Düsseldorf, 21. Jul (Reuters) – Im Vorfeld der Zinsentscheidungen der EZB hat der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, vor einer zu schnellen Erhöhung der Zinsen gewarnt und weitere staatliche Hilfen gefordert. „Wir haben im Augenblick eine importierte Inflation, die durch den Krieg in der Ukraine, die Corona-Pandemie weltweit verursacht wird“, erklärte der Wirtschaftswissenschaftler am Donnerstag im ARD Morgenmagazin. Die Zentralbank müsse zwar die Zinsen erhöhen, um ein klares Signal zu senden. „Aber an der Inflation, die wir im Augenblick erleben, kann sie erst mal nichts ändern.“
Zu starke Zinserhöhungen würden vielmehr die Unternehmen und die Wirtschaft schwächen und damit auch den Arbeitsmarkt. Fratzscher betonte, die Inflation befördere das soziale Ungleichgewicht, daher müsse der Staat eingreifen. „Der Staat muss sich weiter verschulden. Wir sehen es ja im Augenblick. Wir haben eine unsoziale Inflation“, so Fratzscher. „Die Menschen, vor allem Menschen mit mittlerem und geringem Einkommen, brauchen staatliche Hilfe, so dass Schlimmeres verhindert wird.“
Die EZB erwägt laut Insidern für die anstehende Zinswende einen kräftigen Schritt nach oben, um die ausufernde Inflation einzudämmen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters von mit der Sache vertrauten Personen erfuhr, wird auf der Sitzung am Donnerstag neben einer Erhöhung um einen Viertelprozentpunkt auch eine mögliche Anhebung um einem halben Punkt zur Sprache kommen.
DIW-Chef fordert wegen Inflation weitere staatliche Hilfen
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