Berlin, 24. Aug – Die deutschen Exporteure bleiben dem DIHK zufolge auf Milliardenkosten durch stark gestiegene Import- und Erzeugerpreise sitzen. „Die daraus resultierende Belastung für die deutsche Außenwirtschaft beträgt allein für das erste halbe Jahr 70 Milliarden Euro“, sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier, am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Nach Berechnungen und Unternehmensbefragungen des Verbands hoben die deutschen Unternehmen die Preise für ihre Exportgüter im ersten Halbjahr zwar um 14,7 Prozent an. Zugleich legten aber sowohl die Erzeuger- als auch die Importpreise etwa doppelt so stark zu. Zugutekomme dies vornehmlich ausländischen Lieferanten von Rohstoffen, Energieträgern und verarbeiteten Vorprodukten wie Halbleitern.
„Die deutsche Außenwirtschaft befindet sich in einer extremen Kostenklemme, aus der sie sich auch in den nächsten Monaten nicht wird befreien können“, sagte Treier zu dem Umstand, dass die Unternehmen nur einen Teil ihrer höheren Aufwendungen an ihre ausländische Kunden weitergeben können. Die notwendigen importierten Vorleistungen – die immerhin über 40 Prozent an den deutschen Exportwerten ausmachten – und andere Kostenfaktoren seien preislich weit stärker gestiegen als die Ausfuhren. „Nicht zuletzt, weil der mittlerweile äußerst schwache Euro-Außenwert die Importpreise merklich verteuert hat“, sagte der DIHK-Experte. Der EuroEUR= ist zuletzt zum Dollar unter die Parität und auf den tiefsten Stand seit 20 Jahren gefallen, was die auf Weltmärkten häufig in der US-Währung abgerechneten Waren teurer macht.
Auf den ersten Blick fällt die deutsche Außenhandelsbilanz im ersten Halbjahr nicht schlecht aus: So konnten etwa die Exporte trotz des russischen Krieges gegen die Ukraine, Materialengpässen und strickten Dauer-Lockdowns beim wichtigsten Handelspartner China um 13,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesteigert werden. Nach DIHK-Berechnungen ergeben sich in inflationsbereinigter, realer Betrachtung allerdings negative Werte: Die Exporte seien um 1,5 Prozent gesunken, die Importe sogar um 2,5 Prozent. „Damit befindet sich der deutsche Außenhandel bereits jetzt in einer rezessiven Phase“, sagte Treier. Im Gesamtjahr könnte es gerade noch für eine Stagnation der realen Exporte auf dem Niveau des Vorjahres reichen.
„KEINE ANZEICHEN FÜR ENTSPANNUNG – IM GEGENTEIL“
Ein Teil der vornehmlich importierten höheren Kosten bleibt bei den Unternehmen hängen, wie aus der aktuellen DIHK-Konjunkturumfrage hervorgeht. Vor allem in besonders wichtigen Exportbranchen befinden sich demnach viele Firmen in einer Kostenklemme: So geben 17 Prozent der Kraftfahrzeugbauer an, Kostensteigerungen nicht weiterzugeben, in der Pharmazeutischen Industrie sind es sogar 35 Prozent.
„Aktuell gibt es keine Anzeichen dafür, dass sich die angespannte Situation schnell lösen wird“, sagte Treier. „Im Gegenteil: Der Kostendruck bleibt hoch.“ Zu Beginn der zweiten Jahreshälfte stiegen die Erzeugerpreise im Juli mit 37,2 Prozent so stark wie noch nie. „Ein Ende der inländischen, aber auch weltmarktbezogenen inflationären Phase ist nicht in Sicht“, befürchtet der DIHK-Außenwirtschaftschef deshalb.
Zugleich würden die international ausgerichteten deutschen Unternehmen aufgrund der schwächelnden Konjunktur in wichtigen Absatzmärkten auch bei der Nachfrage unter Druck geraten. So rechnen 46 Prozent der deutschen Unternehmen vor Ort in China, dass sich die Wirtschaftsleistung in den folgenden zwölf Monaten abschwächt. Auch in den USA trübte sich die Stimmung ein. „Dies ist keine gute Aussicht für die deutsche Exportwirtschaft“, sagte Treier. Sie lieferte insgesamt 8,9 Prozent ihrer Ausfuhren in die USA und weitere 7,5 Prozent nach China.
DIHK sieht Exporteure in „extremer Kostenklemme“ – 70 Mrd Euro Belastung
Quelle: Reuters
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