Berlin, 12. Mai (Reuters) – Die deutschen Unternehmen sind angesichts strikter Corona-Lockdowns in China sowie des russischen Angriffs auf die Ukraine einer Umfrage zufolge für ihr Auslandsgeschäft deutlich pessimistischer geworden. 37 Prozent gehen in ihren Regionen von einer Verschlechterung der Konjunktur aus, mehr als doppelt so viel wie noch im Herbst, wie der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) am Donnerstag auf Basis einer Befragung von 4200 Betrieben mitteilte.
„Einen ähnlichen Stimmungsknick hatten wir zuletzt im Frühjahr 2020 erlebt, als der erste Corona-Schock die Weltwirtschaft fest im Griff hatte“, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. „Wir müssen uns weltweit auf sichtlich schlechtere Geschäfte einstellen.“
Ihre eigene Lage bewerteten bei der Befragung im März und April 48 Prozent noch als gut. Das ist nur eine leichte Verschlechterung gegenüber Herbst. „Je näher die Unternehmen am Kriegsgeschehen in der Ukraine angesiedelt sind, desto mittel- beziehungsweise unmittelbarer spüren sie die Auswirkungen des Krieges und der damit verbundenen Sanktionen“, so Treier. Als Folge klagen viele Firmen über stark steigende Rohstoff- und Energiepreise, im weltweiten Schnitt bezeichnen 66 Prozent der Betriebe dies als akutes Problem. In Europa sind die Werte dabei deutlich höher als in Nordamerika oder China. Außerdem gibt es weiter große Probleme mit den Lieferketten.
Politische Entscheidungen spielen laut DIHK eine immer größere Rolle bei der Standortentscheidung, etwa der Umgang mit der Coronavirus-Pandemie. 47 Prozent der deutschen Firmen in China überdenken ihre Aktivitäten dort kritisch. Jedes achte Unternehmen erwägt sogar, die Volksrepublik zu verlassen. „Es braucht meistens Jahre, sich hier zu etablieren und bei der Größe des Landes fällt eine Verlagerung umso schwerer. Desto erstaunlicher ist das Umfrageergebnis“, sagte Treier.
Umfrage – Deutsche Firmen bewerten Auslandsgeschäft deutlich pessimistischer
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Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.