Frankfurt, 20. Apr (Reuters) – Ermuntert von der jüngsten Rally an der Wall Street greifen Anleger auch bei europäischen Aktienwerten zu. Hintergrund ist die Hoffnung auf eine starke Bilanzsaison. Der Dax stieg am Mittwoch um 0,4 Prozent auf 14.204 Punkte und der EuroStoxx50 um 0,8 Prozent auf 3863 Zähler.
Weitere größere Kursgewinne seien aber nicht zu erwarten, warnten Börsianer. Die drohenden wirtschaftlichen Belastungen durch den Krieg in der Ukraine, die hohe Inflation und die steigenden Zinsen dämpften die Kauflaune. Investoren gingen davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) gezwungen werde, nach dem Beispiel der US-Notenbank Fed bald die Zinswende einzuleiten. Dies spiegelte sich in den Renditen der zehnjährigen Anleihen aus den USAUS10YT=RR und DeutschlandDE10YT=RR wider, die mit 2,9 beziehungsweise 0,866 Prozent auf Tuchfühlung mit ihren jüngsten Mehrjahreshochs blieben.
Am Rohölmarkt zog der Preis für die Sorte BrentLCOc1 aus der Nordsee 0,9 Prozent auf 108,19 Dollar je Barrel (159 Liter) an, nachdem er am Dienstag um rund fünf Prozent eingebrochen war. „Der Ausverkauf als Reaktion auf die gesenkte Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF) für das weltweite Wirtschaftswachstum war wohl überzogen“, sagte Warren Patterson, Chef-Rohstoffanalyst der ING Bank. Durch die Ausfälle libyscher Lieferungen und ein mögliches europäisches Embargo für russisches Öl müsse mit weiteren Preisaufschlägen gerechnet werden.
DANONE ÜBERZEUGT MIT ZAHLEN – JUST EAT TAKEAWAY IM BLICK
Bei den europäischen Aktienwerten gehörte Danone zu den Favoriten. Der französische Lebensmittelriese steigerte den Quartalsumsatz um überraschend starke 7,1 Prozent. Die Analysten des Vermögensverwalters Alliance Bernstein sprachen von einem starken Jahresauftakt und hoben positiv hervor, dass neben den Erlösen auch der Absatz zugelegt habe. Zudem schürte ein Medienbericht Spekulationen über einen Zusammenschluss mit dem französischen Milchprodukte-Anbieter Lactalis. Danone betonte allerdings, keine seiner drei Haupt-Sparten verkaufen zu wollen. Die Papiere des Konzerns verbuchten mit einem Plus von bis zu 8,5 Prozent den größten Kurssprung seit mehr als 13 Jahren.
Ins Rampenlicht rückte auch Just Eat Takeaway. Die „Lieferando“-Mutter dampfte zwar wegen eines schwachen Jahresauftakts ihre Wachstumsziele ein. Allerdings denkt der Essenslieferant über einen Verkauf seiner US-Sparte GrubHub nach, die er im vergangenen Jahr für 7,3 Milliarden Dollar geschluckt hatte. Es gebe bereits Gespräche mit Interessenten. Daraufhin stiegen die Aktien von Just Eat um drei Prozent auf 26,87 Euro, nachdem sie zur Eröffnung auf ein Fünfeinhalb-Jahres-Tief von 24,88 Euro gefallen waren.
Die Titel von Siemens Energy fielen dagegen um 4,1 Prozent. Unter anderem wegen anhaltender Probleme bei der Windkraftanlagen-Tochter Siemens Gamesa stellt der Energietechnik-Konzern seine Gesamtjahresziele auf den Prüfstand.
Europas Börsen im Aufwind – Wall Street und Bilanzen helfen
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Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.