Frankfurt, 13. Mai (Reuters) – Zum Abschluss einer turbulenten Börsenwoche sind die Anleger an die europäischen Aktienmärkte zurückgekehrt. Der Dax ging 2,1 Prozent fester auf 14.027 Punkten aus dem Handel, der EuroStoxx50 zog rund zweieinhalb Prozent an. Auch die US-Märkte zeigten sich nach dem Ausverkauf im Technologiebereich erholt. „Es kehrt Ruhe ein, aber wieder ohne fundamentale Neuigkeiten, die nahelegen, dass der Boden erreicht wäre“, sagte Fawad Razaqzada, Marktanalyst bei FOREX.com.
Die Belastungsfaktoren, die die Kurse in den vergangenen Wochen auf Talfahrt geschickt hatten, sind nicht verschwunden: Der Ukraine-Krieg tobt weiter, die US-Notenbank Fed ist mitten in einem Zinserhöhungszyklus und China kämpft mit strengen Lockdowns gegen das Wiederaufflammen der Coronavirus-Pandemie, was Wirtschaftsabläufe weltweit belastet. „Sollte es zu einer Konjunkturabkühlung kommen, könnte es an den Märkten ungemütlich werden“, warnte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG.
ÖLPREIS ZIEHT WIEDER AN – BITCOIN AUF ERHOLUNGSKURS
Am Rohölmarkt schob die Diskussion um ein EU-Embargo russischer Öl-Lieferungen die Preise erneut an. Die Sorte BrentLCOc1 aus der Nordsee verteuerte sich um drei Prozent auf 110,78 Dollar je Barrel (159 Liter). Allerdings bremsten Spekulationen auf eine geringere Nachfrage beim Top-Abnehmer China wegen der dortigen Konjunkturrisiken den Anstieg, sagte Stephen Innes, Geschäftsführer beim Vermögensverwalter SPI. „Investoren warten auf ein Licht am Ende des chinesischen Lockdown-Tunnels.“ Die sinkenden Fallzahlen auf der einen und die wiederholte Verschärfung der Pandemie-Beschränkungen auf der anderen Seite tauchten sie in ein Wechselbad der Gefühle.
Bitcoin-Anleger nutzten die jüngsten Kursverluste ebenfalls zum Wiedereinstieg. Die älteste und wichtigste Cyber-Devise gewann sieben Prozent auf 30.542 Dollar. „Abzuwarten bleibt, ob sich der Erholungsversuch nachhaltig ausgestaltet“, sagte Analyst Timo Emden von Emden Research. „Sämtliche zuletzt zu beobachtende Gegenbewegungen waren temporärer Natur und wurden regelmäßig wieder abverkauft.“
TELEKOM HEBT ZIELE AN – DUNKLE WOLKEN ÜBER TWITTER-DEAL
Am deutschen Aktienmarkt half eine Prognoseanhebung der Deutschen Telekom rund zwei Prozent ins Plus. Die neuen Ziele des Bonner Konzerns blieben aber etwas hinter den Markterwartungen zurück, monierte ein Börsianer.
Aktien des finnischen Energiekonzerns Fortum stiegen um rund elf Prozent. Für den geplanten Verkauf seiner Russland-Geschäfte stehen lokalen Medienberichten zufolge mehrere Interessenten aus der russischen Energiewirtschaft parat, darunter Töchter von Gazprom und Inter RAO. Auch das dortige Stromerzeugungsgeschäft seiner deutschen Tochter Uniper will Fortum abstoßen. Uniper-Aktien standen 10,7 Prozent höher. Händlern zufolge halfen den Titeln auch beschlossene Regelungen des Bundestages bis hin zur Enteignung von Firmen im Falle eines Energie-Notstands.
Bei Twitter zogen an der Wall Street dunkle Wolken am Horizont auf. Tesla-Chef Elon Musk legt seine 44 Milliarden Dollar schwere Übernahme auf Eis und begründete die Unterbrechung des Kaufprozesses mit noch fehlenden Informationen zur Zahl der Spam- und Falschkonten bei dem Kurznachrichtendienst. Twitter-Papiere rutschten sieben Prozent ab, während Tesla rund sechs Prozent zulegten.
Europas Börsen erholt – Belastungsfaktoren bleiben
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Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.