Berlin, 30. Mai (Reuters) – Volkswagen will trotz der neuesten Enthüllungen über Menschenrechtsverletzungen an der muslimischen Minderheit der Uiguren in China sein Werk in der Provinz Xinjiang weiter betreiben. „Ich glaube, dass die Präsenz der SAIC Volkswagen dazu führt, dass sich die Situation für die Menschen verbessert“, sagte Volkswagen-Chef Herbert Diess dem „Handelsblatt“ (Montagausgabe) mit Blick auf das dortige Gemeinschaftsunternehmen Saic Volkswagen. „Wir reisen dort hin, stellen wie überall auf der Welt sicher, dass unsere Arbeitsstandards durchgesetzt, kulturelle und religiöse Unterschiede respektiert werde.“ Gäbe es Ansatzpunkte für Vergehen, würde massiv dagegen vorgegangen, sagte Diess weiter.
VW steht immer wieder in der Kritik, weil der Autohersteller zusammen mit dem chinesischen Staatskonzern Saic seit 2013 eine Fabrik in der Stadt Urumqi betreibt. Jüngst sollen dem Dax-Konzern dort vom Bund Investitionsgarantien verwehrt worden sein, was bedeutet, dass der Autobauer die finanziellen Risiken selbst trägt. Erst in der vergangenen Woche kamen neue Berichte über schwere Menschenrechtsverletzungen an den Uiguren an die Öffentlichkeit. UN-Menschenrechtsexperten werfen China vor, mindestens eine Million Muslime in Lagern in der westlichen Provinz Xinjiang festzuhalten. Die Regierung in Peking weist den Vorwurf der Menschenrechtsverletzungen von sich.
Der chinesische Markt ist für Volkswagen extrem wichtig. Die Wolfsburger sind dort Branchenprimus. Diess ist trotz der jüngsten Corona-Lockdowns und der Wirtschaftsabkühlung in China zuversichtlich, dass die Volksrepublik Wachstumsmotor bleiben wird: „Obwohl China schon heute der größte Automarkt der Welt ist, werden in Relation zur Bevölkerung immer noch vergleichsweise wenige Fahrzeuge verkauft“, erläuterte der Manager. So komme China beim Bestand auf 250 bis 300 Autos pro 1000 Einwohner. In Deutschland liege der Bestand bei etwa 600, in den USA seien es ungefähr 800. „Allein diese Zahlen machen deutlich, dass China mit Abstand der größte Wachstumsmarkt bleiben wird“, sagte Diess.
ERMITTLUNGEN IN BRASILIEN
Ähnlich wie die Uiguren-Problematik treibt Europas größter Autokonzern seit Jahren seine Rolle während der Militärdiktatur in Brasilien von 1964 bis 1985 um. Nun sieht sich Volkswagen Medienberichten zufolge mit einem Ermittlungsverfahren wegen mutmaßlicher Menschenrechtsverletzungen konfrontiert. Wie NDR, SWR und „Süddeutsche Zeitung“ berichten, beziehen sich die Vorwürfe auf den Zeitraum von 1974 bis 1986, als der Autobauer eine Farm am Rande des Amazonasbeckens unter dem Namen „Companhia Vale do Rio Cristalino“ betrieb.
Dort sollen Verbrechen an Leiharbeitern verübt worden sein, die für Rodungsarbeiten eingesetzt wurden. Der Konzern sei am 19. Mai über das Verfahren in Kenntnis gesetzt und zu einer Anhörung am 14. Juni in Brasilia vorgeladen worden, hieß es. VW wollte sich nicht weiter äußern und sagte auf Anfrage lediglich: „Wir können Ihnen jedoch versichern, dass wir die etwaigen Vorkommnisse auf der Fazenda Rio Cristalino, auf die sich die Untersuchung der brasilianischen Ermittlungsbehörden beziehen, sehr ernst nehmen.“
Volkswagen-Chef hält an Fabrik in Uiguren-Region in China fest
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