Frankfurt, 18. Jul (Reuters) – Abflauende Zinserhöhungsängste und Hoffnungen auf Rückenwind für die Wirtschaft locken weitere Anleger an die Aktienmärkte zurück. Dax und EuroStoxx50 stiegen am Montag um jeweils mehr als ein halbes Prozent auf 12.959,81 beziehungsweise 3506,14 Punkte. Der US-Standardwerteindex Dow Jones rückte 0,5 Prozent vor.
Mut mache Investoren das Bekenntnis des chinesischen Notenbankchefs Yi Gang zu zusätzlichen Konjunkturhilfen, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. In den vergangenen Monaten hatten strenge Beschränkungen in der Volksrepublik zur Bekämpfung der immer wieder aufflackernden Coronavirus-Pandemie der Wirtschaft dort und im Rest der Welt zugesetzt.
Die wieder aufkeimenden Konjunkturhoffnungen spiegelten sich unter anderem im Kupferpreis wider. Das Industriemetall, dessen weltweit größter Abnehmer China ist, verteuerte sich um 3,6 Prozent auf 7450 Dollar je Tonne. Es sei aber noch unklar, ob dies nur ein Strohfeuer oder eine Trendwende sei, sagte Analyst Ole Hansen von der Saxo Bank.
Zusätzlich hellten die jüngsten Aussagen führender US-Notenbanker, die sich skeptisch über eine mögliche Zinserhöhung um einen vollen Prozentpunkt geäußert hatten, die Stimmung auf. „Bis zum 27. Juli dürfen Vertreter des Offenmarktauschusses der Federal Reserve keine öffentlichen Reden mehr halten, weshalb man davon ausgehen kann, dass die letzten Signale auch bestimmend für den kommenden Zinsschritt der Fed sein dürften“, sagte Analyst Jochen Stanzl vom Online-Broker CMC Markets.
DOLLAR UNTER DRUCK – ÖL- UND GASPREISE STEIGEN
Vor diesem Hintergrund machten Devisen-Anleger bei der Weltleitwährung Kasse. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, fiel um 0,5 Prozent auf 107,25 Dollar. Im Gegenzug kletterte der Euro auf 1,0157 Dollar, nachdem er vergangene Woche kurzzeitig unter die Parität gefallen war.
Aufwärts ging es auch für den Ölpreis. Die Sorte Brent aus der Nordsee stieg um 4,7 Prozent auf 105,93 Dollar je Barrel (159 Liter). Zum einen machte die Dollar-Abwertung Rohstoffe für Investoren außerhalb der USA attraktiver. Außerdem habe US-Präsident Joe Biden bei seinem Besuch Saudi-Arabiens den großen Förderländern keine Zusagen für eine Ausweitung der Produktion abringen können, sagte Baden Moore, Chef-Rohstoffanalyst der Bank NAB. Damit bleibe das Angebot knapp.
Außerdem warf das geplante Ende der Wartungsarbeiten an der wichtigen Gas-Pipeline „Nord Stream 1“ von Russland nach Deutschland am Donnerstag seine Schatten voraus. Experten befürchten, dass Russland den Gashahn als Vergeltung für Sanktionen des Westens danach nicht wieder aufdreht. Sollte es dazu kommen, drohe Deutschland und anderen Staaten eine Rezession. Der europäische Erdgas-Future fiel allerdings 2,3 Prozent auf 156,25 Euro je Megawattstunde.
SCHWACHES BÖRSENDEBÜT FÜR „VOLTAREN“-MACHER HALEON
Ein schmerzhaftes Erlebnis für die Eigner war das Börsendebüt des „Voltaren“-Anbieters Haleon. Der Marktwert der im Rahmen des größten Börsengangs in Europa seit mehr als einem Jahrzehnt ausgegliederten Konsumgüter-Sparte des Pharmakonzerns GlaxoSmithKline lag mit umgerechnet insgesamt 36,5 Milliarden Euro weit unter dem Preis, den Rivale Unilever Anfang des Jahres geboten hatte. Die Aktien pendelten in London zunächst um ihren Eröffnungskurs von 330 Pence und fielen bis zum Abend um fünf Prozent auf 313,75 Pence. „Die Anleger könnten sich fragen, warum GSK das viel höhere Angebot von Unilever nicht angenommen hat“, kommentierte Analystin Danni Hewson vom Brokerhaus AJ Bell.
Stark gefragt waren dagegen die Papiere der Bank of America und von Goldman Sachs, die an der Wall Street um bis zu 2,8 Prozent gewannen. Der Gewinn der Geldhäuser brach zwar ein, aber nicht so stark wie befürchtet. Bei Ersterem hätten die Zinseinnahmen positiv überrascht, bei Letzterem das Handelsgeschäft, sagten Analysten.
Börsen setzen Erholungskurs fort – Zinsängste schwinden
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