Stockholm/Moskau, 27. Sep – An den Ostsee-Pipelines von Nord Stream sind innerhalb kurzer Zeit drei Lecks entstanden. Es seien in einem beispiellosen Vorgang an einem Tag Defekte an drei Röhren festgestellt worden, teilte die Nord Stream AG am Dienstag mit. Es sei unklar, wann das System wieder funktionieren werde. Das Präsidialamt in Moskau schloss Sabotage nicht aus. Kreml-Sprecher Dmitry Peskow sprach von beunruhigenden Nachrichten und sagte, die Entwicklung betreffe „die Energiesicherheit des gesamten Kontinents“. Entstanden sind die Schäden im dänischen und schwedischen Hoheitsgebiet.
Die schwedische Schifffahrtsbehörde meldete zwei Lecks an der Gaspipeline Nord Stream 1. „Es gibt zwei Lecks bei Nord Stream 1 – eines in der schwedischen Wirtschaftszone und eines in der dänischen Wirtschaftszone. Sie liegen sehr nahe beieinander“, sagte ein Behördensprecher der Nachrichtenagentur Reuters. Die Lecks befänden sich nordöstlich der dänischen Insel Bornholm. Eine entsprechende Warnung wurde von der Behörde herausgegeben. Der dänische Energieminister Dan Jorgensen berichtete von einem Leck, das am Montag in der Leitung Nord Stream 2 entdeckt worden sei.
Über die Ursachen konnte zunächst nur spekuliert werden. Europäische Sicherheitsbehörden waren fieberhaft bemüht, hier Klarheit zu schaffen. Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sagte, es sei schwer zu glauben, dass es sich hier um Zufälle handele. Aber es sei zu früh, irgendwelche Schlüsse zu ziehen, sagte sie dem Sender DR. Ein Sprecher der EU-Kommission sagte, es sei jetzt nicht der Moment für Spekulationen. Die betroffenen EU-Staaten bemühten sich um Aufklärung, die europäische Energiesicherheit sei nicht in Gefahr.
„WER WÜRDE PROFITIEREN?“
„Es gibt einige Hinweise, dass die Schäden beabsichtigt waren“, hieß es in europäischen Sicherheitskreisen. „Man muss fragen: Wer würde profitieren?“ Am Montag war in den Erdgas-Pipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 ein Druckabfall festgestellt worden. Beide Doppelröhren verlaufen von Russland durch die Ostsee nach Deutschland. Nord Stream 1 war 2011 in Betrieb genommen worden. Nach der Invasion Russlands in der Ukraine und der darauf folgenden Sanktionen des Westens hatte Russland den Gastransport durch Nord Stream 1 zunächst reduziert und vor ein paar Wochen komplett eingestellt. Nord Stream 2 war vor einem Jahr fertig gestellt worden, hatte aber nie von Deutschland eine Betriebserlaubnis erhalten.
Am Energie-Markt stieg der Preis nach den Vorfällen an. Der europäische Future steigt um 11,5 Prozent auf 193,50 Euro. Obwohl keine der Pipelines derzeit Gas nach Europa liefert, haben die Vorfälle Bedenken hinsichtlich der Sicherheit der Gasinfrastruktur in der EU geweckt.
Die Bundesnetzagentur hatte nach dem Druckabfall in der Nord-Stream-1-Pipeline erklärt, keine Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit zu erwarten. „Wir sind dabei, im Austausch mit dem Bundeswirtschaftsministerium und den betroffenen Behörden auch hier den Sachverhalt aufzuklären. Aktuell kennen wir die Ursachen für den Druckabfall nicht“, hatte ein Sprecher der Behörde mitgeteilt. Der Präsident der Behörde, Klaus Müller, wollte sich am Dienstag nicht zu den aufgetretenen Lecks äußern. Sie seien nicht in deutschem Hoheitsgebiet aufgetreten.
Ermittlungen nach Schäden an Nord-Stream-Gaspipelines – Sabotage?
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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