Kiew, 07. Aug (Reuters) – Bei dem russischen Beschuss des größten europäischen Atomkraftwerks Saporischschja ist ukrainischen Angaben zufolge ein Arbeiter verletzt worden. Der Vorfall habe sich am Samstagabend ereignet, teilte der staatliche Energiekonzern Energoatom am Sonntag mit. Das Trockenlager des Kraftwerks, in dem 174 Behälter mit abgebrannten Brennelementen unter freiem Himmel gelagert werden, sei von Raketenangriffen getroffen worden, wie das Unternehmen über den Nachrichtenkanal Telegram mitteilte. Der Arbeiter sei durch Granatsplitter verletzt und ins Krankenhaus gebracht worden.
„Drei Strahlungsüberwachungssensoren rund um das Gelände des Kernkraftwerks Saporischschja wurden beschädigt“, hieß es. „Daher ist eine rechtzeitige Erkennung und Reaktion im Falle einer Verschlechterung der Strahlungssituation oder des Austretens von Strahlung aus Behältern mit abgebrannten Brennelementen noch nicht möglich.“
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte eine stärkere internationale Reaktion auf den russischen „Nuklearterror“. Während eines Telefongesprächs mit dem Präsidenten des Europäischen Rates, Charles Michel, forderte er am Sonntag Sanktionen gegen die russische Atomindustrie, wie der ukrainische Staatschef auf Twitter schrieb.
Der Beschuss von Saporischschja alarmierte die Internationale Atomenergie-Organisation. IAEO-Generaldirektor Rafael Grossi warnte am Samstag vor der Gefahr einer Nuklearkatastrophe, die die öffentliche Gesundheit und die Umwelt in der Ukraine und darüber hinaus bedrohen könne. „Jegliche militärische Feuerkraft, die auf die Anlage gerichtet ist oder von ihr ausgeht, wäre ein Spiel mit dem Feuer, mit möglichen katastrophalen Folgen“, erklärte Grossi. Eine Gefährdung der Sicherheit von Saporischschja müsse „um jeden Preis“ vermieden werden.
Am Freitag nahm Energoatom einen der sechs Reaktoren vom Netz, nachdem eine für den Betrieb wichtige Hochspannungsleitung durch Artilleriebeschuss beschädigt worden war. Die Ukraine und Russland wiesen sich gegenseitig die Verantwortung für den Beschuss zu und beschuldigten einander, eine Nuklearkatastrophe zu riskieren. Nach Angaben von Energoatom trat keine Radioaktivität aus.
Energoatom und die IAEO, die an die Vereinten Nationen (UN) berichtet, hatten bereits wiederholt eine Beeinträchtigung der Betriebssicherheit von Saporischschja durch militärische Handlungen beklagt. So war der Zugang der IAEO zu Fernüberwachungssystemen mehrmals unterbrochen worden. Zu Zeiten der Sowjetunion hatte sich im ukrainischen Tschernobyl 1986 die bisher folgenschwerste Katastrophe in einem Kernkraftwerk ereignet.
Ukraine – Arbeiter nach Beschuss von Atomkraftwerk verletzt
Copyright: (c) Copyright Thomson Reuters 2022
Titelfoto: Symbolfoto
Die aktuelle Folge zum FUNDSCENE NFT, Web3 , Metaverse Talk.