Habeck deutet AKW-Betrieb über den Winter an

Berlin, 27. Sep – Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck deutet einen Betrieb der zwei süddeutschen Atomreaktoren über das geplante Laufzeit-Ende zum Jahreswechsel an. Grund sei, dass die aktuelle Lage sich Szenarien aus dem Stresstest der Netzbetreiber genähert habe, sagte der Grünen-Politiker am Dienstag dem „Spiegel“. „Wir sind jetzt schon in einem Bereich, wo der Stresstest sagt: Da kann es notwendig werden, Atomkraftwerke für die Netzsicherheit einzusetzen.“ Das werde man jetzt weiter beobachten, „aber die Situation in Frankreich entwickelt sich nicht gut“. Im Nachbarland können aus technischen Gründen viele Reaktoren derzeit nicht laufen. „Das macht mir also schon große Sorgen.“ Auf die Frage, ob der sogenannte Streckbetrieb über das Jahresende damit wahrscheinlich werde, sagte Habeck: „Jedenfalls wird es nicht unwahrscheinlicher.“

Da die europäischen Stromnetze verknüpft sind, verschärfen Frankreichs Reaktorprobleme die Lage besonders im Süden Deutschlands. Strom fließt so ins Nachbarland ab. Die AKW Isar II und Neckarwestheim II sind dort von Habeck für eine Einsatzreserve vorgesehen. Geplant ist, zunächst einmal am Atomausstieg bis Ende 2022 für alle drei verbliebenen AKW festzuhalten. Wenn es die im sogenannten Stresstest analysierte Lage aber erfordere, sollten sie notfalls weiterlaufen oder aber in den ersten Monaten des Jahres wieder angefahren werden. Endgültig Schluss sein soll demnach aber im April.

Dieser Plan kann aber nach Aussagen des Isar-II-Betreibers PreussenElektraEONGn.DE ohnehin nicht mehr funktionieren. Wegen eines Ventillecks müsse das AKW noch im Oktober heruntergefahren werden, damit es dann wieder länger in Betrieb gehen könne. Ein weiterer Stopp danach sei nicht möglich. Alternativ könne auf die Reparatur verzichtet werden, dann müsse der Reaktor aber wie geplant Ende 2022 stillgelegt werden.