Berlin, 18. Apr (Reuters) – Europa kann sich der bundeseigenen Deutschen Rohstoffagentur (DERA) zufolge durch eine verstärkte Wiederaufbereitung unabhängiger von russischen Importen machen. „Wir sehen noch erhebliches Potenzial beim Recycling, auch wenn wir in Deutschland schon vergleichsweise gut unterwegs sind“, sagte der Chef des DERA-Bereichs Rohstoffwirtschaft, Siyamend Al Barazi, der „Automobilwoche“ laut einer Vorabmeldung vom Montag.
Bei Kupfer, Blei, Aluminium und Nickel etwa lägen die Recyclingquoten zwischen 40 und 60 Prozent. Eine Lagerhaltung wichtiger Bodenschätze könnte dazu beitragen, kritische Phasen wie aktuell zu überbrücken: „Andere Länder wie Südkorea, Japan oder die USA betreiben staatliche Lagerhaltung, aber auch die Unterstützung unternehmerischer Lagerhaltung könnte eine Option darstellen“. Wegen des Einmarsches russischer Truppen in die Ukraine will Europa unabhängiger von Lieferungen aus Russland werden.
Europa habe noch viel Potenzial, sagte Al Barazi. „In Finnland etwa gibt es Nickelvorkommen. Interessante Lithium-Lagerstätten finden sich auch in Spanien, Portugal oder Serbien. Die Frage ist aber immer, ob solche Projekte im weltweiten Vergleich wirtschaftlich betrieben werden können.“ Es koste Geld und Zeit, etablierte Prozessketten grundlegend zu verändern.
Die Ukraine und Russland seien vor allem für den europäischen Markt wichtige Lieferanten etwa von Aluminium, Ferrowolfram, Nickel, Palladium und Edelgasen wie Neon, Argon und Xenon. Diese Mengen könnten nicht einfach von heute auf morgen durch andere Lieferanten ersetzt werden. Auch die Versorgung mit Titan und Titanprodukten sehe die Rohstoffagentur sehr kritisch.
Die Deutsche Rohstoffagentur ist eine dem Wirtschaftsministerium nachgeordnete Einrichtung. Sie analysiert und bewertet die internationalen Märkte für mineralische Rohstoffe und fossile Energierohstoffe.
Rohstoffagentur – Recycling macht unabhängiger von Russland
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Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.