Donnerstag, November 21, 2024
StartNachrichtenWie funktioniert der Energiehandel an der Strombörse?

Wie funktioniert der Energiehandel an der Strombörse?

Wie funktioniert der Energiehandel an der Strombörse? Ein Gastbeitrag von Andreas Lindhorst, Geschäftsführer der Energie Vertrieb Deutschland EVD GmbH

Aufgaben und Funktionen der EEX

Strom bleibt unverzichtbar für die Menschheit und besonders für Industrienationen, lässt sich aber schlecht lagern. Im Idealfall halten sich Verbrauch und Erzeugung die Waage, die Produktion an erzeugter Energie aus erneuerbarem und konventionellem Strom schwankt aber ebenso wie der Verbrauch. Aus diesem Grund existiert in vielen Ländern eine Strombörse, die den auch kurzfristigen finanziellen Ausgleich für Strommengen zwischen Anbietern und Käufern ermöglicht. Für einen Großteil der Unternehmen besitzen kostengünstige und zugleich langfristig kalkulierbare Energiepreise eine hohe Priorität, da sie einen entscheidenden Kostenfaktor für den Betrieb darstellen. Beschaffungsexperten sorgen in diesen Fällen mit kurz- und langfristigen Einkäufen dafür, dass den Kunden zu jederzeit die Energie zur Verfügung steht, die sie brauchen.

Weg zu mehr Wettbewerb

Bis 1998 band der Wohnort einen Stromkunden an einen festen Anbieter, dem in der Regel auch das lokale Stromnetz gehörte, weshalb es keinen preislichen Wettbewerb gab. Veränderung brachte das im Jahr 1998 verabschiedete Energiewirtschaftsgesetz1. Es löste den Betrieb der Stromnetze aus dieser Wertschöpfungskette und erlaubte es somit auch anderen Stromanbietern, die Netze für den Transport ihres Stroms zu nutzen.

Mit dieser Liberalisierung des Strommarkts und der Aufhebung des Monopols ergab sich zudem die Anforderung, für die Ware Strom eine Börse zu schaffen. Sie soll einen Marktplatz für den Austausch zwischen Erzeugern und Anbietern beziehungsweise Großkunden bieten.

Vermittler für den europäischen Energiehandel

Im Jahre 2000 entstanden zuerst die Leipziger Power Exchange (LPX) und die European Energy Exchange in Frankfurt am Main (EEX). Sie schlossen sich 2002 zur neuen EEX in Leipzig zusammen und heute findet dort neben dem Stromhandel auch der Kohle-, Erdgas- sowie Emissionshandel statt. 2008 fusionierten die Spotmarktaktivitäten der französischen und deutschen Energiebörse zur EPEX SPOT2. An ihr können Kunden Strom zu stündlich aktualisierten Preisen erwerben, wie es auch die Energie Vertrieb Deutschland GmbH anbietet.

Die EEX ist die größte Anlaufstelle für Energiehandel in Europa und besaß im Jahr 2020 für den europäischen Terminmarkt ein Handelsvolumen von 4.736 TWh sowie 622 TWh für den Spotmarkt3. Sie verkauft oder kauft selbst keinen Strom. Als Vermittler gewährleistet sie die Erfüllung der hier getätigten Geschäfte.

Energiehandel

Wer darf teilnehmen?

Während des Verkaufsgeschehens bleiben alle Kunden anonym, um bilaterale Absprachen untereinander zu vermeiden. Ende 2000 nahmen noch 40 Kunden aus sieben Ländern an der Strombörse teil. 20 Jahre später steht die EEX aktuell nach ihrem letzten Geschäftsbericht bei 776 Handelsteilnehmern aus 38 Ländern4. Da sie Privatkunden von den Geschäften ausschließt, handelt es sich hierbei vor allem um Energieversorger, Stadtwerke, Industrieunternehmen, Banken, spezialisierte Handelshäuser und Broker. Um an der Strombörse handeln zu dürfen, müssen Unternehmen einen speziellen Zulassungsprozess abschließen5. Genehmigte Handelspartner verbinden sich danach ausschließlich über elektronische Handelssysteme mit der Börse und können so Gebote für den Verkauf und Kauf abgeben. 

Bis kurz vor Schluss

Je nach Lieferdatum findet die Elektrizität Absatz im Spotmarkt oder im Terminhandel. Bei ersteren können Transaktionen dank digitaler Lösungen bis zu fünf Minuten vor Liefertermin stattfinden, wodurch Energieversorgungsunternehmen mit Day-Ahead- oder Intraday-Auktionen die Möglichkeit haben, kurzfristig Engpässe oder Überversorgungen auszugleichen. Faktoren wie das Wetter beziehungsweise die steigende oder sinkende Nachfrage führen dabei oftmals zu starken Preisschwankungen und manchmal sogar zu negativen Preisen. Einerseits kann die Produktion bei Wind, Wasser oder Sonne schnell sinken und damit den Preis in die Höhe treiben. Andererseits besitzt Ökostrom den Einspeisungsvorteil gegenüber konventioneller Energie und sorgt so bei großen Produktionsmengen schnell für einen starken Preisfall.

Andreas Lindhorst, Geschäftsführer der Energie Vertrieb Deutschland EVD GmbH, Quelle: EVD

Blick in die Zukunft

Am EEX Hauptsitz in Leipzig können Kunden am Terminmarkt langfristige Stromhandelsgeschäfte im Zeitraum von einer Woche bis hin zu sechs Jahren tätigen. Die vermarkteten Stromprodukte heißen auch Futures und bieten Planungssicherheit für beide Seiten, da sie innerhalb der Vertragslaufzeit täglich den vereinbarten Preis sichern. Als Untermodell bietet sich noch die Tranchenbeschaffung, wodurch der Energieeinkauf nicht auf einmal, sondern über das Jahr verteilt geschieht, in der Regel mit Quartals- oder Jahrestranchen. Damit vermeiden Kunden einen einmalig ungünstigen Preis und können kurzfristige Marktschwankungen ausnutzen. 

Versorger als verlängerter Arm des Kunden

Gut aufgestellte Versorger wie die Energie Vertrieb Deutschland bieten Kunden und Partnern an, über einen direkten Marktzugang höchst flexibel agieren zu können. Das ist gerade in Zeiten mit hohen Preisvolatilitäten eine der Grundvoraussetzungen für die Chance auf einen günstigen Energiepreis. Denn dadurch können Beschaffungsrisiken reduziert und Chancen gesteigert werden.

Weitere Informationen finden Sie unter www.energiedeutschland.de.

Wie funktioniert der Energiehandel an der Strombörse? von Andreas Lindhorst

Quellen

1http://www.gesetze-im-internet.de/enwg_2005/index.html
2https://www.eex.com/de/eex-ag/eex20
3https://www.eex.com/fileadmin/EEX_Group/EEX_Group_Annual_Report/Annual_Report_2020/210421_EEX_Group_Annual_Report_2020_DE.pdf, S. 6.
4https://www.eex.com/fileadmin/EEX_Group/EEX_Group_Annual_Report/Annual_Report_2020/210421_EEX_Group_Annual_Report_2020_DE.pdf, S. 6.
5https://www.eex.com/de/zugang/zulassung.

Anzeigen
Andreas Lindhorst
Andreas Lindhorsthttps://www.energiedeutschland.de
Seit Juli 2019 ist Andreas Lindhorst Geschäftsführer der Energie Vertrieb Deutschland EVD GmbH. Zuvor hat er seit Markteintritt im Jahr 2014 die Gesellschaft mit aufgebaut und entwickelt. Mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in der Energiewirtschaft verfügt der Betriebswirt aus Hamburg über ein breites Expertenwissen.
- Advertisment -spot_img

Neueste Beiträge

Das könnte dir auch gefallen!

Erhalte ab sofort alle wichtigen Nachrichten des Tages um 19 Uhr kostenlos per eMail in dein Postfach!

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.