Frankfurt, 12. Apr (Reuters) – Nach den US-Inflationsdaten haben sich die US-Anleger am Dienstag wieder aus der Deckung getraut. Der Index der Technologiebörse Nasdaq.IXIC stieg um 0,8 Prozent auf 13.523 Punkte. Der Dow-Jones-Index.DJI der Standardwerte gewann 0,3 Prozent auf 34.424 Zähler. Der breiter gefasste S&P 500.SPX legte 0,5 Prozent auf 4434 Punkte zu.
Die US-Verbraucherpreise stiegen im März zwar um 8,5 Prozent auf den höchsten Stand seit Ende 1981, lagen damit aber weitgehend im Rahmen der Erwartungen. Anleger reagierten erleichtert. „Alles, was auf eine nachlassende Dynamik an der Inflationsfront hindeutet, wird bedeuten, dass die Fed bei der Straffung der Geldpolitik vielleicht nicht so aggressiv vorgehen muss“, erläuterte Mike Reynolds, Investmentexperte beim Finanzhaus Glenmede.
Im Vorfeld der Daten waren Spekulationen auf noch höhere Stände und drastischere Zinsschritte der US-Notenbank aufgekommen. An den Geldmärkten wird momentan eine Wahrscheinlichkeit von 93,5 Prozent gesehen, dass es eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte bei der Sitzung der US-Notenbank im nächsten Monat geben wird.
An den Anleihemärkten gingen die Renditen nach unten. Die Verzinsung der zehnjährigen US-PapiereUS10YT=RR fiel auf 2,682 Prozent. Die US-Notenbank Fed hatte zuletzt signalisiert, die Zinsen aggressiv anheben zu wollen, um die steigende Inflation unter Kontrolle zu bringen. „Ob die Inflationsrate im März ihren Gipfel erreicht hat, hängt vor allem von der weiteren Preisentwicklung bei Öl und Benzin ab“, sagte Ökonom Christoph Balz von der Commerzbank. „Sollte der Ölpreis auf dem jetzigen Niveau von um die 100 Dollar je Barrel Brent verharren und nicht wieder steigen, liegt der Inflationshöhepunkt wohl hinter uns.“
LOCKERUNGEN IN CHINA TREIBEN ÖLPREIS
Der Preis für Rohöl der Sorte BrentLCOc1 aus der Nordsee zog um 7,1 Prozent auf 105,45 Dollar pro Barrel an. Börsianer führten das auf die neuesten Entwicklungen in China zurück. Nach dem strikten Corona-Lockdown in der Wirtschafts- und Finanzmetropole Shanghai durften erstmals seit mehr als zwei Wochen einige Menschen wieder ihre Wohnungen verlassen.
Die Erleichterung über die ersten Lockerungen der scharfen Restriktionen milderten auch die Nachfragesorgen am Rohstoffmarkt. Nach wie vor erwarten Börsianer aber weitere Schwankungen: „Der Ölmarkt ist immer noch anfällig für einen großen Schock, wenn russische Energie sanktioniert wird, und dieses Risiko bleibt auf dem Tisch“, sagte Edward Moya, Marktanalyst beim Brokerhaus Oanda. Die Opec senkte ihre Wachstumserwartungen für die weltweite Ölnachfrage 2022 aufgrund der Virusverbreitung in China, des Ukraine-Krieges und der steigenden Inflation. Zudem warnte sie, dass sie möglicherweise ausfallende Mengen russischen Öls nicht ausgleichen könne.
LULULEMON PUNKTET MIT RESALE-PROGRAMM
Aktien aus dem Energiesektor legten kräftig zu. Der Branchenindex.SPNY kletterte auf den höchsten Stand seit 2015. Im Zuge fallender Zinsen an den Bondmärkten könnten sich Wachstumswerte wie TeslaTSLA.O, AppleAAPL.O und Amazon.comAMZN.O erholen. Sie legten bis zu 2,3 Prozent zu.
Aufwärts ging es auch für Lululemon AthleticaLULU.O. Der Anbieter von Yoga-Sportbekleidung überzeugte die Anleger mit der landesweiten Einführung seines Programmes zur Wiederverwendung gebrauchter Artikel. Kunden können dabei unter anderem ihre gebrauchten Sporthosen, Tops, Shirts und Jacken gegen eine Geschenkkarte eintauschen. Die Aktien gewannen mehr als fünf Prozent.
Nach einer Schießerei in New York stiegen die Aktien der Waffenhersteller Smith & Wesson’sSWBI.O und Sturm RugerRGR.N um je 2,7 Prozent. Titel der Munitionsanbieter AmmoPOWW.O und Vista OutdoorVSTO.N kletterten um bis zu 3,4 Prozent. In einer U-Bahnstation in Brooklyn waren laut CNN acht Menschen erschossen worden, mehrere wurden verletzt. Anleger gingen davon aus, dass viele Waffenbesitzer nun mit schärferen Kontrollen rechneten und ihre Arsenale deswegen aufstocken würden.
Inflation schreckt US-Anleger nicht – Tech-Werte stärker
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