Kiew/Samarkand, 15. Sep – Die russischen Truppen stärken nach ukrainischen Angaben ihre Verteidigungslinien im Osten des Landes. Dadurch werde es schwieriger werden für die ukrainischen Streitkräfte, ihren Vormarsch fortzusetzen, sagte der Governeur von Luhansk, Serhij Hajdaj, am Donnerstag im Fernsehen. „Hier graben sich die Russen ein in Swatowe und Troizke“, sagte Hajdaj mit Blick auf zwei Ortschaften in der Region Luhansk. „Die heftigen Kämpfe gehen in vielen Richtungen weiter … Das schnelle Charkiw-Szenario wird sich nicht wiederholen“, sagte Hajdaj mit Blick auf den zunächst schnellen Vormarsch der ukrainischen Truppen.
Auch Olexij Danilow vom ukrainischen nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrat warnte: „Wir sollten Euphorie vermeiden, es wird noch eine Menge Arbeit werden, unser Land zu befreien, und die Russen haben viele Waffen.“ Nach jüngsten Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj haben die ukrainischen Streitkräfte bislang rund 8000 Quadratkilometer an russisch besetztem Gebiet zurückerobert. Nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums festigt die Ukraine ihre Kontrolle in den zurückeroberten Gebieten in der Region Charkiw. Die russischen Truppen hätten sich westlich des Flusses Oskil größtenteils zurückgezogen, teilte das Ministerium mit.
Deutschland wird der Ukraine zwei weitere Mehrfachraketenwerfer des Typs Mars 2 zur Verfügung stellen, wie Verteidigungsministerin Christine Lambrecht mitteilte. Ukrainische Soldaten würden daran noch im September ausgebildet. Darüber hinaus würden 50 gepanzerte Fahrzeuge vom Typ Dingo geliefert, sagte Lambrecht auf der Bundeswehrtagung in Berlin. Der mit Griechenland vorgesehene Ringtausch stehe zudem kurz vor dem Abschluss. Die Regierung in Athen werde dann 40 Schützenpanzer an die Ukraine liefern und erhalte dafür von Deutschland 40 Schützenpanzer vom Typ Marder. Zu den von der Ukraine mehrfach geforderten Kampf- und Schützenpanzern sagte Lambrecht allerdings nichts.
„STABILITÄT UND POSITIVE ENERGIE“
Der Krieg in der Ukraine war auch Gegenstand eines Treffens der Präsidenten Russlands und Chinas, Wladimir Putin und Xi Jinping, in Usbekistan. Bei ihrem ersten Treffen seit Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar demonstrierten die beiden Staatschefs Einigkeit. Putin lobte am Rande des Gipfels der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit die „ausgewogene“ Haltung Xis zum Krieg in der Ukraine. Er erhoffe sich einen neuen Impuls zur Vertiefung der russisch-chinesischen Partnerschaft, erklärte Putin. China hat die Sanktionen des Westens gegen Russland verurteilt und Verständnis für das Vorgehen Putins in der Ukraine gezeigt.
Xi nannte Putin einen „alten Freund“ und kündigte eine weitere Zusammenarbeit Chinas und Russlands an, um „Stabilität und positive Energie in eine chaotische Welt“ zu bringen. Die USA forderten China zu einer härteren Gangart gegenüber Russland auf. Die Regierung in Peking sollte das Vorgehen in der Ukraine verurteilen, sagte Präsidialamtssprecher John Kirby. „Die ganze Welt sollte auf Linie sein gegen das, was Herr Putin macht. Jetzt ist nicht die Zeit für irgendwelches business-as-usual mit Herrn Putin.“
Russland indes warnte die USA vor der Lieferung von Langstreckenraketen an die Ukraine. Sollten sich die Vereinigten Staaten dazu entschließen, der Ukraine solche Geschosse für die Raketenwerfer Himars aus amerikanischer Fertigung zur Verfügung stellen, würden sie damit eine rote Linie überschreiten und zur Kriegspartei werden, sagte die Sprecherin des Außenministeriums in Moskau, Maria Sacharowa. Russland behalte sich das Recht zur Verteidigung seines Territoriums vor.
Ukraine dämpft Hoffnungen – Russland stärkt Verteidigungslinien
Quelle: Reuters
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