Freitag, November 22, 2024
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Volkswirte zum kräftigen Auftragsplus der Industrie im Januar

Berlin, 07. Mrz (Reuters) – Die deutsche Industrie hat zu Jahresbeginn und damit mehrere Wochen vor Ausbruch des Krieges in der Ukraine überraschend viele Aufträge an Land gezogen. Die Unternehmen sammelten im Januar 1,8 Prozent mehr Bestellungen ein als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Von Reuters befragte Experten hatten lediglich mit einem Plus von 1,0 Prozent gerechnet. Sie sagten in ersten Reaktionen:

JÖRG KRÄMER, COMMERZBANK:

„Das überraschend starke Plus bei den Auftragseingängen im Januar zeigt einmal mehr, dass sich die Nachfrage gut entwickelt. Die Auftragseingänge sind mittlerweile so hoch, dass sie eine um rund 10 Prozent höhere Industrieproduktion nahelegen. Zwar werden die Unternehmen weiterhin durch massive Materialengpässe am Abarbeiten ihrer Aufträge gehindert – zumal der Ukraine-Krieg für weitere Probleme sorgt. Aber mittelfristig sprechen die hohen Auftragsbestände für einen deutlichen Anstieg der Produktion.“

ALEXANDER KRÜGER, HAUCK AUFHÄUSER LAMPE:

„Wegen des Ukraine-Kriegs ist der Auftragszuwachs nicht mehr als Schnee von gestern. Problematisch ist, dass Unternehmen immer aufs Neue gehindert werden, Aufträge endlich abzuarbeiten. Jetzt klingt die Corona-Pandemie ab, da tritt mit dem Ukraine-Krieg gleich eine neue Konjunkturbremse zutage. Dadurch werden Vorprodukte für die Produktion fehlen. Unternehmen dürften Aufträge daher vorerst zögerlich vergeben oder bereits erteilte auch stornieren. Für den Produktionssektor wird es vorerst schwierig bleiben.“

THOMAS GITZEL, VP BANK:

„Es ist ein guter Start ins Jahr 2022 für die deutsche Industrie. Die Auftragseingänge knüpfen nahtlos an die guten Vorgaben der letzten beiden Monate des Vorjahres an. Seit Mai 2020 wird die deutsche Industrie regelrecht mit Aufträgen überschwemmt. Der Investitionsbedarf ist rings um den Globus groß. Die Folgen des Krieges in der Ukraine haben für die deutsche Industrie unterschiedliche Auswirkungen. Das wegbrechende Russlandgeschäft mag für einzelne Unternehmen gravierende Folgen haben, aus gesamtwirtschaftlicher Sicht spielt dies jedoch eine nachgelagerte Rolle.

Schwerwiegender ist der Energiepreisanstieg, der die Furcht vor einer Rezession nährt und auf die Investitionslaune der Unternehmen drückt. Darüber hinaus stellt sich natürlich die grundsätzliche Frage, inwieweit die höheren Energiekosten vollständig auf die Produkte umgewälzt werden können. All dies könnte zu einer Belastung für die Auftragseingänge werden.“ 

Volkswirte Auftragsplus

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Copyright: (c) Copyright Thomson Reuters 2022

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