New York, 12. Jan (Reuters) – Laptop statt Privatjet: Investmentbanker verbringen angesichts der hoch ansteckenden Coronavirus-Variante gezwungenermaßen wieder mehr Zeit vor dem heimischen Computer-Bildschirm statt bei Kunden.
Viele Gespräche mit den Fusions- und Investment-Experten seien von den Unternehmen abgesagt worden, einige Banker vermieden aber auch aus eigenem Antrieb persönliche Treffen und bevorzugten Online-Meetings – das ist der Tenor von Gesprächen mit sechs Bankern, die ihre Namen für sich behalten möchten.
Das war im vergangenen Jahr noch anders: Damals hatten Investmentbank-Bosse wie Jamie Dimon von JPMorgan, David Solomon von Goldman Sachs oder James Gorman von Morgan Stanley ihren Mitarbeitern empfohlen, notfalls Firmenjets zu nutzen, um ihre Kunden ohne größere Ansteckungsgefahr treffen zu können.
Nach der Corona-Zwangspause, die die Transaktionsvolumina 2020 auf ein Drei-Jahres-Tief gedrückt hatte, gab es 2021 wieder Einladungen zum Wein und opulenten Abendessen. Einige Häuser richteten sogar die Boni nach der Zahl der Klienten, die ein Banker traf.
Das zahlte sich aus: Das Volumen von Fusionen und Übernahmen (M&A) stieg im vergangenen Jahr weltweit erstmals überhaupt auf mehr als fünf Billionen Dollar, wie aus Zahlen von Dealogic und Refinitiv hervorgeht.
„Mein Motto war immer, wenn ich nicht vor den Kunden stehe, dann tut es ein anderer“, sagt Drew Goldman, hochrangiger M&A-Banker bei der Deutschen Bank. Die Zeiten seien zwar ungewöhnlich, aber: „Wenn die Leute reisen wollen, sich damit wohlfühlen und Vorsichtsmaßnahmen treffen, erlaube ich es ihnen.“
Gerade zu Beginn des Jahres häufen sich normalerweise die strategischen Gespräche mit Vorstandschefs und anderen Top-Managern.
Viele Banker und Manager haben sich längst daran gewöhnt, Deals auch über Online-Plattformen wie Zoom und Teams einzufädeln. Doch vor allem für Nachwuchskräfte ist es ohne Reisen schwer, Kontakte zu knüpfen, von Kollegen zu lernen und neue Kunden zu gewinnen, um rasch in der internen Hierarchie aufzusteigen.
Doch zu Beginn dieses Jahres gewinnt mit Omikron wieder die Vorsicht die Oberhand: JPMorgan, Goldman Sachs und Morgan Stanley ermutigen ihre Mitarbeiter wieder zum Homeoffice, um die Verbreitung des Virus einzudämmen.
Andere gehen noch einen Schritt weiter. So will die Citigroup mit der Devise „no jab, no job“ (keine Impfung, keine Arbeit) die Belegschaft zum Impfen ermutigen.
Wie viele seiner Kollegen hofft Goldman darauf, dass sich die Omikron-Welle angesichts der massiven Ansteckungszahlen bald totläuft. Im Februar sollten Reisen und Arbeit im Büro wieder möglich sein. „Es gibt die Hoffnung, dass wir in den nächsten Wochen irgendwie zur Normalität zurückkehren können“, sagt der Deutsche-Bank-Mann.
Omikron zwingt Investmentbanker wieder zu Online-Meetings
Copyright: (c) Copyright Thomson Reuters 2022
Was heute noch wichtig ist, finden Sie hier.