Frankfurt, 19. Okt – In Erwartung geldpolitischer Signale aus den USA haben sich die Anleger am europäischen Aktienmarkt am Mittwoch zurückgezogen. Eine hohe Inflationsrate in Großbritannien und maue Firmenbilanzen drückten auf die Stimmung. Der Dax verlor am Vormittag 0,4 Prozent auf 12.709 Punkte, der EuroStoxx50 trat bei 3462 Zählern auf der Stelle.
„Auf der Unternehmensseite sehnen sich die Marktteilnehmer nach angenehmen Überraschungen in Form solider Quartalsberichte“, sagte Marktanalyst Christian Henke vom Handelshaus IG. Im Tagesverlauf stehen unter anderem Zahlen des Börsenbetreibers Deutsche Börse sowie Tesla und IBM an.
Für eine nachhaltige Bodenbildung an den Aktienmärkten sei aber eine wirkliche Trendwende bei der Teuerungsrate vonnöten, sagte Henke. Danach sieht es allerdings momentan nicht aus: Steigende Nahrungsmittelpreise trieben die jährliche Teuerungsrate im September im Vereinigten Königreich auf 10,1 Prozent. Analysten hatten mit einem Anstieg auf 10,0 Prozent nach 9,9 Prozent im August gerechnet. Das Pfund fiel um 0,5 Prozent auf 1,1260 Dollar ab. Anleger warfen zudem britische Staatsanleihen aus den Depots. Im Gegenzug stieg die Rendite der zehnjährigen Papiere um neun Basispunkte auf 4,03 Prozent.
Bleibt die Inflation aus Sicht der Notenbanken zu hoch, könnte der aggressive Zinserhöhungskurs weltweit ungedrosselt fortgesetzt werden. Weitere Hinweise dazu erwarten Anleger von dem am Abend vorgelegten Konjunkturbericht der Fed, im Fachjargon als Beige Book bekannt. An den Rohstoffmärkten griff die Angst vor einer Rezession erneut um sich und drückte auf die Ölpreise. Ein Fass der Nordsee-Sorte Brent verbilligte sich um 0,6 Prozent auf 89,49 Dollar. Der US-Dollar blieb stark. Der Dollar-Index, der die Weltleitwährung zu anderen Devisen misst, zog um 0,2 Prozent auf 112,35 Punkte an.
AUFTRAGSSCHWUND VERGRAULT ANLEGER BEi SARTORIUS
Bitter enttäuscht reagierten Anleger auf die Zahlen von Sartorius. Die Aktien des Laborausrüsters verloren 13,7 Prozent auf 334,20 Euro und steuerten auf den größten Kursrutsch seit 14 Jahren zu. Das Unternehmen rechnet mit einem Zuwachs der Erlöse am unteren Rand der prognostizierten Bandbreite von 15 bis 19 Prozent. JPMorgan verwies auf wegbrechende Auftragseingänge im Geschäftsbereich für Bioprozesslösungen. „Das wird die anhaltenden Bedenken hinsichtlich der Aussichten für 2023 wahrscheinlich nicht zerstreuen“, sagten die Analysten.
In Kopenhagen stürzten die Aktien von Royal Unibrew ebenfalls um mehr als zehn Prozent ab. Die dänische Brauerei bekommt die steigenden Preise und eine stärkere Kaufzurückhaltung zu spüren und rechnet im Gesamtjahr mit einem geringeren operativen Ergebnis als bislang. Im Sog dessen fielen Carlsberg und Heineken um je mehr als drei Prozent. Titel von AB Inbev verloren rund zwei Prozent, Papiere von Olvi 2,3 Prozent.
SVENSKA HANDELSBANKEN ÜBERZEUGT MIT KREDITGESCHÄFT
Die Stimmung im Technologie-Sektor hellten überraschend starke Zahlen von ASML auf. Die Aktien des niederländischen Chipausrüsters zogen um mehr als fünf Prozent an, nachdem der Konzern keine großen Einbußen durch die US-Exportbeschränkungen nach China erwartet. Der europäische Branchenindex, kletterte um rund ein Prozent.
Im Finanzsektor griffen Anleger bei Svenska Handelsbanken zu. Die Aktien stiegen um mehr als fünf Prozent, nachdem das schwedische Geldhaus mit Rekordzahlen im Quartal aufwartete. Die verringerten Verluste im Kreditgeschäft wiesen auf eine mittlerweile solide Kreditqualität hin und machten auch in Bezug auf andere nordische Banken Mut, sagten die Analysten von JP Morgan.
Inflationssorgen bremsen Börsen – Beige Book im Blick
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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