Frankfurt, 29. Nov – Die europäischen Börsen treten trotz des überraschenden Rückgangs der Inflation in Deutschland auf der Stelle. Der deutsche Leitindex Dax und sein europäisches Pendant EuroStoxx50 zeigten sich am frühen Dienstagnachmittag wenig verändert bei 14.357 beziehungsweise 3931 Punkten. „Die heutigen Inflationsdaten sind für den Aktien- und den Rentenmarkt gleichermaßen eine gute Nachricht. Allerdings wurde am Aktienmarkt nach der ebenfalls rückläufigen US-Inflation schon kräftig vorgefeiert“, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners.
Die Verbraucherpreise in Deutschland stiegen im November wegen niedrigerer Ölpreiseum durchschnittlich 10,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im Oktober hatte die Teuerungsrate mit 10,4 Prozent auf dem höchsten Stand seit 1951 gelegen. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten für den zu Ende gehenden Monat mit einem unveränderten Wert gerechnet.
Die Investoren warten nun auf die für Mittwoch geplanten Eurozone-Inflationsdaten, die Rückschlüsse auf die künftige Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) geben könnten. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte am Montag gesagt, dass die Inflation in der Eurozone ihren Höhepunkt wohl noch nicht erreicht habe und damit alle Türen für Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank offen gehalten.
CHINA-HOFFNUNGEN TREIBEN ÖL UND US-FUTURES AN
Gleichzeitig bleibt der Fokus auf China. Anleger hoffen nach den jüngsten regierungskritischen Protesten auf eine Lockerung der strengen Corona-Politik in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Berichte, wonach chinesische Gesundheitsbeamte eine Pressekonferenz abhalten würden, schoben den Ölpreis an. Rohöl der Sorte Brent und US-Leichtöl WTI verteuerten sich jeweils rund zwei Prozent auf 85,07 und 78,61 Dollar pro Barrel. Zur Erholung von dem zuvor erreichten Jahrestiefststand trugen auch Spekulationen über mögliche Produktionskürzungen des Ölkartells Opec+ bei.
Die China-Hoffnungen stützten auch die Wall Street. Die Futures für die wichtigsten US-Indizes stiegen um bis zu einem halben Prozent. Am Montag hatte die US-Börse rund 1,5 Prozent im Minus geschlossen. „Positive Nachrichten für die chinesische Wirtschaft sind positive Nachrichten für die Weltwirtschaft“, sagte Anlagestratege Hugh Gimber von der Vermögensverwaltung der US-Bank JPMorgan.
CREDIT SUISSE AUF REKORDTIEF – US-WACHSTUMSWERTE GEFRAGT
Die Aktien der krisengeplagten Großbank Credit SuisseCSGN.S sackten unterdessen um rund vier Prozent auf ein Rekordtief von 2,888 Franken ab. Treiber des jüngsten Einbruchs war neben der Gewinnwarnung vom Mittwoch auch ein technischer Aspekt der Kapitalerhöhung. Damit lasse sich aber nur ein Teil des Wertverlustes der Aktien in den vergangenen Tagen erklären, sagte Daniel Bosshard, Analyst der Luzerner Kantonalbank. „Der Schluss liegt nahe, dass es sich um ein weiteres Misstrauensvotum des Marktes gegenüber der Großbank handelt.“
Eine Warnung vor steigenden Kosten für die Luftfahrtindustrie wegen höherer Treibstoffpreise, des stärkeren Dollars und einer Lohninflation setzte Easyjet und Ryanair zu. Die Aktien des britischen und irischen Billigfliegers gaben um 3,5 beziehungsweise 1,5 Prozent nach.
In den USA waren Wachstumswerte angefragt. Die Aktien des E-Autobauers Tesla stiegen im vorbörslichen Handel um 1,7 Prozent und Technologiekonzerne wie Apple, Amazon und die Facebook-Mutter Meta lagen zwischen 0,7 und 0,8 Prozent im Plus. Auch der amerikanische Öl- und Gaskonzern ConocoPhillips punktete bei Anlegern mit dem Deal mit Qatar Energy zur Lieferung von jährlich zwei Millionen Tonnen Flüssiggas (LNG) aus Katar nach Deutschland. Die Titel stiegen vor US-Börsenstart rund zwei Prozent an.
Inflationsrückgang in Deutschland lässt Europas Anleger kalt
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Hands off my tags! Michael Gaida auf Pixabay
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