prozentpunkten für die Sitzung am 14. Dezember wird an den Finanzmärkten nunmehr auf 75 Prozent taxiert.
Die Fed hatte Anfang November den Leitzins zum vierten Mal in Folge um 0,75 Prozentpunkte erhöht – auf die neue Spanne von 3,75 und 4,00 Prozent. Mittlerweile haben mehrere Währungshüter signalisiert, dass sie kleinere Schritte befürworten könnten. Denn mittlerweile mehren sich die Anzeichen, dass der hohe Inflationsdruck stärker als gedacht zurückgeht – sowohl bei den Verbraucher- als auch bei den Erzeugerpreisen.
Der Kampf gegen die Inflation sei allerdings noch nicht beendet, betonte Powell. Zudem sei es wahrscheinlich, dass die Fed den Leitzins letztlich auf einen etwas höheren Stand treiben müsse als die Währungshüter im September in ihren Projektionen mit einem Niveau von 4,6 Prozent signalisiert hätten. Eine Zahl nannte Powell indes nicht. An den Terminmärkten wird damit gerechnet, dass der Zinsgipfel im Mai 2023 mit einem Wert von unter 5 Prozent erreicht sein wird.
Die Rede Powells kam an der Wall Street gut an und verhalf den US-Börsen ins Plus. „Man kann die Zinssätze nicht mehr so schnell erhöhen, wie sie es bisher getan haben. Dennoch ist es für die Anleger immer angenehm, wenn sie es direkt vom Chef hören“, sagte Rick Meckler, Partner beim Vermögensverwalter Cherry Lane.
ABSAGE AN ZINSSENKUNG
Um die Inflation in den Griff zu bekommen, ist es laut Powell nötig, das geldpolitische Niveau für einige Zeit auf einem restriktiven Niveau zu halten, das die Wirtschaft zügelt. Dies gilt als Absage an eine Zinssenkung, mit der manche Investoren für das nächste Jahr rechnen. Es gelte, die Geldpolitik „nicht zu früh“ zu lockern, mahnte der Fed-Präsident. Auf der anderen Seite dürfe man mit dem Zinsniveau auch nicht überziehen: „Wir denken, dass eine Verlangsamung an diesem Punkt eine gute Möglichkeit ist, die Risiken auszugleichen.“ Noch seien aber „keine klaren Fortschritte“ bei der Dämpfung der Inflation zu erkennen, sagte Powell: „Wir werden den Kurs beibehalten, bis die Arbeit erledigt ist.“
Wie aus den Protokollen der jüngsten Fed-Sitzung hervorgeht, ist in der Führungsebene der Fed eine Debatte darüber in Gang gekommen, welche Risiken ein zu schnelles Anziehen der Zinsschraube bewirken könnte. Nach Ansicht der Währungshüterin Esther George wird es zunehmend schwieriger, die Inflation einzudämmen, ohne eine Rezession auszulösen.Read full story Powell betonte bei der Veranstaltung in Washington, er sehe weiterhin einen Weg zu einer mehr oder weniger sanften Landung der Wirtschaft, mit der eine tiefe Rezession abgewendet werden könne.
Die US-Wirtschaft war im Sommer auf das Jahr hochgerechnet noch um 2,9 Prozent gewachsen. Angesichts der noch immer hohen Inflation im Land sind die Konjunkturaussichten jedoch nicht mehr rosig. Die Wirtschaft ist laut der Fed von Mitte Oktober bis Ende November kaum oder nur mäßig gewachsen. Im Vergleich zur vorigen Befragung habe sich die wirtschaftliche Aktivität weiter verringert, teilte die Notenbank im Konjunkturbericht „Beige Book“ mit. Hohe Zinsen und Inflation belasteten nach wie vor die Wirtschaft.
Frankfurt, 30. Nov (Reuters) – Die Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell hat den US-Börsen ins Plus geholfen. Der Dow-Jones-Index.DJI der Standardwerte stieg nach den wichtigsten Aussagen um 0,6 Prozent auf 34.072 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500.SPXgewann 1,2 Prozent auf 4005 Zähler. Die beiden Indizes hatten bei Eröffnung am Mittwoch leicht im Minus gelegen. Der Index der Technologiebörse Nasdaq.IXIC sprang um 2,1 Prozent auf 11.212 Punkte, nachdem er kaum verändert in den Handel gegangen war.
Der Präsident der Notenbank Fed stimmte die Finanzmärkte vor der letzten Fed-Sitzung im laufenden Jahr auf eine weniger aggressive Gangart bei den Zinsen ein. „Bereits im Dezember“ könne die Zeit gekommen sein, das Tempo bei den Zinsanhebungen herauszunehmen. Analysten zufolge sind die Aussagen nicht überraschend. „Man kann die Zinssätze nicht mehr so schnell erhöhen, wie sie es bisher getan haben. Dennoch ist es für die Anleger immer angenehm, wenn sie es direkt vom Chef hören“, sagte Rick Meckler, Partner beim Vermögensverwalter Cherry Lane.
Powell-Rede macht Wall Street neuen Mut
Quelle: Reuters
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